23.05.2017 Reise

Radreisen mal anders

Von Gunnar Fehlau
Unterwegs und alles dabei: Die neue Trend-Sportart Bikepacking ist eine Mischung aus Pfadfindertum und Mountainbiken. Experte Gunnar Fehlau erklärt, wie man das Fahrrad dafür richtig packt.
Unterwegs und alles dabei: Die neue Trend-Sportart Bikepacking ist eine Mischung aus Pfadfindertum und Mountainbiken. Experte Gunnar Fehlau erklärt, wie man das Fahrrad dafür richtig packt. Fotoquelle: Ortlieb

Der neue Trend auf zwei Rädern heißt Bikepacking. prisma erklärt die Sportart und gibt Tipps für die nächste Tour.

Die Deutschen sind eine Nation der Wanderer, sie sind Reiseweltmeister und ein Deutscher hat das Fahrrad erfunden. Da wundert man sich doch, dass der neueste Trend in Sachen Radreise aus den USA kommt. Das "Bikepacking" ist eine Kreuzung aus Pfadfindertum und Mountainbiken: Man hat alles dabei, um in der Natur zurechtzukommen, und kurbelt dabei durchaus sportlich auf Waldwegen. Das verlangt eine gewisse Sparsamkeit, aber die Belohnung ist Fahrspaß!

Der Unterschied zwischen Bikepacking und klassischen Radtouren offenbart sich beim ersten Blick auf die Beladung der Räder: Das traditionelle Reiserad ist mit dem typischen Sixpack bestückt: zwei großen Hecktaschen, darüber eine Querrolle, einer Lenkertasche und zwei kleineren Taschen seitlich an der Gabel. So kommt der Fahrer auf 100 Liter Ladevolumen, die mancher auch komplett nutzt. Völlig klar: Damit macht Gelände keinen Spaß mehr. Lediglich auf gut ausgebauten Strecken kommen Radler so geschmeidig voran. Anders beim Bikepacking: Die Ausrüstung wird leicht gehalten und in Taschen direkt an Lenker, Rahmen und Sattelstütze verzurrt. Alle Taschen sind dafür ausgelegt, die Ladung eng am Rad und günstig für die Schwerpunktlage zu verteilen. So bleibt das Rad beim Fahren und Schieben geländegängig.

Derart ausgestattet, erschließt sich dem Radreisenden nahezu das komplette Wanderwegenetz, steile Kletterstiege und sehr stufige und schmale Pfade einmal ausgenommen. Und weil gefahren und nicht gelaufen wird, kommt man zügiger vorwärts und kann bergab Kraft sparen.

Pfadfinderromantik mit Rad

Flexibilität und Naturgenuss werden beim Bikepacking großgeschrieben. Für die meisten gehört es dazu, auch die Nacht im Wald zu verbringen, am liebsten verbunden mit einem kleinen Lagerfeuer. Da kommt die Pfadfinderromantik durch – und trifft auf deutsche Gesetzgebung. Denn wer hierzulande sein Lager aufschlagen möchte, muss zuvor den jeweiligen Landbesitzer um Erlaubnis fragen. Einzig unplanmäßige Notbiwaks sind erlaubt. Deshalb weichen Bikepacker auf Zeltplätze, Grill- und Schutzhütten aus oder fragen Landwirte nach einem entsprechenden Platz. Initiativen wie "1 Nite Tent" versuchen, neue Wege zu gehen und weisen legale Orte zum Zelten aus.

Bikepacker sind vorrangig männlich und etwa 35 Jahre alt und älter. Das Leben dieser Menschen scheint recht voll mit Verpflichtungen und Terminen. Darum träumen viele jahrelang von der großen Radreise Richtung Nordkap oder der Weltreise per Velo. Mit einem Bikepacking-Trip am Wochenende realisieren sie ein Stück dieses Lebenstraums. Doch es geht auch kürzer: Ein "Overnighter" bedeutet, direkt von der Arbeit aus mit dem Rad in die Natur zu starten und anderntags morgens direkt zur Stechuhr zurückzukehren. Da kommt es gelegen, dass immer mehr Betriebe fahrradfreundlich sind und Duschen bieten.

Aller Anfang ist einfach

Der Reiz am Bikepacking ist seine Einfachheit: Man packt die nötigsten Dinge wie Schlafsack, Isomatte, ein wenig Kleidung und Essen ein und schon kann es losgehen. Raus aus der Stadt, fahren, so lange man möchte, Schlafsack ausrollen, fertig! Der nächtliche Blick in den Sternenhimmel, frei vom Streulicht der Großstadt, entschädigt für fehlenden Komfort und sortiert die Gedanken.

Die richtige Ausrüstung

Die richtigen Taschen sind die Kernstücke der Ausrüstung: Rahmentasche, Lenkerrolle und Satteltasche. Die Form der Rahmentasche muss exakt zum Rahmen passen. Bei Lenkerrollen, die quer unter dem Lenker sitzen, ist besonders die Aufhängung wichtig: Die Tasche muss fest sitzen und darf weder an Bremshebeln, Zügen noch am Vorderrad reiben.

Die Hecktasche ist trichterförmig und an Sattelgestell und -stütze montiert. Hier ist straffes Packen wichtig, sonst schwingt die Tasche bei der Fahrt. Sie fungiert auch als Schutzblech-Ersatz und hält den Rücken sauber. Alle Taschen gibt es neuerdings auch wasserdicht. Zu den drei Standardtaschen kommen kleine Taschen am Rahmen für den schnellen Zugriff auf Kamera, Snacks, Flickzeug und Trinkflasche.

10 Bücher "Rad und raus" zu gewinnen

prisma und der Delius-Klasing-Verlag verlosen 10 Exemplare des Buches "Rad und raus" von Gunnar Fehlau. Um zu gewinnen, rufen Sie einfach bis 2. Juni unter 01379/88 85 17* an. (*0,50 €/Anruf a. d. dt. Festnetz/Mobilfunk abweichend. Die Preise wurden prisma vom Verlosungspartner unentgeltlich zur Verfügung gestellt)

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