03.05.2016 Ausstellung

Zu schön, um wahr zu sein

Balthasar van der Ast: "Blumen in einer Porzellanvase", 1625. Da staunen selbst Echse und Insekten...
Balthasar van der Ast: "Blumen in einer Porzellanvase", 1625. Da staunen selbst Echse und Insekten... Fotoquelle: Johnny van Haeften Ltd.

Eine kleine Ausstellung, die viel Schönheit in sich birgt – die detailsatten Gemälde von Balthasar van der Ast in Aachen.

Eine Entdeckung. Natürlich weitab vom Schuss und in tiefer Stille. Große Museen tun ja meist so, als wären sie einem weltumspannenden Wettbewerb ausgesetzt: das nie Gesehene! Die große Wiederent deckung! Ohne Vokabeln wie "erstmals", "neu" und "umfassend" kommt keine Ausstellung aus. Geht's auch bescheidener?

Die Frage lässt sich in Aachen beantworten, in einer Ausstellung mit 40 Gemälden von Balthasar van der Ast. Geboren in Middelburg/Zeeland, wirkte er in dem aus holländischer Sicht Goldenen Jahrhundert, dem 17.

Sein Werk: Stillleben von Blumen in seltenen Vasen, mit Früchten, Schmetterlingen, Echsen und Käfern. Die Inspirationen kamen aus Ostindien gesegelt. Der Handel florierte, die Kunst blühte auf.

Allein die Farben! "Schöner als die Wirklichkeit" heißt sie, die stille schöne Ausstellung im Suer mondt-Ludwig-Museum.

Ein Albumtitel der einst großen Rock-Band Procol Harum kommt in den Sinn: "Exotic Birds and Fruit", ein Meisterwerk. Auch Balthasar van der Asts Bilder wirkten zu ihrer Zeit exotisch: all die unbekannten Früchte wie Aprikosen, Granatäpfel, Pfirsiche ...

Wunderliche Dinge

Oder die Muscheln von fremden Gestaden, die in ihrem Wert Juwelen und Diamanten kaum nachstanden, damals. Ehe die Zeit sie zu Alltäglichkeiten schrumpfte. Was heute exotisch anmutet, ist die Macht des Manieristischen, mit der van der Ast das winzigste Detail derart vorzüglich ausmalte, dass es im Ergebnis zu etwas Großem heranwächst, zu schön, um wahr zu sein.

Das Suermondt-Ludwig ist kein Museum, das man mit den Ellbogen knuffen muss, um das zu sehen, weshalb man gekommen ist. Die Atmosphäre ist museal im altväterlichen Sinne, sie ermöglicht ein Betrachten in Muße.

Zu betrachten ist auch van der Asts berühmte "Tulpe Sommerschön", die vor 30 Jahren in Privatbesitz kam, nur dass kein Mensch wusste, in welchen. In detektivischer Kleinarbeit haben die Aachener Kuratoren um Sarvenaz Ayooghi nachgeforscht, offenbar mit Erfolg. "Tulpe Sommerschön", ein Stillleben mit Schmetterling und Fliege, bildet das Herzstück der Ausstellung.

Schöner als die Wirklichkeit, bis 5. Juni im Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen, danach im Herzoglichen Museum Gotha.

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