02.07.2024 Redaktionsleiter Burkhard Althoff im Interview

ZDF-Sommerreihe „Shooting Stars“: Junge Regisseure zeigen ihre Debüt-Komödien

Von Danina Esau
ZDF-Redaktionsleiter Burkhard Althoff im prisma-Interview über junge Regisseure und Komödien.
ZDF-Redaktionsleiter Burkhard Althoff im prisma-Interview über junge Regisseure und Komödien. Fotoquelle: Jana Kay

In der Reihe „Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten“ gibt es im ZDF auch in diesem Sommer wieder fünf Filme von jungen Regisseuren zu sehen. Redaktionsleiter Burkhard Althoff erklärt im prisma-Interview, warum es so schwer ist, eine Komödie zu drehen – und warum das Genre wichtiger ist als je zuvor.

Herr Althoff, in der ZDF-Reihe „Shooting Stars“ zeigen junge Regisseure Ihre Debüt-Filme, das diesjährige Thema ist die Komödie. Warum gilt sie als das schwerste aller Genres?

Wer schonmal einen Witz gut erzählen wollte, weiß, wie schwer es sein kann, jemandem zum Lachen zu bringen. Ob eine Komödie funktioniert oder nicht, hängt vom Timing, gut geschriebenen Dialogen und präzisem Schauspiel ab. Wenn nur ein Element verrutscht, lacht keiner mehr und die Szene wirkt unecht. Beim Drama ist das anders, da liegt die Billardkugel relativ nah vor der Tasche. Wenn man sie reinschießen will, trifft man schon irgendwie, da lenkt eine interessante Thematik auch mal von macherischen Schwächen ab. Bei der Komödie liegt die Kugel ganz weit weg, wenn man den Queue hinten nur ein bisschen falsch hält, fliegt sie irgendwo hin, wo sie nicht hingehört.

Ist es für junge Regisseure dann nicht besser, sich mit einem einfacheren Genre zu beschäftigen?

Wir sehen uns als Talentschmiede. Wir helfen nicht nur bei der Finanzierung, sondern gehen von Anfang an früh mit, unterstützen etwa bei der Drehbuchentwicklung und Casting-Prozessen. Mit dieser Begleitung in jeder Phase der Herstellung trauen sich junge Regisseure auch, direkt mit der Königsklasse einzusteigen. Das Tolle an der Komödie ist, dass sie einerseits entlastend ist und andererseits eine emanzipatorische Sprengkraft hat – wichtig in einer Zeit, in der wir mit uns selbst und anderen leider zunehmend gnadenlos umgehen.

Ist die Komödie zurzeit das wichtigste Genre, das es gibt?

Zurzeit gibt es viel Belastendes, auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene. Dramen können solche Themen gut fassen, aber es ist auch wichtig, Geschichten entlastend zu erzählen – die Gesellschaft kritisch zu sehen, aber auf eine komische Art. Komödien haben immer etwas Befreiendes. Sie befreien von der Last oder der Vorstellung, dass sich Dinge nicht ändern lassen.

Mit welchen Themen befassen sich die fünf Filme der „Shooting Stars“?

Den Auftakt macht „Das schwarze Quadrat“. Die Komödie handelt im weitesten Sinne vom Kunstbetrieb. Regisseur Peter Meister pfercht seine Figuren auf ein Kreuzfahrtschiff ein, wo das berühmte Bild von Malewitsch verhökert werden soll. „The Ordinaries“ von Sophie Linnenbaum ist ein gesellschaftskritischer Film im Film: Paula ist Tochter einer Nebenfigur und will beweisen, dass sie das Zeug zur Hauptfigur hat. In „Alle wollen geliebt werden“ von Katharina Woll emanzipiert sich eine Frau, die immer nur für andere da ist, von dieser Fremdbestimmung. „Karigula“ erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einem suizidalen Clown und einer Serienkillerin. Und in „Sweet Desaster“ begreift die Protagonistin, wie absurd ihre Versuche sind, ihre Beziehung zu retten, und wie wichtig Solidarität unter Frauen ist.

Sie bringen den jungen Regisseuren viel Vertrauen entgegen. Ist auch schonmal was schiefgegangen?

Ja, natürlich geht auch mal was schief, aber das gehört dazu. Wer nichts riskiert, kann auch nichts gewinnen. Die schwersten Filme sind oft die, die am Anfang stehen. Können die das? Sind sie schon so weit? Das sind Fragen, mit denen wir uns beschäftigen, vor allem jetzt bei der Komödie. Aber viele von den Regisseurinnen und Regisseuren, die im Kleinen Fernsehspiel angefangen haben, sind inzwischen bekannte Größen, etwa Tom Tykwer, Fatih Akin, Jasmila Zbanic, Nora Fingscheidt. Auch die diesjährigen „Shooting Stars“ sind schon gut dabei. Peter Meister hat gerade eine Vampirserie für Joyn abgedreht und plant mit uns schon einen weiteren Kinofilm. Sophie Linnenbaum schreibt eine große High-End-Serie und Katharina Woll hat für eine Primetime-Produktion in der ARD gearbeitet.

Ab Donnerstag, 11. Juli 2024, sind alle fünf Filme der „Shooting Stars“-Reihe 2024 in der ZDF-Mediathek verfügbar. Ab Montag, 12. August 2024, sind die Filme wöchentlich im ZDF zu sehen