Anna Ermakova liebt Filme und Musik. Diese beiden Leidenschaften hat die Tochter von Boris Becker auf ihrem Debütalbum „Behind Blue Eyes (The Movie Album)“ kombiniert, auf dem sie bekannte Songs covert.
Frau Ermakova, erinnern Sie sich noch an Ihre ersten musikalischen Erfahrungen?
Anna Ermakova: Ja, tatsächlich habe ich den Song erst kürzlich wieder gehört. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich ABBAs Song „Angel Eyes” zum ersten Mal ganz bewusst gehört habe. In meiner Erinnerung habe ich damals zu einer ABBA-CD getanzt, die meine Mutter abgespielt hat.
Wie alt waren Sie da?
Anna Ermakova: Ich müsste da vielleicht sieben oder acht Jahre alt gewesen sein. Als ich den Song jetzt wieder gehört habe, kam diese ganz besondere Erinnerung wieder hoch. Dieses Gefühl war echt toll. Wenn Sie mit Ihrer Frage allerdings meinen, wann ich mir erstmals selbst eine CD aufgelegt habe und mit dem Kopfhörer gehört habe, ist das noch nicht ganz so lange her. Ich hatte eine ziemlich ausgeprägte Emo-Phase und habe viel von My Chemical Romance gehört. Ich weiß nicht, ob sie die erste Band waren, die ich bewusst gehört habe, aber sie waren eine der ersten. Danach kam Nirvana, ich hatte ein großes Grunge-Jahr. Ich hatte viele Phasen, habe viel durchlaufen.
Welchen Film haben Sie als erstes gesehen?
Anna Ermakova: Einer der wichtigsten und ersten Filme war für mich auf jeden Fall „Der Pate”, und den schaue ich mir auch heute noch gerne an. Der erste Teil hat natürlich einen besonders wichtigen Platz in meinem Herzen. Marlon Brando war so großartig – und erst die Filmmusik, mein Gott, das ist so wunderschön. Nino Rota! So genial!
Was braucht ein Song, um gut in einen Film zu passen?
Anna Ermakova: Das kommt drauf an. Er sollte authentisch sein, vor allem in Szenen, in denen es keinen Dialog gibt. Nehmen Sie den Song „Iris“ im Nicolas-Cage-Film „City Of Angels”, der die Szene untermalt, in der Cages Figur als Engel zurückkehrt. Es ist erst vollkommen still, dann fängt „Iris“ von den Goo Goo Dolls im Hintergrund an – und damit ist alles gesagt. Man braucht keine Lyrics, auch die Schauspieler müssen nichts sagen, und auch sonst muss gar nicht viel passieren. Da wird nur Bus gefahren – aber die Szene drückt alles aus, was gesagt werden muss. Es geht aber auch ganz anders: Im Film passiert irgendetwas Erschütterndes, etwas, das alles ganz anders erscheinen lässt. Die TV-Serie „Euphoria” hat da beispielsweise einen tollen Soundtrack mit völlig neuer Musik und neuen Sounds. Es erscheinen derzeit überhaupt viele interessanten Sachen. Zumindest fühlt es sich für mich so an.
Welcher Film-Song funktioniert so gar nicht?
Anna Ermakova: Ich will keine negative Person sein. Ich will nicht sagen: Das und das funktioniert einfach nicht. Wenn es dein Song ist und nicht funktioniert, dann solltest du ihn dir ansehen und dich fragen, wie du ihn verbessern kannst. Negativ zu denken hilft nicht weiter.
Welcher Song sollte unbedingt in einem Film auftauchen?
Anna Ermakova: „Stairway To Heaven” von Led Zeppelin – ein unglaublicher, langer Song. Ich weiß, er ist zu lang für einen Film, aber ich würde es lieben, wenn er dafür verwendet würde. Es ist ein unglaublicher Song – der Aufbau, der Text und dann diese Gitarren-Explosion.
Kommen wir zu Ihrem Album – wonach haben Sie die Songs ausgesucht?
Anna Ermakova: Ich habe Stücke ausgewählt, die sich für mich schon seit vielen Jahren echt anfühlen. Songs, die mir etwas bedeuten, in fröhlichen und emotionalen Momenten. Ich habe einen sehr breiten Geschmack, was Film, Musik, Kunst oder Tanz angeht. Einfach, weil mich alles interessiert. Und deswegen wollte ich die Songs auch möglichst breit gefächert auf dem Album sehen. Abgesehen davon bin ich immer noch dabei, meinen Stil und mein Genre zu finden. Das Experimentieren hilft mir dabei, mich selbst zu finden.
Gehen Sie mit dem Album auch auf Tour?
Anna Ermakova: Da möchte ich noch nicht zu viel verraten. Wir hatten bei den Sessions viele talentierte Musiker dabei, aber ich habe auch alleine an den akustischen Teilen der Songs gearbeitet.
Sind noch Songs aus den Sessions übriggeblieben?
Anna Ermakova: Ja, nicht alle haben es auf das Album geschafft. Vielleicht gibt es ja einen Teil zwei, wer weiß? Manche Songs fühlten sich einfach stärker an als andere. Das ist auch ganz normal so. Alles muss fließen, das Konzept muss stimmen. Besonders in diesem Kontext, dass es eben nicht meine eigenen Songs sind, sondern lauter Cover-Versionen.
Wann haben Sie eigentlich mit der Musik angefangen?
Anna Ermakova: Ich habe schon als Kind gelernt, Instrumente zu spielen. Zudem habe ich im Chor gesungen. Mit acht Jahren habe ich Geige, Harfe und Klavier gelernt, ein Jahr später bin ich einem Chor beigetreten. Musik war also immer ein Bestandteil meines Lebens, vielleicht aber ein wenig im Hintergrund. Professionell betreibe ich es jetzt seit etwa einem Jahr. Ich bin also noch recht neu im Musik-Business. Es ist für mich eine neue Methode, meinen Weg zu finden – künstlerisch und im Leben. Aber es ist auf jeden Fall ein Prozess und Teil eines Heilungsprozesses.
Was machen Sie neben der Musik?
Anna Ermakova: Nun, zuletzt war und ist die Musik mein Hauptbetätigungsfeld. Aber es gibt auch eine Menge, was im Hintergrund passiert, und worüber ich zu gegebener Zeit sprechen werde. Ich reise viel, glücklicherweise kann ich das machen. Und natürlich kümmere ich mich um mich selbst, meinen Körper und meine Seele.
Was ist Ihr Lieblingsfilm?
Anna Ermakova: Ich möchte mich nicht auf einen festlegen, es gibt einfach zu viele.
Und Ihre Top Drei?
Anna Ermakova: Auf jeden Fall „Der Pate“, dann liebe ich „The Breakfast Club” und „Edward mit den Scherenhänden”.