30.09.2024 Schauspielerin im Interview mit prisma

Krimi-Star Thelma Buabeng: „Ich freue mich auf alles, was kommt“

Von Felix Förster
Thelma Buabeng spielt „Die Polizistin“ Gloria Acheampon.
Thelma Buabeng spielt „Die Polizistin“ Gloria Acheampon. Fotoquelle: ZDF/Christine Schroeder

„Die Polizistin und die Sprache des Todes“ heißt der Krimi, der am Montag, 30. September, um 20.15 Uhr im ZDF läuft. Darin spielt Thelma Buabeng die Profilerin Gloria Acheampon. prisma hat mit der Schauspielerin über ihre Rolle und den Film gesprochen.

Schönen Gruß aus dem Rheinland nach Berlin! Du bist ja eigentlich quasi ein „kölsches Mädel“. Bist Du noch häufiger in der alten Heimat?

Thelma Buabeng: Ich war letzte Woche noch da. Meine Schwester wohnt in Köln, mein Bruder wohnt in Leverkusen, der Rest meiner Familie im Bonner Raum. Deshalb bin ich auch öfter da. Vergangene Woche war ich bei meiner Mutter, da ich gemeinsam mit ihr für ein Fernsehformat gedreht habe. Das war sehr schön. Meine Schwester hatte zudem Geburtstag und das habe ich als Anlass für ein bisschen Family-Time genutzt. Das kommt leider viel zu selten vor, aber ich bin natürlich so oft da wie es geht.

In unserem Gespräch soll es vornehmlich um Deinen neuen Film „Die Polizistin und die Sprache des Todes“ gehen, der Ende September in der ARD läuft. Bist Du da schon gespannt auf die Reaktionen?

Thelma Buabeng: Ich bin total gespannt auf die Reaktionen. Die Deutschen lieben ihre Krimis, von daher wird der Film bestimmt sein Publikum finden. 

Du selbst hast auf Deinen Kanälen schon relativ früh auf den Film hingewiesen, schon am Anfang des Jahres. Daran merkt man, dass Du stolz bist auf die Rolle. Kommt da auch ein wenig Nervosität dazu, je näher der Sendetermin rückt?

Thelma Buabeng: Wie Du schon sagst, bin ich natürlich total stolz auf den Film. Ich glaube, ich bin die erste schwarze titelgebende Kommissarin im deutschen Fernsehen. Ich weiß noch, dass ich früher mal gedacht habe: Ach, wenn man es in Deutschland irgendwie geschafft hat, dann ist man Tatort-Kommissarin (lacht). Jetzt habe ich ja quasi meinen eigenen Tatort, an dem ich ermitteln darf. Da kann ich nur Lars Becker, dem tollsten Regisseur der Welt, danken. Wirklich ein ganz, ganz lieber, toller Mensch. Auch dem großartigen „Studio Zentral“-Team bin ich sehr dankbar. 

Da höre ich heraus, dass die Dreharbeiten sehr angenehm waren.

Thelma Buabeng: Auf jeden Fall, gerade in Hinblick auf die Stimmung, die es in der Filmbranche gerade gibt, mit den ganzen Hierarchien und dem Machtmissbrauch. Unser Set war das genaue Gegenteil, und das war total schön. Ich bin einfach so stolz auf das Gefühl, es geschafft zu haben. Trotzdem bin ich natürlich total aufgeregt. Ich weiß ja nicht, ob es den Leuten gefällt.

Das weiß man vorher ja eigentlich nie.

Thelma Buabeng: In meinem Fall ist natürlich schön, dass sich die Black Community total für mich mitfreut.

Du bist schon irgendwie angekommen. Ich meine, wenn man Krimi macht, die Hauptrolle spielt, dann ist das so. Du hattest Dich in früheren Interviews geäußert, dass Dir in der Vergangenheit mitunter Klischee-Rollen angeboten wurden. Das ist in diesem Fall völlig anders. Du spielst die Fallanalystin Gloria Acheampon. Wie ist die Figur angelegt?

