Eine erfolgreiche Show wie „Abenteurland“ lebt neben den Darstellern und der Musik natürlich auch von der Inszenierung, von der Technik, vom Bühnenbild. Felix Althoff ist als „Automations-Operator“ quasi „hinter der Bühne“ für die technischen Abläufe zuständig. Wir haben mit ihm über das Musical gesprochen.
Was waren für Sie – aus Sicht eines Technikers – die größten Herausforderungen dieser Produktion?
Felix Althoff: Die größte Herausforderung hatten wir direkt am Anfang, währen der kreativen Phase, weil wir so viele Möglichkeiten hatten, in welche Richtung wir gehen können. Das alles mussten wir dann gebündelt auf diese Bühne bekommen, da uns ja rein physikalisch gewisse Grenzen gesetzt sind. Die große Herausforderung war dann, aus diesen Möglichkeiten das Beste herauszuholen. Jetzt, wo wir schon ein Jahr lang spielen, ist die größte Herausforderung, bei jeder Show die Spannung zu halten und nicht in eine Art Trott zu fallen. Ich muss natürlich immer wachsam sein, immer auf die Bildschirme schauen, um dann auch mal das Unerwartete zu erwarten. Unsere Schauspieler wechseln untereinander mitunter durch, da gibt es welche, die sechs, sieben Rollen können und das sind dann auch ganz viele unterschiedliche Abläufe. Da kann es auch mal vorkommen, dass dann jemand vielleicht gerade in Gedanken versunken ist und dann woanders hingeht und nicht dahin, wohin er soll. Dann kann eine Szene, die vorher hundertmal funktioniert hat, auf einmal nicht mehr funktionieren. Sich da dann nicht fallen zu lassen und bequem zu werden und zu sagen: Ach ja, das wird schon, das ist eine ständige Herausforderung. Die weckt in mir persönlich aber auch diesen Ansporn, auf die Sicherheit zu achten.
Also ist es entscheidend, einen Mittelweg zu finden zwischen Wachsamkeit und Routine, die dann nicht in ein Laissez-faire-Verhalten abdriften darf?
Felix Althoff: Genau, denn ich habe gelernt, dass man nicht bequem sein soll, weil man dann auch ein bisschen unvorsichtig werden kann. Aber das Gute ist, man bekommt trotzdem die Routine, es greifen die Automatismen, wenn man etwas schon 300mal gemacht hat. Das ist ein wenig wie mit den Liedern, die sich jetzt auch in meinen Kopf eingebrannt haben, und die ich alle mitsingen kann (lacht).
Gab es denn Szenen, die noch geändert wurden, auch ganz spontan?
Felix Althoff: Szenisch haben wir da nichts weiter gemacht. Aber wir hatten ja am Anfang, wie ich es beschrieben habe, die Möglichkeit, herauszufinden, was am Eindrucksvollsten ist. Etwa in der ersten Szene mit Mr. X, der ja so etwas wie der Conférencier ist und durch das Stück führt. Da haben wir viel ausprobiert, auch mit der Drehscheibe auf der Bühne. Da wollten wir am Anfang nicht schon zu viel zeigen, denn sonst wäre dieses Highlight dann quasi schon verfeuert gewesen. Deswegen haben wir das dann ein wenig anders gestaltet, um ein bisschen die Spannung aufzubauen. Auch da ist es schwierig, einen Mittelweg zu finden, denn man muss ja die Leute direkt von Anfang an packen und etwas bieten, was sie irgendwie auf Betriebstemperatur bringt, aber verhindern, dass man den Höhepunkt vielleicht zu früh verpulvert.
Wie kann man sich denn den Austausch zwischen Technik und den Schauspielern vorstellen? Ist das eine familiäre Geschichte?
Felix Althoff: Ja, natürlich. Wenn man so viele Aufführungen zusammen macht, ist das natürlich irgendwann sehr eng. Ich sitze backstage ja auch direkt in der Nähe des Maskentischs und da ist ständig Betrieb und da laufen mir die Schauspieler ständig über den Weg. Mit einer der Schauspielerinnen habe ich eine Routine entwickelt: Bevor die Show losgeht, machen wir dann immer noch so einen Handschlag, um dann zu sagen: Okay für uns geht's jetzt los. Eine andere Kollegin testet mich dann immer vor der Show, ob ich noch wach bin (lacht). Das ist ein bisschen Ferienlager-Feeling.
Sie sind seit 300 Auftritten immer dabei gewesen. Wie wird das dann für Sie sein, wenn die Show im Februar aufhört? Ist das dann schwierig oder sagt man: Okay, dann kann auch mal etwas anderes kommen?
Felix Althoff: Ich glaube, die Songs werden mir auf Lebzeit im Gedächtnis bleiben (lacht). Was danach kommt, werde ich sehen. Es war ja auch das erste Musical für mich, vorher habe ich fest am Theater gearbeitet. Ich kannte es vorher auch nicht, dass man täglich immer die gleiche Show macht, im Theaterbetrieb hat man ja verschiedene Stücke oder Shows. Diese Arbeit mit dem immer gleichen Stück war neu für mich. Das wollte ich auf mich wirken lassen, wie ich damit klarkomme. Ich habe gemerkt, dass mir diese Routine sehr viel Spaß macht
Können Sie sich schon vorstellen, was nach der letzten Show passieren wird?
Felix Althoff: Also ich glaube, nach der letzten Show werden wir uns dann mit Tränen in den Augen in den Armen liegen und uns denken: Wow, was war das für eine Reise?