14.02.2022 TV-Wildtierärztin

Hannah Emde: "Ich muss das Vertrauen der Menschen gewinnen"

Von Felix Förster

Hannah Emde ist Tierärztin und Artenschützerin aus Leidenschaft. Die 29-jährige ist seit Jahren mit Regenwäldern dieser Welt vertraut und hat bereits über das Leben von Nebelpardern und Orang-Utans auf Borneo, Großpapageien in Guatemala und Lemuren auf Madagaskar geforscht. In "Hannah goes wild" trifft sie in Namibia Menschen, die sich leidenschaftlich für das Leben von Elefanten, Nashörnern und Geparden einsetzen und die Natur schützen wollen. prisma hat mit der jungen Frau gesprochen.

Wie wird man mit 29 Jahren "Wildtierärztin" und welche Aufgaben haben Sie in Ihrem Beruf?

Hannah Emde: Ich habe mich während meines Studiums schon immer sehr für den Artenschutz interessiert und deshalb schon früh Praktika außerhalb meiner Komfortzone gemacht. Ich arbeitete mit Lemuren auf Madagaskar oder mit Nebelpardern auf Borneo. Während dieser Einsätze konnte ich viel von den lokalen Fachleuten lernen.

Sie haben bereits die abgelegensten Naturgebiete besucht, wie reagieren die Menschen auf Sie?

Hannah Emde: Ich bin natürlich zu Beginn immer eine "Fremde" und muss erst das Vertrauen der Menschen gewinnen und mich an die Gegebenheiten vor Ort anpassen. Wichtig ist es, offen und interessiert zu sein. Das war der Schlüssel für eine schöne und lehrreiche Zusammenarbeit, tiefe Freundschaften sind entstanden.

In "Hannah goes wild" treffen Sie zum Auftakt einer neuen Serie in Namibia Menschen, die sich leidenschaftlich für das Leben von Elefanten, Nashörnern und Geparden einsetzen und die Natur schützen wollen. Wie kam der Kontakt zustande?

Hannah Emde: Wir haben lokale Artenschutzorganisationen besucht, die sich tagtäglich für den Schutz dieser seltenen Tiere und Lebensräume einsetzen. So durfte ich hautnah erfahren mit welchen Herausforderungen Tiere und Menschen in Namibia konfrontiert werden. Das hätte ich mir von Deutschland aus gar nicht so vorstellen können.

Worauf können sich die Zuschauer bei den Filmen freuen?

Hannah Emde: Atemberaubende Tierbegegnungen, wunderschöne Landschaften, heldenhafte Menschen und eine begeisterte Hannah mittendrin.

Mit welchen Problemen haben die Artenschützer in Namibia zu kämpfen?

Hannah Emde: Neben der illegalen Wilderei von Nashörnern oder Elefanten, spielen auch der schwindende wilde Lebensraum durch das Bevölkerungswachstum sowie der zunehmende Klimawandel in einem schon jetzt so trockenen Land eine große Rolle.

Viele Menschen in diesen ärmeren Regionen kämpfen selbst ums Überleben und haben von daher kaum ein Unrechtsbewusstsein im Umgang mit Wildtieren. Wie schwierig ist es, sie vom Natur- und Artenschutz zu überzeugen?

Hannah Emde: Ich habe vor Ort so viele Menschen kennengelernt, denen selbst unglaublich viel am Überleben der heimischen Tierarten und dem Bestehen der intakten Ökosysteme liegt. Umso wichtiger ist es, die lokale Bevölkerung in Schutzmaßnahmen und Projekte mit einzubeziehen. In einem Projekt aus der Serie werden zum Beispiel Hütehunde gezüchtet, um die Ziegenherden der Farmer vor Raubtieren zu schützen. Das führt dazu, dass es weniger Konflikte zwischen den Raubtieren, wie den Geparden, und den Farmern gibt – ein tolles Konzept.

Nach Reisen nach Borneo, Guatemala und Madagaskar sind Sie nun in Namibia unterwegs. Welche Eindrücke haben Sie von dem Land mitgenommen?

Hannah Emde: Namibia ist ein Land voller Gegensätze: Von der roten Halbwüste über riesige Felsformationen im Hochland bis zu Savanne und den Feuchtgebieten um den Okavango Fluss. Das Land hat mich mit seiner Schönheit, seiner Weite, seiner abwechslungsreichen Tierwelt und den so freundlichen Menschen sehr fasziniert.

In Deutschland gibt es gerade unter Naturschützern und grünen Politikern die Diskussion "Artenschutz vs. Klimaschutz", da vor allem Windparks unter Artenschützern sehr umstritten sind, da sie radikal in den Lebensraum von Wildtieren eingreifen, Stichwort Vogel- und Insektenschutz. Wie sehen Sie das Problem?

Hannah Emde: Ich glaube, dass es Lösungen gibt, wenn wir Arten- und Klimaschutz zusammendenken. Wichtig ist eine gute Standortwahl, damit können viele Konflikte entschärft werden. Auch ein temporäres Abschalten von ein paar Tagen, zum Beispiel während des Vogelzuges, ist denkbar. Fest steht, ohne ein intaktes Klima wird die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten nicht überleben können.

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