Thelma Buabeng: Gloria Acheampon ist Profilerin, die beim Bundeskriminalamt arbeitet. Sie wird bei bestimmten Fällen hinzugerufen. Das heißt – und das ist auch das Schöne an diesem Krimi: Sie ist nicht an eine bestimmte Stadt gebunden. Gloria hat einen kleinen Sohn und lebt getrennt von seinem Vater. Sie ist alleinerziehend, und der Zuschauer merkt schnell, dass sie viel arbeitet, sich aber die Zeit freiräumen muss, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Der Junge kommt im Film auch vor, da er mich sozusagen vor Ort besucht. Gloria ist eine taffe Frau, die sich natürlich in dieser Männerdomäne beim BKA durchboxen musste. Sie ist darüber hinaus hochprofessionell und selbstbewusst, geht strategisch in ihrem Job vor. Sie weiß einfach, was sie macht.

Das Thriller- und Krimi-Genre kennt durchaus starke Frauenrollen, wenn ich da etwa an Clarice Starling, die Profilerin aus den Hannibal-Lecter-Filmen denke. Hattest Du für Gloria Vorbilder, oder wie bist Du an die Rolle herangegangen?

Thelma Buabeng: Ich schaue selbst gerne Krimis und stehe auf Crime-Formate, deutsche und auch internationale. Ohne mich jetzt mit anderen Rollen vergleichen zu wollen, aber ich habe sehr gerne „The Closer“ mit Kyra Sedgwick geschaut. Als Vorbereitung auf die Rolle der Gloria habe ich mir auch diese Serie noch einmal angesehen, aber auch andere Kommissarinnen. Ich habe mich persönlich noch einmal genauer mit dem Genre auseinandergesetzt und versucht, eine eigene Figur für mich zu kreieren. Bisher kannte man mich ja eher aus komödiantischen Rollen, in denen ich immer ein bisschen witziger, ein wenig lauter bin und immer den Schalk im Nacken habe. In diesem Fall habe ich mich bewusst zurückgenommen, auch wenn mir das mitunter schwergefallen ist (lacht). Letztlich ist es nämlich doch einfacher für mich, eine schlagfertige Powerfrau zu spielen, die irgendwie alle wegbläst. Das war bei „Die Polizistin und die Sprache des Todes“ nicht so und damit irgendwie auch eine besondere Herausforderung für mich. Letztlich habe ich dann Zugang zu Gloria gefunden. Ich hoffe, das kommt gut rüber.

Ist eine Reihe geplant?

Thelma Buabeng: Ja, ich darf freudig verkünden, dass wir nächstes Jahr schon einen zweiten Teil drehen.

Das ergibt viele Möglichkeiten, denn Du hast ja eben schon erzählt, dass Gloria Acheampon an keine Orte direkt gebunden ist, sondern an die verschiedenen Tatorte gerufen wird.

Thelma Buabeng: Genau, beim ersten Film sind wir an der deutsch-dänischen Grenze, sogar auf beiden Seiten dieser Grenze. Beim nächsten Mal sind wir dann in einer anderen Stadt. Ich weiß natürlich schon, wo das ist, weiß aber gar nicht, ob ich das schon verraten darf (lacht).

Du hast schon öfters mit dem Regisseur des Films, Lars Becker, zusammengearbeitet. Was ist das Besonderes an ihm?

Thelma Buabeng: Lars ist einer der wenigen Regisseure, wenn nicht sogar der Einzige im deutschsprachigen Raum, der schon seit über 20 Jahren People Of Color in allen möglichen Rollen benennt. Und dabei besetzt er sie auch über die typischen Klischeerollen hinaus. 

Und das ganz ohne einen Quotendruck.

Thelma Buabeng: Genau und das nicht erst seit „Black Lives Matter“, nicht erst seitdem diese Themen irgendwie laut geworden sind, sondern er macht das schon seit Jahren. Lars ist einer der wenigen, der schon so lange bei Panels beispielsweise der Filmakademie, immer im Sinne der Diversität den Mund aufmacht und kämpft, auch für meine Community. Ich durfte schon ein paar Mal mit ihm arbeiten und er ist ein toller Mensch. Zudem arbeitet er immer sehr viel, ein Drehtag mit Lars ist sehr lang (lacht). Er ist eben ein Perfektionist, von daher weiß das Team immer schon vorher, dass es ein bisschen später werden kann. Wir sind mittlerweile auch miteinander befreundet. 

Eure Wege haben sich immer wieder gekreuzt.

Thelma Buabeng: Ich weiß noch wie Lars mir vor mittlerweile drei Jahren gesagt hat, dass er da eine Idee, ein Konzept für mich hätte, dass „Die Polizistin“ heißt, und er mit mir darüber reden möchte. Er ist sozusagen der erste und einzige Regisseur, der seine ganzen Versprechen mir gegenüber wirklich wahrgemacht hat. Das muss ich ihm lassen.

