08.03.2021 Kabarettist und Musiker

Rainald Grebe

Von Felix Förster
Rainald Grebe ist eigentlich ein Mann der Bühne. Momentan bereitet er sich im Studio darauf vor, hoffentlich bald wieder auftreten zu können.
Rainald Grebe ist eigentlich ein Mann der Bühne. Momentan bereitet er sich im Studio darauf vor, hoffentlich bald wieder auftreten zu können. Fotoquelle: Aessandro De Matteis

Rainald Grebe hat gerade sein neues Album "Popmusik" veröffentlicht. Darin zeigt sich der Musiker, Kabarettist und Schauspieler äußerst beschwingt, geradezu poppig und melodiös.

2021 ist für den gebürtigen Kölner das große Jubiläumsjahr: Seinen 50. Geburtstag möchte er am 31. Juli gerne mit seinen Fans auf der Berliner Waldbühne nachfeiern, wenn Corona und die Politik es denn zulassen. prisma sprach mit ihm über sein neues Album, Wissenschaft und Meinung sowie prophetische Mundschutzmasken.

Es ist gar nicht so einfach, Sie auf ein bestimmtes Metier festzulegen. Kabarettist, Sänger, Regisseur, Schauspieler: Als was würden Sie sich selbst bezeichnen?

Als Universaldilettanten.

Wie stellt man sich bei Rainald Grebe, einem Mann der Bühne, den derzeitigen Modus in Corona-Zeiten vor?

Ich versuche auszuweichen auf´s Schreiben. Ich schreibe ein Hörspiel über den Autor Hans Fallada und ein Buch über mein Leben: Ich erfinde gerade meine Autobiografie. Ich führe Zoom-Interviews, um meine neue Platte zu bewerben. Da wir gerade nicht live spielen können, ist das meine einzige Bühne. Und natürlich Bühnenshows für irgendwann vorbereitend.

Ihr neues Album, das gerade erschienen ist, nennt sich "Popmusik". Was verbirgt sich für Sie hinter dem Begriff?

Erstmal zwölf neue Songs: ohne Klavier, mit alten Orgeln. Mit neuem Soundgewand zwischen Elektropop, NDW und Poppeldihoppelwop. Pathetisch, poppig, melancholisch. Und was sich hinter dem Begriff Popmusik verbirgt: alles, das ist ja das Schöne. Es gibt keine Definition, außer vielleicht: was vielen gefällt.

Beim neuen Album haben Sie einen neuen Ansatz gewählt, alles ist melodiöser, rhythmischer. Wie kam es dazu?

Melodiöser stimmt nicht, das war meine Musik vorher schon. Es waren wie immer irgendwelche Klavierlieder mit Melodie, ohne viel Rhythmus. Und dann habe ich Martin Bechler von Fortuna Ehrenfeld angerufen und gesagt: "Ich hab kein Bock mehr auf Klavier. Mach mal Popmusik draus." Und dann kam er mit seinen Computern und Rhythmusmaschinen nach Brandenburg in mein Studio im Mai 2020.

Anlässlich Ihres 50. Geburtstages planen Sie für den 31. Juli 2021 eine große Sause auf der Berliner Waldbühne. Glauben Sie, dass die stattfinden kann? Wenn ja, worauf können sich die Zuschauer freuen? Wird es auch eine Tour geben?

Eine Tour zu meinem 50. Geburtstag wird es nicht geben, der Abend in der Waldbühne ist ein singulärer Abend. Einmal und nicht wieder. Und auch wenn nicht die volle Anzahl an Zuschauern reingelassen wird (22 000 ist eh zuviel, 20 000 reichen), es wird stattfinden. Und worauf können sich die Zuschauer freuen? Auf fünf Stunden Spektakel!

Ihre aktuelle Single heißt "Wissenschaft ist eine Meinung". Dieser Titel passt perfekt in die momentane Grundstimmung im Land. Die Grenzen zwischen der Wissenschaft mit den immer selben Experten, die scheinbar seit einer Ewigkeit immer dasselbe von sich geben, und den von Ihnen genannten Aluhüten sind dabei fließend. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Es ging mir dabei eher um die Frage, was die Kunst noch an Fantasie den Verschwörungspraktikern entgegenzusetzen hat. Da ist eine blühende Fantasie am Start und ich fühle mich immer im Hintertreffen wenn ich da reinzappe. Was will man da für Songs machen, wenn ein QAnon-Typ sagt, dass Hillary Clinton das Blut von Kindern trinkt? Wie will ich das kontern oder übertreffen? Ich wurde immer sachlicher und stummer und habe Frau Merkel verteidigt, ich wurde staatstragend. Und dieser Song ist ein Befreiungsversuch in Richtung Dadaismus.

Sie sind vor elf Jahren bei der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises fast prophetisch mit einem Mundschutz aufgetreten. Was denken Sie heute, wenn Sie die Bilder von damals sehen?

Ich war damals ein Prophet. Nein, ich war vorher in Hongkong und habe mitgebracht, was da viele tragen.

Das könnte Sie auch interessieren