24.10.2017 Literatur

Alles andere als normal

Niah Finnik mit "Fuchsteufelsstill" und Robert Macfarlane mit "Karte der Wildnis".
Niah Finnik mit "Fuchsteufelsstill" und Robert Macfarlane mit "Karte der Wildnis". Fotoquelle: Ullstein Presse

Entwurzelte Menschen, unentdeckte Regionen, ungewöhnliche Begegnungen und warmherzige Beobachtungen: Wir stellen Ihnen zwei Neuerscheinungen vor, die auf keinem Nachttisch fehlen dürfen.

Robert Macfarlane: "Karte der Wildnis"

Wir Menschen neigen dazu, auf uns bekannten Wegen zu bleiben. Auf Autobahnen richten wir uns nach Karte und Navi, in Städten vertrauen wir uns dem Nahverkehr an, selten nur nehmen wir eine Abzweigung ins Unbekannte. Robert Macfarlane macht es anders: Der 1976 in England geborene Autor hat seine Heimat abseits großer und kleiner Routen erkundet, überall da, wo es keine Beschilderung mehr gibt, hat er sich umgeschaut und die Natur erkundet. Eine Art Tagebuch dieser Reisen ist "Karte der Wildnis".

Dieses Buch ist ein Augenöffner für Stadtmenschen und alle, denen der Bezug zur Natur abhandengekommen ist – oder abhandenzukommen droht. In Dialogen mit großen Autoren wie Thoreau, Stevenson oder Orwell, aber auch in eindrücklichen Beschreibungen schildert Macfarlane Wetter und Unwetter, Landschaften und Begegnungen in einer dichten, prosaischen Sprache und mit einer eigentümlichen, packenden Poesie. Ein Buch wie ein Aufbruch.

Niah Finnik: "Fuchsteufelsstill"

Niah Finnik ist ein Mensch, der viel Routine braucht. Die immer gleichen Wege, die immer gleichen Lieder, das immer gleiche Essen – mindestens eine Zeit lang. Wie Finnik es geschafft hat, einen Roman zu schreiben, ein Werk also, für das Routine der Tod ist, ist eines der vielen Rätsel ihres Debüts. Doch Finnik, eine Asperger-Autistin, geboren 1988, hat genau das getan. Und herausgekommen ist nicht nur eine großartige Erzählung, sondern auch ein Blick auf die Welt, der seinen ganz eigenen Nachhall hat.

Erzählt wird die Geschichte von Juli, 27 Jahre, ebenfalls Autistin. Nach einem Suizidversuch kommt sie in die Psychiatrie, wo sie auf Sophie und Philipp trifft. Sie: überdreht-herzlich, Diagnose "Bipolare Störung"; er: durchaus anziehend für Juli, Diagnose "Schizophrenie". Eine Begegnung mit Folgen. In Herzensangelegenheiten, aber auch bei der Frage, was eigentlich normal ist. Dieses Buch jedenfalls ist es nicht. Zum Glück.

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