Du bist in vielen Genres zuhause: Kinderprogramm mit „Löwenzahn“, Literaturverfilmung mit „Berlin Alexanderplatz“, Komik mit „Clashing Differences“ und „Freaks“. Ist das ein Spiegelbild Deiner Person, dass Du immer etwas Neues ausprobieren möchtest?

Thelma Buabeng: Ehrlich gesagt, habe ich mich damals auch aus der Not heraus ein bisschen breiter aufgestellt, als es, wie Du eben schon gesagt hast, so ein bisschen mit diesen Klischee-Rollen angefangen hatte. Ich bin im Rheinland groß geworden, kann kölsch sprechen. Die Sprache, die ich am besten spreche, ist Deutsch. Und dann wollte die Filmbranche von mir, dass ich gebrochen Deutsch oder gar kein Deutsch spreche, in Rollen als Prostituierte, Sklave, Putzfrau oder Refugee. Das war zu Beginn meiner Karriere. Ich dachte, oh mein Gott, was ist hier los? Seht Ihr mich nicht? Und deswegen habe ich damals auch mit meinem Comedy-Programm angefangen, mit „Tell Me Nothing From The Horse“, meinem YouTube-Channel.

Also war das aus der Not heraus geboren?

Thelma Buabeng: Irgendwie schon. Es ist dann als politisches Satire-Format mit seinen so vielseitigen Frauenfiguren total erfolgreich geworden, einmal in der Community, aber auch grundsätzlich. Ich habe das dann mit meiner wunderbaren Freundin, der Singer-Songwriterin Celina Bostic, als Live-Programm auf die Bühne gebracht. Am Gorki oder auch am Schauspielhaus Zürich. Insgesamt habe ich mich breiter aufgestellt. Und jetzt bin ich ehrlich gesagt sehr froh und dankbar, dass ich so vieles machen kann. Das ist die Herausforderung eines Schauspielers, Figuren zu kreieren mit ganz unterschiedlichen Charaktereigenschaften. Es ist ein Privileg für mich, dass ich nicht an ein Genre gebunden bin, sondern viele verschiedene Sachen ausprobieren darf und kann.

Wenn Du an Deine Anfänge denkst, wie ist da Deine Erinnerung? Wie war das als junge Frau in die Schauspielerbranche reinzukommen? Du hattest damals die ersten Auftritte in der Lindenstraße.

Thelma Buabeng: Sich für eine Karriere als Schauspielerin oder Künstlerin zu entscheiden, ist grundsätzlich immer schwierig. Wenn ich heute daran denke, wie blauäugig ich damals in der Lindenstraße war. Ich wusste vieles einfach noch nicht. Das erste Mal am Set habe ich gar nicht gecheckt, wie das abläuft. Da hatte ich nur einen Auftritt ohne Text. „Wir brauchen nur deinen Arm, wir wollen nur sehen, wie du durch die Tür gehst.“ Das war die Anweisung. Da habe ich nachgefragt: Werde ich trotzdem bezahlt? (lacht) Das waren meine Anfänge in der Filmbranche, es war alles total überwältigend, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich daran zurückdenke, das ist jetzt auch schon über 20 Jahre her, dann ist das eine lange, lange Reise, die ich gemacht habe, auf die ich aber auch sehr stolz bin und über die ich mich auch sehr freue. Ich erinnere mich sehr gerne an diese Anfänge zurück, auch wenn diese erste Rolle, die ich da gespielt habe, eine AIDS-kranke Nigerianerin war, die den Sohn ihrer verstorbenen Schwester abholen musste.

Das klingt heftig.

Thelma Buabeng: So wurde ich in die Serie eingeführt: Ich steige aus einem Taxi, das ich anscheinend nicht bezahlen kann, weil ich erstmal die Leute auf der Straße angeschnorrt habe, dass sie mir mein Taxi bezahlen. „You have 8 Euros, you have 8 Euros?“ Das war der erste Text, den ich da gesagt habe (lacht).

Im Nachhinein kann man drüber lachen, aber das ist schon hart, oder?

Thelma Buabeng: Ja, das ist wirklich hart. Aber man kann nur drüber lachen und ich freue mich jetzt einfach auf alles, was kommt. 

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