prisma: Im Dezember moderieren Sie mehrere große Shows: „Ein Herz für Kinder“ war bereits an Nikolaus zu sehen, am 23. Dezember läuft eine Spezialfolge Quiz-Champion, an Heiligabend folgt „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“ und zu Silvester „Willkommen 2026“ aus Hamburg. Geburtstag feiern Sie außerdem auch. Ist der Dezember Ihr Lieblingsmonat?
Johannes B. Kerner: Sagen wir mal so, in diesem Jahr häuft es sich ganz besonders mit den Sendungen. (lacht) Aber es war eigentlich immer so, dass im Dezember eine ganze Menge los ist. Ich mag diese Zeit, in der es noch mal gedrängt ist, viele Dinge zu erledigen sind, in der gleichzeitig aber auch so eine Stimmung aufkommt, die von der Dunkelheit geprägt ist, die so ein bisschen was Besinnliches hat. Ein paar Tage nach Heiligabend kann man dann durchatmen und nochmal voll Anlauf nehmen auf Silvester. Also ja, ehrlich gesagt habe ich den Monat ganz gerne, ich habe was dafür übrig, wenn zum Jahresende langsam Ruhe einkehrt. Für mich ist es eine arbeitsintensive Zeit, aber ich liebe meinen Job wie am ersten Tag. Mein Geburtstag spielt da eher eine untergeordnete Rolle. Ich habe jetzt gelernt, dass der jedes Jahr kommt. (lacht) Insofern habe ich total Bock auf den Dezember!
Schauen wir auf die Zeit rund um Weihnachten. Am Dienstag, 23. Dezember, ist eine Spezial-Ausgabe Quiz-Champion zu sehen. Was hat es damit auf sich?
Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal eine Quiz-Champion-Weihnachtsspezialausgabe. Das wird eine Art Jahresrückblick als Quiz. Wir besetzen den Quiz-Champion wie bisher, also mit prominenten Experten, die mit einem Wissensgebiet kommen, und dann kommen die Kandidaten. In den Fragen geht es in der Hauptsache um das, was 2025 eine Relevanz hatte. Also es ist ein Jahresrückblick, in dem man im Grunde genommen nacharbeiten kann, was man verpasst hat im Jahr. (lacht) Wenn man die Sendung guckt, dann kriegt man einen guten Überblick, was in den verschiedenen Fachgebieten die Themen waren.
Das heißt, dann kann man sich alle anderen Jahresrückblicke sparen? (lacht)
Ganz so weit würde ich nicht gehen. (lacht) Ich habe lange Jahresrückblicke moderiert, habe die Menschensendung im ZDF viele Jahre gemacht. Vielleicht ist das jetzt die moderne Form, weil die Leute diese Wissensvermittlung mögen. Wenn wir nachher sagen, da kann man sich alle Jahresrückblicke sparen, dann habe ich nichts dagegen. (lacht) Wir haben wie immer verschiedene Kategorien wie Zeitgeschehen, Film und Fernsehen oder Sport, sodass man einen ganz guten Überblick hat über das, was gewesen ist. Und ich freue mich selbst total darauf, weil ich dann selbst auch noch mal überprüfen kann, was mir durchgerutscht ist und was ich mitbekommen habe in diesem Jahr.
Sie raten also auch selber heimlich mit?
Ehrlich gesagt, das mache ich beim Quiz-Champion ganz oft. Am Anfang gibt es immer die Schnellraterunde, da bereite ich mich natürlich vor, weil die Kandidaten da extrem unter Druck sind. Da möchte ich mich nicht verhaspeln und versprechen. Aber ansonsten habe ich an der Sendung so viel Spaß wie die Zuschauerinnen und Zuschauer auch und wie die Kandidaten. Bei mir ist der Druck nicht ganz so groß, weil ich ja nicht richtig antworten muss. Aber ich knobele schon mit.
Würden Sie gewinnen?
