Tanja Schleiff kommt aus einer Schauspielfamilie, hat schon als kleines Kind auf der Bühne gestanden und wurde an der namhaften Bartholdy-Akademie in Leipzig ausgebildet. 2004 kam sie für die Arbeit nach Düsseldorf – und blieb für die Liebe.
Ihre Eltern sind beide Schauspieler – wurde Ihnen der Berufswunsch damit in die Wiege gelegt?
Ja, doch, das hat mich schon sehr geprägt. Mein Bruder Urs Schleiff ist auch Schauspieler und Regisseur geworden. Unsere Eltern haben in der DDR weniger gedreht, sondern standen vielmehr auf der Bühne. Wir sind als Kinder quasi im Theater aufgewachsen, haben viele Wochenenden dort verbracht. Man hat sich dann halt in der Garderobe breit gemacht und gewartet, bis die Eltern fertig waren. Es war Segen und Fluch zugleich. Ich weiß noch, dass ich selbst das erste Mal mit vier Jahren auf der Bühne stand, weil immer Kinderdarsteller gebraucht wurden. Das hat mir rückblickend glaube ich gar nicht so sehr gefallen. Aber die Theaterwelt ist unglaublich faszinierend und ein Kosmos für sich. Diese Faszination färbt einfach ab.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie auf der Bühne stehen wollen?
Das hat ein wenig gedauert, denn ich wollte zunächst große Turnerin werden. Ich war in Leipzig auf einer Sportschule und habe mich am Kunstturnen versucht. Mit zwölf war ich damit aber schon fertig. Ich war nicht schlecht, aber um an der Weltspitze mithalten zu können – dafür hat es nicht gereicht. Als Nächstes wollte ich Opernsängerin werden. Mir wurde aber gesagt, dass meine Stimme zu klein wäre und es eher für Jazz-Pop-Gesang reichen würde. Den Weg habe ich dann auch erst einmal eingeschlagen, und das hat mir bis heute geholfen. Ich habe mich auch als Tänzerin versucht. Durchs Turnen hatte ich zwar gewisse Vorerfahrungen, aber schon einige Abnutzungserscheinungen. Über Umwege bin ich dann von Oper und Ballett zum Schauspiel gekommen. In Leipzig habe an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ studiert, mein Bruder ging fürs Schauspielstudium nach Berlin. Danach habe ich ganz lange Zeit Theater gespielt, vor allem am Bayerischen Staatsschauspiel und den Kammerspielen in München.
2004 hatten Sie Ihr erstes Gastengagement in Düsseldorf. Was war Ihr erster Eindruck von der Stadt?
2004 holte Anna Badora mich für ein Stück nach Düsseldorf, daraufhin wurde ich engagiert und blieb bei 6 Intendanten in Folge. Die Stadt hatte es mir gleich angetan. Ich hatte meine erste Wohnung in Oberkassel und habe damit sofort die schönsten Seiten kennengelernt. Mein Arbeitsweg führte mich mit dem Rad über die Rheinbrücke und durch den Hofgarten zum Schauspielhaus – ich hätte es deutlich schlechter treffen können. Ich weiß noch, dass es ein unglaublich toller Frühling und Sommer war, ich habe mich da wirklich in die Stadt verliebt. Nach zwei Jahren in Düsseldorf habe ich überlegt, wegzugehen, aber dann habe ich Herrn Heinersdorff kennengelernt und bin geblieben.
Wie schaffen Sie es, Familienleben und Schauspielkarriere zu vereinbaren?
Das ist manchmal ein ganz schöner Spagat, da man die Balance zwischen der Arbeit und Zeit für die Kinder schaffen muss. Wir versuchen, die Kinder möglichst wenig mitzunehmen. Als sie noch kleiner waren und ich sie noch versorgen musste, waren sie öfter dabei. Ich habe dann einen Babysitter oder meine Mama gehabt, die sie mir in den Pausen gebracht haben, wenn ich auf der Bühne stand. Aber das war wirklich ein Kraftakt, wenn ich abends auf der Bühne stand und dann noch harte Nächte wegen der Kleinen hatte. Auf der anderen Seite hätte ich meine Kinder niemals missen wollen. Natürlich sehe ich Unterschiede zu Kolleginnen und Kollegen, die kinderlos sind. Ich war gerade erst wieder für die „Sisi“-Dreharbeiten im Baltikum unterwegs. Während andere noch einen freien Tag drangehängt und Urlaub gemacht haben, hetze ich schnell wieder heim zu den Kindern. Es bleibt weniger Zeit, um mal eben durchzuschnaufen. René und ich versuchen, alles so zu organisieren, dass einer von uns immer ein bisschen mehr Zeit für die Kinder hat. Das erfordert natürlich gute Absprachen.
Können Sie sich vorstellen, mal beruflich zusammenzuarbeiten?
