30.01.2024 „Eine Million Minuten“

Karoline Herfurth: „Weniger erledigen, mehr erleben“

Von Danina Esau
Christoph Doll feiert mit "Eine Million Minuten" sein Regiedebüt.
Christoph Doll feiert mit "Eine Million Minuten" sein Regiedebüt. Fotoquelle: Mathias Bothor

Für ihren neuen Kinofilm „Eine Million Minuten“ über eine Aussteigerfamilie ist Karoline Herfurth durch die Welt gereist. Eine Erfahrung, die sie Überwindung gekostet hat – aber auch dazu geführt hat, ihr Leben zu überdenken.

In „Eine Million Minuten“ spielst du Vera, eine überforderte Mutter, die mit ihrer Familie zwei Jahre auf Reisen geht. Hast du manchmal auch das Bedürfnis, alles stehen und liegen zu lassen und abzuhauen?

Karoline Herfurth: Vor dem Dreh war ich eher ein Reisemuffel, was bestimmt auch mit meiner Flugangst zu tun hat. Die Arbeit an diesem Film hat meine Lust zu Reisen aber definitiv entfacht. Das passt auch zu meinen Vorsätzen für dieses Jahr: Mutig sein und das Leben erleben. Ich bin ein Fan von To-Do-Listen, merke aber auch, dass ich dadurch schnell in einen „Erledigen“-Modus komme. Wenn ich manchmal auf mein Leben zurückblicke, denke ich oft, was für eine tolle Zeit ich hatte, sie aber in dem Moment gar nicht richtig wertgeschätzt habe, weil ich meine Liste abgearbeitet habe. Ich habe mir vorgenommen, weniger zu erledigen und mehr zu erleben.

Der Film basiert auf dem Leben der Familie Küpers, die „ausgestiegen“ ist über ihre Erfahrungen ein Buch veröffentlicht hat. Wart ihr in Kontakt?

Karoline Herfurth: Ja, ich hatte das große Glück, die echten Küpers kennenlernen zu dürfen. Vera und ich waren wie zwei Magnete, die nach dem ersten „Hallo“ für drei Stunden nicht mehr auseinanderzukriegen waren. Ich hatte so viele Fragen! Vera ist ein unglaublich lebensbejahender, weltoffener und liebevoller Mensch und es war schön, sich in dieser Arbeit von ihrem Wesen inspirieren und von ihrer inneren Sonne anstecken zu lassen.

Habt ihr viele Gemeinsamkeiten oder musstest du dir die Rolle aneignen?

Karoline Herfurth: Die Art und Weise, wie wir auf die Welt blicken, ist lustigerweise ein bisschen verschieden. Nicht von der Haltung her, aber von der Offenheit. Als ich Vera das erste Mal getroffen habe, sagte sie: Du wirst das so lieben, diese ganzen Naturgeräusche und Tiere in Thailand. Das war leider nicht so, ich bin ein totales Stadtkind. Ich habe als Kind geheult, wenn mir ein Käfer über den Arm gelaufen ist. Vera ist jemand, die das Reisen schon immer geliebt hat. Für mich ist es ein Abenteuer, das Überwindung kostet. Was eigentlich schade ist, weil ich während der Dreharbeiten gemerkt habe, wie fantastisch es ist, auf Reisen zu sein.

Seid ihr dem Buch treu geblieben oder habt ihr die Geschichte verändert?

Karoline Herfurth: Wir haben uns von der Geschichte inspirieren lassen, aber wir wollten sie nicht haargenau nacherzählen. In den Konflikten, die im Film aufkommen, können sich viele wiederfinden und haben nicht unbedingt mit den Erfahrungen der Küpers zu tun. Es ist eher eine universelle Auseinandersetzung mit Themen, die Paare und Familien betreffen. Was ich aber immer versucht habe, ist Veras Lebenslust und Sinnlichkeit in die Rolle mitzunehmen.

Ihr habt unter anderem in Thailand und Island gedreht. Welches Land hat dir besser gefallen?

Karoline Herfurth: Beides war wundervoll. In Thailand haben wir auf derselben Insel gedreht, in demselben Häuschen, in dem die echten Küpers eine Zeit lang gelebt haben. Wir wohnten alle gemeinsam in einem kleinen Dorf, drehten in malerischer Kulisse und trafen uns jeden Abend mit dem ganzen Team zum Spieleabend im Restaurant. Es war warm und paradiesisch. Island war ganz anders, kalt, karg, zauberhaft und magisch. Dieses Land kennen zu lernen, lohnt sich sehr. Die Menschen sind herzlich und es hat sich für mich tatsächlich so angefühlt, wie es die Vera im Film erlebt: ein richtiges Zuhause in einer so schönen Gemeinschaft voller lieber Menschen zu finden. Das kann ich mir in Island vorstellen.

Dein Ehemann Christopher Doll gibt mit „Eine Million Minuten“ sein Regiedebüt. Wie lief die Zusammenarbeit?

Karoline Herfurth: Ich habe mir schon seit einer Weile gewünscht, dass er endlich selbst Regie führt und dieser Wunsch ist jetzt endlich in Erfüllung gegangen. Das wollte ich auf keinen Fall verpassen und war froh, dabei sein zu dürfen. Da er schon von Anfang an mein Produzent ist und während meiner Dreharbeiten jeden Tag mit mir am Set steht, sind wir es gewohnt, eng zusammenzuarbeiten. Ihm dabei zusehen zu können, wie er seine Vision dieser Geschichte in die Wirklichkeit übersetzt, hat mir sehr großen Spaß gemacht. Ich hoffe, dass wir in Zukunft noch öfter auch in dieser Konstellation zusammen Filme machen werden.

Was würdest du mit eine Million Minuten, also knapp zwei Jahren, anfangen?

Karoline Herfurth: Ich habe mich während meines Studiums dafür entschieden, mich zu exmatrikulieren und in der Regie zu arbeiten, weil ich beides nicht geschafft habe. Ich hatte zu wenig Zeit und konnte mich nicht mehr auf mein Studium konzentrieren. Ich wusste aber immer, dass ich mein Studium beenden möchte, wenn ich mir irgendwann zwei Jahre aus meinem Alltag rausnehmen kann.

Der Film „Eine Million Minuten“ mit Karoline Herfurth und Tom Schilling ist ab dem 1. Februar im Kino zu sehen.

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