Ich sage mal so: In der Kategorie Sport habe ich, glaube ich, ganz gute Chancen, und auch im Zeitgeschehen. Aber es gibt natürlich Fragen, da haben wir schon selbst Experten wackeln sehen. Wenn es zum Beispiel um Angeln geht und das dann unter Sport fällt, dann komme ich natürlich auch ins Schwitzen. Aber im Großen und Ganzen bin ich bei Sport und bei Politik und Zeitgeschehen oder auch Geografie einigermaßen sattelfest.
Geben Sie dann heimlich Tipps, oder müssen Sie sich das verkneifen?
Ich gebe keine Tipps, aber den Impuls spüre ich natürlich auch. Da steht ein Kandidat, der leidet, der schwitzt Blut und Wasser. Und dann denkst du: Gott, bitte jetzt nicht die falsche Antwort. Aber im selben Moment kommt dann immer der Gerechtigkeitsimpuls, weil es diese sehr harten Regeln bei diesem Quiz gibt. Das ist das, was die die Leute gerne mögen, weil das ganz klare Regeln sind, an die sich jeder hält. Die Kandidaten haben dafür volles Verständnis, weil jeder weiß, hinter der Bühne stehen weitere Kandidaten. Dann sollen die halt ihre Chance bekommen und die spielen nach den gleichen Regeln. Wer bin ich, dass ich das aushebele, wenn mir ein Kandidat sympathisch ist, und ich dem zuzwinkere? Nein, nein, nein, das machen wir nicht. Aus dem Publikum gibt es ja manchmal so „Hustenanfälle“. Da sage ich gerne: Freunde, Vorsagen ist nicht gut. Falsch Vorsagen ist noch schlechter. (lacht)
Am Tag darauf ist Heiligabend, da zeigt das ZDF wieder „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“. Das moderieren Sie jetzt schon seit mehr als zehn Jahren…
Ich habe schon ein paar Bundespräsidenten hinter mir. (lacht)
Sie sind länger dabei als der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier…
Bei den Bundespräsidenten begrenzt das die Verfassung. In Verfassung steht nicht, dass ein Moderator nach zwei Amtszeiten nicht mehr moderieren darf. (lacht) „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“ ist eine extrem schöne Sendung, so ein richtiges Kleinod. Das ist ja keine Sendung, die „Wetten, dass“-Quoten hat, sondern das ist eine Sendung, die sich an die Menschen richtet, die Heiligabend zu Hause sind – oder wo auch immer – und möglicherweise gar nicht viele andere Menschen um sich herumhaben. Die alleine sind, die diese Besinnlichkeit vielleicht auch suchen. Weil ihnen alles andere drum herum zu viel ist. Das ist wie so ein kleines Pralinee, also am Ende vielleicht sogar ein kleiner Fernsehdiamant, weil da einfach festliche Musik in einem extrem festlichen Umfeld zu sehen und hören ist. Das kommt immer aus einer Kirche, wir sind diesem Jahr in Altötting. Das glitzert und die ZDF-Kolleginnen und -Kollegen gehen mit großer Verve daran, das ins richtige Licht zu setzen. Es gibt Herausforderungen, die der Ton mit sich bringt, bei so einer Produktion. Aber da sind alle noch mal so kurz vorm Jahresende total engagiert, um das kleine Edelsteinchen zum Diamanten zu schleifen. Mal gucken, ob uns das wieder gelingt. Aber das musikalische Programm wird bestimmt gut. Ich habe die Sendung ausgesprochen gern.
Sind Sie sich bewusst, dass Sie dann bei vielen Menschen mit am Weihnachtstisch sitzen – im übertragenen Sinne?
Nicht in dem Sinne, dass sich eine Hybris entwickelt, aber dass man eine gewisse Verantwortung hat, den Ton zu treffen – das schon. Man merkt das auch an den Gesprächen, die geführt werden. Das ist nicht Trallafitti, sondern auch da redet man natürlich über die Dinge, die einen bewegt haben. Der jetzige Bundespräsident, mit dem ich das ja schon einige Male gemacht habe, der geht da durchaus ans Eingemachte. Da werden auch politische Verläufe und Abläufe noch mal sehr klar angesprochen. Meine Aufgabe ist, durch das Programm zu führen. Aber ich finde, dass der Bundespräsident und auch die Amtsvorgänger eigentlich immer den Ton getroffen haben, die Menschen auf eine Art und Weise zu berühren und ihnen ein Gefühl von miteinander mitzugeben für diese Tage am Jahresende. Ich habe wirklich eine große Wertschätzung für diese kleine Sendung. Das ist am Ende eine knappe Stunde, und es gibt viel Musik von tollen Künstlern. Ich rede mich gerade so ein bisschen rein in das Gefühl. (lacht) Das wird ganz besonders, ich glaube, ich ziehe eine Krawatte an.
