prisma: Du hast mit „Elon & Jeff on Mars“ jetzt einen Comic veröffentlicht, der die Weltraum-Abenteuer zweier Tech-Milliardäre aufs Korn nimmt. Woher kam die Idee dazu?
Marc-Uwe Kling: Die Idee entstand aus der Kuriosität, dass zwei der reichsten Typen der Welt Raketenfirmen gegründet haben und die Ambitionen haben, den Mars oder den Mond zu kolonisieren. Das fand ich so absurd, dass sie perfekt für eine satirische Geschichte passte. Ich habe die beiden als konkurrierende Nachbarn auf dem Mars dargestellt, die sich ständig übertreffen wollen.
Deine Geschichte klingt schräg im positivsten Sinne. Weißt Du, ob das Thema schon behandelt wurde oder bist Du der Erste, der es so aufgreift?
Marc-Uwe Kling: Die beiden werden natürlich oft durch den Kakao gezogen, aber diese Mars-Reise in Comicform ist, glaube ich, ziemlich einzigartig.
Elon und Jeff sind natürlich bekannt als die Tech-Milliardäre, aber sie sind ja keine komplett negativen Figuren, leisten auch Gutes. Welche Botschaft möchtest Du mit dem Buch Deinen Lesern vermitteln? Wie sie die beiden sehen sollen oder dass sie sich überhaupt erst einmal mit ihnen befassen sollen?
Marc-Uwe Kling: Sie sind vielleicht die prominentesten Vertreter er ersten Klasse von Milliardären. Das ist ein Reichtum, der ungut ist für alle anderen. Das sind einzelne Menschen, die so reich sind, dass sie die Demokratie gefährden, indem sie zum Beispiel einfach ein Massenmedium kaufen und nach ihrer Willkür umwandeln können. Die sind so reich, dass sie unsere Lebensgrundlagen gefährden. Die sind so reich, dass sie potenziell sogar das Überleben der Menschheit gefährden. Als Einzelpersonen sind sie einfach zu mächtig und sie sind auch deswegen so mächtig, weil jetzt seit 45 Jahren, seit Reagan und Thatcher der Neoliberalismus behauptet, wenn die Reichen immer weniger bezahlen, dann ist das gut für alle, weil das Geld nach unten durch tröpfelt. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir sagen müssen: Okay, wir haben es lange genug probiert, es muss jetzt eine Vermögenssteuer geben. Damit all das Geld, das die Neoliberalen quasi den Reichen geschenkt haben, von der Gesellschaft wiedergeholt werden kann. Davon kann man dann alles reparieren, was kaputtgespart worden ist.
Du hast Dich für den Comic mit den beiden intensiv beschäftigt. Siehst du Unterschiede in ihrer Persönlichkeit oder ihrer Herangehensweise an gewisse Themen?
Marc-Uwe Kling: Klar sind sie unterschiedlich. Der eine wird oft als Genie gesehen, der andere mehr als Geschäftsmann. Aber ehrlich gesagt, nach ihrem Verhalten – etwa gegenüber bestimmten politischen Figuren – habe ich für beide wenig Sympathie. Sie stehen für eine ähnliche Art von Machtmissbrauch.
Wie ist das denn für Dich als Texter eines Comics, wenn Du dann mit dem Zeichner zusammenarbeitest? In diesem Fall ist das Bernd Kissel. Wie lief das bei Euch ab?
Marc-Uwe Kling: Wir telefonieren viel miteinander und sprechen dann über das, was jeweils der andere vorgelegt hat. Aber man kann schon sagen, dass ich den Text vorgebe und er das dann zeichnerisch umsetzt.
Neben Deiner satirischen Arbeit bist Du auch in anderen Bereichen aktiv. Ich denke da beispielsweise an die Fantasy-Bücher über die „Spurenfinder“, die Du mit Deinen Töchtern gemeinsam verfasst hast. Steht da in näherer Zukunft ein neuer Band an? Das wäre dann der dritte.
Marc-Uwe Kling: Ja, da gibt es eine frohe Botschaft: Meine Mädchen und ich schreiben gerade an Teil drei. Die Story steht sogar schon.
Wie kam Eure Zusammenarbeit überhaupt zustande? Im zweiten Buch hast Du neben Johanna und Luise, mit denen Du Teil eins geschrieben hast, auch Deine Tochter Elisabeth mit dabei.
Marc-Uwe Kling: Ja, Elisabeth wollte dann auch gerne mit machen. Meine Frau schreibt Bücher, ich schreibe Bücher. Irgendwie war es logisch, dass die Mädels da auch schreiben. Wir plotten die Handlung zusammen, das heißt, die Ideen kommen von allen. Das heißt, bevor wir überhaupt angefangen haben zu schreiben, wussten wir schon ungefähr, was im ganzen Buch passieren sollte, bis zum Ende.
In den Büchern geht es ja mitunter auch heftiger zu.
Marc-Uwe Kling (lacht): Weißt Du was? Die krassesten Sachen kamen immer von meinen Töchtern. Der nächste Band kommt, wenn alles klappt, im Herbst 2026 heraus.
Du schreibst in ganz unterschiedlichen Sujets: Satire, Fantasy, Dystopien. Wie ordnest Du die Themen beziehungsweise wie gehst Du bei der Themenfindung vor?
Marc-Uwe Kling: Das ist kein geplanter Prozess. Es ist eher so, dass eine Idee auftaucht und die Idee dann nach der richtigen Form sucht. Ich habe letztens mit „VIEWS“ sogar einen Thriller geschrieben, was ich gewiss nie vorhatte. Es war nur so, dass ich einfach diese Idee hatte, und es dann versucht habe.
Du lässt Dich einfach darauf ein.
Marc-Uwe Kling: Genau, ich bin sehr neugierig, auf alle Kunstformen.

Fotoquelle: Carlsen Verlag
Marc-Uwe Klings neues Buch heißt „Elon & Jeff on Mars“ und ist bei Carlsen Comics erschienen.