07.10.2025 Im Interview

Lzzy Hale emotional: "Diesem Moment kann man nicht in Worte fassen"

Lzzy Hale ist seit mehr als zwei Dekaden die Frontfrau von "Halestaorm", der Band, die sie als Teenager mit ihrem Bruder gegründet hat. Wir sprechen über das neue Album „Everest“, Lzzys Auftritt bei Ozzy Osbournes Abschiedskonzert und über Herausforderungen, denen man sich stellen muss.
Lzzy Hale in einem goldenen Kleid.
Lzzy Hale, Frontfrau von Halestorm. Fotoquelle: Gettyimages/Jason Mendez

prisma: Lzzy, das neue Halestorm-Album nennt sich Everest und ist unglaublich düster und emotional geworden. Was ist passiert?

Lzzy Hale: Wir hatten nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken, ob das Album zu düster wird oder die Leute und für verrückt halten würden. Es gab keine Vorproduktion oder Demos. Ich wollte mich nur auf das konzentrieren, was mich gerade bewegt und nichts zurückhalten. Letztlich ist es ein Spiegel der Realität.

Was meinst Du damit?

Ich habe mich immer irgendwie alleine mit meinen Gedanken und Emotionen gefühlt. Irgendwann kamen dann Fans nach einer Show zu mir und berichteten, dass sie sich zu einhundert Prozent so fühlten wie ich das in meinen Lyrics darstellen würde. Das hat mir quasi die Augen geöffnet und eine ganz neue Perspektive geschaffen.

Gab es vor den Aufnahmen einen Ansatz, der diese Richtung erahnen ließ?

Nicht wirklich. Ich habe es im Vorfeld schon mal gesagt: Das Album ist die Geschichte unserer Reise als Band, voller schöner Enden und neuer Anfänge. Ich glaube, dass wir gar nicht genug Zeit hatten, um uns zu überlegen, wie das Ding klingen wird, ob es zu düster ist, weil wir alle verrückt geworden sind (lacht). Es musste einfach viel raus. die Aussage der Platte, dass man dennoch über alles hinwegkommen und alles schaffen kann, letztlich also ein Plädoyer für den Glauben an sich selbst.

Diesen Glauben hatte auch dein Freund und Kollege Ozzy Osborne, der sich kurz vor seinem Tod mit einem der gigantischsten Konzerte der Geschichte in seiner Heimatstadt Birmingham von den Fans verabschiedete. Du warst als Stargast mit auf der Bühne. Kannst du deine Gefühle beschreiben?

Es war ein einzigartiger Mix aus Emotionen. Ich glaube nicht, dass ich jemals auf einem vergleichbaren Event aufgetreten bin. Jeder Anwesende war nur dort, um Ozzy zu ehren, das hat man einfach gespürt. In einer solchen Konstellation hatte niemand seine eigene Agenda, es gab keinen Platz für Egos. Jason Momoa, Steven Tyler, Metallica, alle hatten sich dort versammelt, um diesem Mann zu danken. Diesen Moment kann man nicht in Worte fassen.

Womit wir wieder bei heftigen und ehrlichen Emotionen wären. Der Albumtitel „Everest“ lässt erahnen, dass es darum geht, sich einer Herausforderung zu stellen.

Oh, es gibt mehrere Sichtweisen und Interpretationsmöglichkeiten dafür. Die offensichtlichste Metapher ist die von Leuten, die verrückt genug sind, um den Mount Everest zu besteigen, sich auf ein quasi nicht zu bewältigendes Abenteuer einzulassen, bis man den Gipfel des Möglichen erreicht hat. Je mehr wir uns in der Band mit dem Thema beschäftigt haben, desto mehr kamen wir zu dem Schluss, dass es im Grunde gar keinen Gipfel gibt, dass es darum überhaupt nicht geht. Es geht darum, jede einzelne Herausforderung anzunehmen, die sich uns stellt.

Ist das nicht ziemlich oft ziemlich gefährlich?

Nun, es ist schwer das Menschen zu erklären, die diese Art von Leben, das wir gewählt haben, nicht führen. Manchmal fühlen wir uns wie Astronauten, die mit anderen Atmosphären klarkommen müssen. Es gibt eigentlich nur die Auswahl zwischen „zu mondän“ und „zu phantastisch“. Es geht darum, dass wir seit fast 23 Jahren zusammen und sozusagen Kameraden in einer ewigen Schlacht sind. Du erreichst den Gipfel nie, denn es geht immer weiter.

Klingt nach hartem Alltag

Manchmal ist es das auch. Man stellt sich ja oft die Frage, warum man etwas tut. Warum habe ich ein Instrument erlernt? Warum habe ich mich in den harten Rock verliebt? Es gibt ja Millionen einfachere Wege, um Geld zu verdienen. Aber dann wird einem wieder bewusst, dass man es wegen des Geldes gar nicht macht. Es geht eher darum, seinen Traum zu leben und das zu tun, wovon man überzeugt ist. Und wenn ich vor diesem Hintergrund auf das bislang Erreichte blicke, dann macht mich das wieder ziemlich glücklich.