Wie feiern Sie selbst gerne Weihnachten? Sind Sie ein Weihnachtstyp oder eher nicht?
Ich bin Vater von vier Kindern. Die sind jetzt alle nicht mehr Babys, insofern muss ich mich da nicht mehr als Weihnachtsmann verkleiden. Aber diesen Moment der Gemeinschaft, den empfinde ich schon. Für mich ist Weihnachten ein Fest, bei dem Familie eine große Rolle spielt. Das umfasst die gesamte Familie in all ihren Erscheinungsformen. Und auch in der Patchwork-Situation gilt ja: Der Begriff Familie geht über alles. Ich freue mich einfach darauf, eine besinnliche Zeit mit den Menschen zu haben, die mir lieb sind, und bin froh und dankbar, dass das möglich ist.
Eine Woche später geht es direkt weiter mit Silvester – diesmal das erste Mal aus Hamburg, wo Sie auch selbst wohnen. Was erwarten Sie von dem neuen Veranstaltungsort? Bisher wurde ja in Berlin gefeiert…
Ich freue mich total auf Hamburg. Ich kenne noch nicht jedes Detail der Produktion, aber ich weiß, was im Großen und Ganzen vorbereitet ist. Wir melden uns aus der Innenstadt, also vom Wasser aus, was ja nicht überraschend ist in Hamburg. Wir werden eine schwimmende Bühne in der Elbe haben, in der Nähe des Kreuzfahrtterminals. Also, wir können all das, was man mit Hamburg verbindet, zeigen: das Tor zur Welt und Deutschland, ein Volk von Kreuzfahrern. (lacht) Da werden wir sicherlich ein paar Analogien haben. Wir wollen eine Unterhaltungssendung für die ganze Familie sein. Wir werden den Jahresausklang feiern und gleichzeitig große Vorfreude auf 2026 haben. Ich bin sicher, Hamburg wird sich in glänzendem Licht präsentieren. Das ist einfach schön, so was vor der Haustür zu haben. Den Hanseaten sagt man ja nach, dass sie zurückhaltend sind. Nur bei der Beurteilung der eigenen Stadt, da machen sie eine Ausnahme. Da sagen sie, das ist die schönste Stadt der Welt. Ob ich so weit gehen würde, weiß ich nicht. (lacht) Aber es ist wunderschön hier, und ich lebe total gerne in Hamburg. Diesmal bringt es den Luxus mit sich, dass ich meine Co-Moderatorin am Vorabend zum Essen einladen kann.
Dürfen Sie und Andrea Kiewel sich Sachen wünschen, Programmpunkte aussuchen und mitgestalten oder wird alles vom ZDF organisiert?
Dürfen wir. Und wann immer wir uns was wünschen, heißt es: Wünschen, kann man sich vieles. (lacht) Wir machen da gemeinsame Sache. Das ist nicht so, dass wir da hinkommen und irgendwelche Dinge präsentieren, an denen wir kein Interesse haben. Das wird ein Feuerwerk schon ab 20.15 Uhr. Das Ganze wie gesagt von einer von einer schwimmenden Bühne aus.
Das heißt, Sie kommen da auch nicht zwischendurch runter?