Das können wir uns beide sehr gut vorstellen, ja. Wir haben zwar noch nie zusammen als Schauspieler auf der Bühne gestanden, aber zusammen Lesungen gemacht. Das hat wirklich gut funktioniert. Ich könnte mir auch vorstellen, mit René als Regisseur ein Projekt umzusetzen. Die Sache ist nur die: Wenn wir gemeinsam etwas spielen würden, wäre es echt schwer, einen Lachkrampf zu unterdrücken. René ist echt wahnsinnig lustig!
Ist es schwer, sich abzusprechen, wenn beide im Schauspielgeschäft tätig sind?
Das Tolle an Renés Arbeit ist, dass er eigentlich ein Jahr im Voraus weiß, was ansteht. Da ich viel drehe, ist es bei mir oft so, dass ich einen Anruf bekomme und zwei Wochen später vor der Kamera stehe. Das ist weniger planbar. Wir wollen definitiv mal etwas zusammen spielen, aber in dieser Spielzeit wird das nichts, so viel kann ich sagen. Ich bin aktuell eher fürs Fernsehen unterwegs und schaue, welche spannenden Möglichkeiten sich mir da noch so bieten.
Welche Produktionen stehen 2024 noch so an?
Ich habe fürs ZDF zum Beispiel einen Film gedreht – „Frauenkur“ – mit einem tollen Frauenensemble. Ich spiele darin eine sehr lustige, schräge Figur mit Dialekt, wenn auch kein rheinischer. Der Film erscheint aber wahrscheinlich erst im Frühjahr 2025. Mit der RTL-Serie „Sisi“, in der ich die die Gräfin Esterházy spiele, geht es Anfang Dezember weiter. Ich will nicht zu viel verraten, aber es wird sich um die Familiengeheimnisse in Possenhofen drehen, und meine Serienfigur wird wieder als Ratgeberin und Vertraute an der Seite von Kaiserin Sisi zu sehen sein. Mir ist diese Figur richtig ans Herz gewachsen, und ich bin gespannt, ob ich sie noch in weiteren Fortsetzungen spiele.
Wie haben Sie die „Sisi“-Dreharbeiten erlebt?
Es war insofern besonders, da es seit Langem mal wieder ein historischer Dreh war. Wir waren für die neue Staffel im Baltikum, Slowenien und Kroatien unterwegs. Es wurde am Set viel Englisch gesprochen, das war für mich eine Herausforderung, ich bin kein Sprachgenie. Zum Glück waren die Dialoge auf Deutsch.
Wie lange braucht es ungefähr, bis aus Tanja Schleiff die Gräfin Esterházy wird?
Das Einfärben der Haare in Rot, das Einsetzen der Haarteile und Locken, das komplette Make-up und das Anziehen der schweren Kostüme und der hübschen Haube dauert ungefähr zweieinhalb Stunden. Aber die Verwandlung der Sisi dauert noch länger!
Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Sisi und der Gräfin beschreiben?
Die Gräfin war zunächst als Oberhofmeisterin gegenüber der jungen Kaiserin sehr skeptisch. Sie glaubte nicht, dass dieses bayerische Mädchen der Rolle gewachsen ist. Aber nicht nur ihre anerzogene Loyalität, sondern auch ihre zunehmende Begeisterung von Sisi tauten das frostige Verhältnis mehr und mehr in eine grenzenlose Freundschaft auf, in der sie für Sisi auch gegen ihre Überzeugung handelt.
Wenn Sie machen könnten, was Sie wollten – wo würden Sie gerne einmal mitspielen?
Historienfilme machen mir auf jeden Fall große Freude. Denn sie sind nicht so weit von dem entfernt, was ich auch auf der Bühne bislang gemacht habe. Mir macht es Spaß, in andere Zeiten abzutauchen. Sei es wie damals in Dominik Grafs „Das Gelübde“, wo ich eine stigmatisierte Nonne gespielt habe, oder wie in „Der Rote Kakadu“, der in den 1960er-Jahren spielte. Ich mag aber auch Produktionen wie „Sisi“, wo Korsett getragen, geritten und gefochten wird. Da kann man all die Dinge mal wieder rausholen, die man vor Ewigkeiten auf der Schauspielschule gelernt hat. Ich träume natürlich auch davon, eine Kommissarin in einem festen Krimi-Format zu spielen. Meine Sehnsucht ist, langfristig einem Ensemble anzugehören. Das war zum Beispiel das Tolle an „Ella Schön“. Ich habe da fünf Jahre mitgemacht und bin immer wieder zu Annette Frier und Julia Richter ans Set zurückgekehrt. Das hat sich ein bisschen angefühlt, als ob die Zeit stehengeblieben ist und man sich erst gestern gesehen hat. Mein Traum ist eine Figur, die mit einem wächst.
Am 1. Dezember startet die neue Staffel „Sisi“ bei RTL+.
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