07.08.2023 Interview mit Peter Henrici

"Feuerschwanz" – Den Drachen besiegen

Von Marcus Italiani
Peter Henrici landete mit seiner Band "Feuerschwanz" auf Platz eins der deutschen Charts.
Peter Henrici landete mit seiner Band "Feuerschwanz" auf Platz eins der deutschen Charts. Fotoquelle: IMAGO / Future Image

Mit „Fegefeuer“ sind die Mittelalter-Rocker von Feuerschwanz in Deutschland von null auf Platz eins der Albumcharts gestürmt. Und dafür gibt es gute Gründe, wie prisma im Gespräch mit „Hauptmann Feuerschwanz“ alias Peter Henrici erfuhr.

Die Band Feuerschwanz gibt es seit fast 20 Jahren. Zu Beginn habt ihr mit euren zotigen Texten auf ein Blödel-Image gesetzt. Warum habt ihr in dieser Hinsicht vor einigen Jahren einen Bruch vollzogen?

Peter Henrici: Na ja, wenn man das Zotige übertreibt, dann wird es irgendwann brackig. Du stehst vor deinem Werk wie vor einer drei Tage alten Schale mit Mozzarella-Tomaten. Da vergeht einem der Appetit.

Die ernsthaftere Herangehensweise hat auch dazu beigetragen, dass Feuerschwanz-Alben mittlerweile sehr weit oben in den Charts stehen.

Wobei das ja nichts aussagt, denn die heutigen Charts kann man nicht mit denen von vor 20 Jahren vergleichen. Aber eine Nummer eins in Deutschland hat immer noch etwas zu bedeuten.

Bereits eure letzte Platte hat dieses Kunststück mühelos vollbracht. Auch mit dem neuen Album „Fegefeuer“ seid ihr wieder vorne dabei.

Das stimmt, und wir freuen uns auch über diese Auszeichnung. Am wichtigsten sind uns aber die Shows und die Tatsache, dass wir immer mehr Menschen mit unserer Musik erreichen. Da sind wir mittlerweile auf einem sehr guten Weg, spielen in großen Hallen und haben gute Slots auf Festivals.

Was ist das Besondere an „Fegefeuer“?

Es geht viel um Heldengeschichten und darum, gegen seine inneren Dämonen zu kämpfen. Kurz: Wir wollten die Wurzeln diverser Heldenepen freilegen, die Energie, die dem Ganzen innewohnt. Das ist ein interessantes Thema, bei dem man durchaus den Zeitgeist im Auge haben kann.

Seit ihr euch musikalisch mehr in ein metallischeres Gewand kleidet, geht es für euch stetig bergauf. Dabei seid ihr aber keine Band, die ihre Anfangstage verleugnet. Man kann die eher folkigen Frühwerke immer noch in euren Setlists finden.

Man kann diese Stücke in den Setlists finden, das stimmt. Allerdings eher in homöopathischen Dosen, weil wir das neue Zeug eben so gut finden, dass wir von den Frühwerken wenig spielen, aber dennoch spielen wir diese Stücke weiterhin.

Natürlich birgt euer Stil auch Risiken. Musikalisch habt ihr euch ein etwas engeres Korsett gegeben als bislang. Wohin können sich Feuerschwanz noch entwickeln?

Es geht schon noch auf andere Ebenen. Wenn man sich eine Band wie Sabaton anschaut, die vor einigen Jahren kaum jemand kannte und die mittlerweile zu einem weltweit führenden Metal-Act geworden ist, dann sieht man, was alles geht. Musikalisch sind natürlich alle Akorde bekannt, daher musst du einen eigenen Cocktail mixen, der eben nicht nur aus Alkohol, sondern auch aus Fruchtstücken und anderen Zutaten besteht. Zudem kann man die Show intensiver gestalten, bei der man in verschiedene Rollen schlüpft…

Das macht ihr ja schon vom ersten Tag an.

Richtig. Wir haben es nur an Metal angepasst und lachen nicht mehr. Das sind eben die eisernen Gesetze dieser Szene. Zudem ist Metal solides, anspruchsvolles Handwerk. Und wir haben dafür eben auch die entsprechenden Handwerker in der Band. Showtechnisch und gesanglich haben wir uns eben weitergebildet.

Ihr habt immer wieder Coverversionen gemacht, die euch noch mehr Zulauf gebracht haben. Was lernt man dadurch als Musiker?

Dass wir sehr gut auch mit englischen Texten funktionieren. Und, dass man seine Energie einsetzen muss, um dem Song seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Wir werden durch das positive Feedback kurz gesagt mutiger.

Welcher ist denn der mutigste Song auf der Platte?

Der mutigste ist wohl Siegfried, weil es um diese mittelalterliche Sage geht. Unser Ziel war es, eine neue 2023’er Version daraus zu machen, das Ganze etwas internationaler zu gestalten und ihn von aller diktatorischer Verbrämung zu reinigen. Trotzdem muss man gegen den Drachen kämpfen, also etwas Dämonisches, Mächtiges. Das kann man durchaus auf die heutige Zeit anwenden. Wir haben beispielsweise wieder Kriegsherde in Europa und leben nicht mehr in absoluter Sicherheit. Wie kann ich mich dagegen auflehnen und den Drachen besiegen?

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