31.05.2016 Reise und Freizeit

Krimis, Fisch und Schokolade

Von Natascha Plankermann
Erst Katastrophe, dann Pracht: 1693 zerstörte ein Erdbeben Ragusa, der Wiederaufbau (hier der barocke Dom von 1775) war ein Fest der Baukunst.
Erst Katastrophe, dann Pracht: 1693 zerstörte ein Erdbeben Ragusa, der Wiederaufbau (hier der barocke Dom von 1775) war ein Fest der Baukunst. Fotoquelle: Presse

Die Genüsse Siziliens: auf den Spuren von Commissario Montalbano in der Region Iblei.

Salvo Montalbano ist nicht da. Wir stehen neben dem (Film-)Haus des Kommissars im kleinen Fischerort Punta Secca. Die Wellen besprühen uns mit Gischt.

Es ist ausnahmsweise bedeckt und windig im Süden Siziliens, die Italiener um uns ziehen fröstelnd die Schultern hoch.

Genau wie wir sind sie angereist, um zu sehen, wie ihr Serienheld lebt – jedenfalls in den Verfilmungen der Bücher von Andrea Camilleri. Sie bescheren der Region Iblei und den Städtchen Scicli, Modica und Ragusa, wo auch Punta Secca liegt, viele neue Gäste.

Regisseur Alberto Sironi hat die Schauplätze der Verbrechen, die im fiktiven Vigàta spielen, hier angesiedelt.

Mit Ryan Air ab Weeze nach Comiso

Dadurch gerät eine Gegend in den Blick, die bisher eine Nebenrolle abseits der Trampelpfade um Catania mit dem benachbarten mondänen Taormina spielte. Deutsche und Niederländer finden ihren Weg jetzt öfter hierher, weil Ryan Air seit Kurzem Trips von Weeze (Kreis Kleve) zu einem ehemaligen Militärflughafen in Comiso anbietet.

Die aus hellem Sandstein erbauten Orte in der Region Iblei laden ein, auf den Spuren Montalbanos zu wandeln und etwa im Rathaus von Scicli das Zimmer des Sindaco (Bürgermeister) zu besuchen.

Im Film hält der Raum mit der hohen, bemalten Decke und den Bogenfenstern als Kulisse für das Büro des Questore (Vorgesetzter des Kommissars) her. In Montalbanos Wohnhaus an der Küste können Fans für bis zu 200 Euro pro Doppelzimmer übernachten. Es handelt sich auch im wirklichen Leben um ein Bed & Breakfast.

Darüber hinaus gibt es verschwiegene Ecken zu entdecken, die vielleicht nicht einmal Montalbano (bzw. sein Darsteller Luca Zingaretti) kennt. Dazu gehören Küstenstädtchen wie Marzamemi, wo früher Thunfische in vollen Netzen an Land gezogen wurden und sich heute ehemalige Fischerei-Lagerhäuser in schicke Restaurants verwandeln.

Oder Pozzallo mit seinem Wachturm und den beiden Stränden. Im Hinterland locken in Modica spätbarocke Kirchen und ein Schokoladenerlebnis.

Dessert-Verführung

Maestro Ignazio Iacono gießt dort pro Tag 1000 dunkelbrauner Tafeln mit der Hand, nachdem die Masse hierfür, aus gemahlenen Kakaobohnen und Zucker ganz ohne Milch oder Pflanzenfett gemischt, auf einem erhitzten Lavastein gerollt wurde. Beißt man in die erkaltete Süßigkeit, knistern die Kristalle zwischen den Zähnen. Die heiße Trinkschokolade, die der Maestro im Caffè Dell’Arte serviert, ist eine Dessert-Verführung nach den Genüssen, die in den umliegenden Trattorien und Osterien serviert werden: würziger Schafskäse, Eselssalami und Mortadella; gefüllte Reisbällchen (Arancini); Salate aus Orangen oder Oktopus; Pasta mit Pistazien und Fisch; in Öl gebrutzelte Minitomaten, die um den Ort Pachino gedeihen; frittierte kleine Peperoni und Salbeiblätter ...

Weil spätabends mehrere Gänge aufeinander folgen, trägt man einige Pfunde mehr auf den Hüften als vor Reiseantritt.

Dennoch sind ein paar Tafeln Peperoni- Schokolade aus Modica und Pasta-Saucen aus den kleinen Pachino-Tomaten ein Mitbringsel- Muss, damit der Geschmack von Sizilien auch zu Hause noch eine Weile erhalten bleibt.

Das könnte Sie auch interessieren