Doch, die Bühne ist schwimmend, aber beweglich. Das haben einige Künstler auch schon gefragt. (lacht) Sie wird immer wieder ablegen und anlegen. Die ist riesengroß und dann haben wir die Silhouette von Hamburg im Hintergrund. Da ist die Elbphilharmonie in der Nähe, da sind die Musical-Theater. Das lädt ein, das alles zu zeigen. Wir wollen ein modernes Hamburg präsentieren, auf das sich ganz Deutschland und die Menschen darüber hinaus freuen können. Wir werden nicht in irgendeine Hans-Albers-Romantik verfallen, sondern zeitgemäßes Fernsehen machen. Wir machen echt eine Sendung für die ganze Familie und wollen insbesondere auch die jungen Leute ansprechen. Wir wissen, dass wir an dem Abend so ein bisschen Begleitprogramm sind. Aber das nehmen wir sehr ernst. Wir wollen eine zeitgemäße Unterhaltungsshow abliefern. Feuerwerk ab Viertel nach acht, versprochen! (lacht)
Wie ist es denn, wenn wirklich der Augenblick des Feuerwerks da ist? Sprich Mitternacht. Alle fallen sich in die Arme – und sie stehen auf der Bühne ohne Familie und Freunde…
Ich habe mich ja in der Zwischenzeit daran gewöhnen können. Tatsächlich ist das so ein kleiner wunder Punkt. Da musste ich mich tatsächlich erst dran gewöhnen. Ganz ehrlich, als ich das vor vielen, vielen Jahren zum ersten Mal gemacht habe – das war schon komisch. Null Uhr. Dann guckst du links und rechts. Nichts gegen Andrea Kiewel, aber... (lacht) Das war ein komischer Moment. Dann haben meine Kinder eine Zeit lang begleitet und haben natürlich Freude an dem Line-up gehabt. Ich bin wahnsinnig froh, dass ich da nie alleine bin. Also um mich muss sich keiner Sorgen machen. (lacht) Ich habe das gute Gefühl, dass meine Frau irgendwo in der Nähe ist und wir uns sehen. Aber tatsächlich bin ich in einer Fernsehsendung, bin total konzentriert. Dann ist dieser Countdown, dieser Null-Uhr-Moment, wie wir sagen. Und ja, dann ist auch für eine kleine Sekunde hoch die Tassen. Danach geht die Party weiter.
Sind Sie der Typ, der Vorsätze fürs neue Jahr hat? Der sich vornimmt: Jetzt muss ich aber dringend noch mehr Sport machen oder Ähnliches?
Ich sage mal, Sport machen ist keine schlechte Idee. Ich versuche immer, das, was sozusagen in den „Vorsatzbereich“ kommen würde, vorher zu erledigen. Deshalb bin ich eher jemand, der im Oktober, November Sachen zu erledigen versucht. Aber das mit dem Sport ist schon gut und wichtig. Ich habe auch Lust, mich kulturell weiter zu interessieren. Vor Kurzem habe ich eine wunderschöne Gerhard-Richter-Ausstellung in Paris gesehen. Ich finde es wichtig, offen zu bleiben für alles, und aufmerksam zu verfolgen, was in der Welt und in Deutschland so los ist. Da wird 2026 sicherlich ein sehr, sehr interessantes Jahr.
Wie geht es für Sie im Januar weiter? Gibt es direkt die nächsten Shows und Arbeit oder haben Sie ein bisschen Ruhe?
Mit der Bitte um Verständnis atme ich dann einmal durch im Januar. Dann kommt wieder eine Quiz-Champion-Produktion. Also, es geht zackig weiter. Einer meiner Jahreshöhepunkte ist dann sicherlich die Fußballweltmeisterschaft in Amerika, Mexiko und Kanada, weil ich dort für Magenta fünfeinhalb Wochen vor Ort sein werde. Für jemanden, der im Herzen immer ein bisschen Sportreporter geblieben ist, ist das natürlich eine wunderschöne Aufgabe. Darauf freue ich mich sehr.
Haben Sie aktuelle Streaming-Tipps für unsere Leser?
Ich schaue gerne Sportdokus. „FC Hollywood“ habe ich gesehen und richtig gesuchtet. „The Wagner Brothers“ habe ich ebenfalls geschaut, das ist auch total gut. Die Wagner-Brüder, die beiden Basketballer, waren auch schon bei mir in „Bestbesetzung“ auf Magenta zu Gast – extrem sympathische junge Leute. Und ganz ohne Podcast geht es nicht, da empfehle ich „Der Fall Block. Ein echter Krimi“. Das ist richtig krass.