08.03.2022 Schauspielerin

Julia Bremermann: "Das Genre ist egal"

Von Marcus Italiani
Schauspielerin Julia Bremermann
Schauspielerin Julia Bremermann Fotoquelle: Tom Wagner

Julia Bremermann ist die "Neue" im Team von Lena Lorenz. Wie sie ihre Rolle sieht und wie viel "Anwältin" darin steckt, erfahren wir im Interview.

Frau Bremermann, wie stehen Sie eigentlich privat zum Genre Heimatfilm?

Ein Film ist für mich erst einmal eine Geschichte - sie funktioniert, fängt mich, oder eben auch nicht. Das Genre ist egal.

Haben Sie die Lena-Lorenz Reihe zuvor verfolgt? Was ist für Sie das hervorstechende Feature der Serie?

Diese wunderbare Berglandschaft ist schon der Hammer und mir gefallen die Charaktere in dieser Reihe und die Direktheit, mit der sie miteinander umgehen. Judith ist in Berlin quasi meine Nachbarin. Ich habe mit ihr gefiebert, als sie das Angebot bekommen hat und freue mich jetzt sehr, dabei zu sein.

Wie fügt sich Ihre Figur in den Lena-Lorenz-Cast ein?

Aimee passt eben nicht wirklich rein, und das ist das Unterhaltsame. Stadt trifft auf Land, was unweigerlich ein Potenzial für Komik und Konflikt in sich birgt. Ich, beziehungsweise Aimee, war eigentlich nur für eine Staffel geplant, aber sehr bald wurde ich gefragt, ob ich weiter dabei sein möchte. Möchte ich!

Wie schnell konnten Sie sich in die Figur der Aimee hineinfinden und warum?

Aimee ist eine selbstständige Frau, sie ist verliebt in Vinz (Michael Roll), gibt sich aber für diese Beziehung nicht selber auf. Michael und ich haben schon zigmal miteinander gedreht. Wir kennen uns gut, die Arbeit mit ihm macht Spaß und ist wie ein Tanz mit einem sehr vertrauten Partner. Auch haben wir ein ähnliches Gespür für Komik.

In "Die Anwälte" haben sie bereits die Juristin Marita Blum verkörpert. Wie hat Ihnen diese Erfahrung bei der neuen Rolle geholfen, und warum besteht trotzdem keine Verwechslungsgefahr?

Zur Vorbereitung von Marita Blum für "Die Anwälte" habe ich mich viel in Gerichtssälen herumgetrieben, um mich mit der Sprache und dem Habitus vor Gericht vertraut zu machen. In den "Anwälten" ging es um Fälle, bei Lena Lorenz um Babys! Aber trotzdem, die Lust einer Anwältin, einen Fall zu lösen, das Gesetz zu den eigenen Gunsten aufzuschlüsseln und die Lust am Gewinnen ist schon ein Grundmotor für Marita wie auch für Aimee. Marita und Aimee sind zwei komplett unterschiedliche Charaktere, wenn man diese beiden Figuren verwechselt, dann hätte ich wohl etwas falsch gemacht!

Viele TV-Zuschauer kennen und schätzen Sie aufgrund ihrer Rolle als Christina Fehrmann in der beliebten Serie Professor T. Waren Sie traurig, als das Kapitel geschlossen wurde?

Es gibt immer einen kleinen Abschiedsschmerz, wenn etwas Schönes zu Ende geht. Ich lebe, leide, träume und lache mit meiner Rolle – und dann muss man sie gehen lassen. Wir hatten ein fantastisches Team und eine großartige Besetzung. Es waren vier spannende Staffeln, und dann war die Geschichte zu Ende erzählt. Mir gefällt es besser, wenn eine Reihe ein starkes Ende hat, als wenn es sich so langsam wegschleicht, weil keinem mehr etwas einfällt. Besser der Zuschauer vermisst uns und erinnert sich an etwas, was ihm gut gefallen hat, als das er das Interesse an uns verliert.

Was steht bei Ihnen dieses Jahr noch an?

Zurzeit stehe ich im Alten Schauspielhaus in Stuttgart auf der Bühne. Wir spielen "Nur drei Worte" von Joanna Murray-Smith. Ein gut geschriebenes Vier-Personen-Stück. Für mich ist es wahnsinnig bereichernd, nicht nur zu drehen, sondern auch auf der Bühne zu stehen. Die Möglichkeiten sich etwas über einen Zeitpunkt hinweg gemeinsam zu erarbeiten - auch mal in die 'falsche' Richtung zu galoppieren und die Chance zu haben, das zu erkennen und zu ändern. Live auf der Bühne, im Kontakt mit seinen Mitspielern und den Zuschauern durch den Abend zu rocken - das ist Adrenalin pur. Die Vorbereitung für einen Dreh macht man weitestgehend alleine und das Drehen selber ist Haupt-, Generalprobe und Premiere auf einmal – auch toll, aber eben anders. Manchmal schießen mir dann nachts Gedanken durch den Kopf, wie ich etwas hätte anders spielen können... Bei den Dreharbeiten sieht die Kamera jeden Gedanken, die Arbeit ist viel intimer - das hat auch etwas Magisches.

In Stuttgart spiele ich noch bis Mitte März Theater - aber zur Zeit weiß man ja nie... Letzte Woche hatten wir einen Coronafall im Ensemble – bis wir wussten, wie wir das mit der Umbesetzung hinbekommen, haben mein Kollege René Steinke und ich noch, innerhalb eines Tages, eine Szenische Lesung "Loveletters" im Theater auf die Beine gestellt – es war großartig. Lena Lorenz geht dann im Frühjahr weiter und dann kommen auch andere spannende Aufgaben...

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