Ab dem 29. Oktober geht Richard O’Briens Erfolgs-Musical „Rocky Horror Show“ auf 50 Jahre-Jubiläums-Tour. Sky du Mont ist zusammen mit Hugo Egon Balder und Ilka Bessin als Erzähler dabei. prisma hat mit ihm über seine Rolle gesprochen.
Erinnern Sie sich noch, wann Sie das erste Mal die „Rocky Horror Show“ gesehen haben?
Das ist lange her. Ich bin jetzt bereits zum vierten Mal als Erzähler dabei, das muss also vor rund 15 Jahren gewesen sein.
Das heißt, Sie haben das Musical erst gesehen, als Sie Teil davon geworden sind?
Ich wurde als Moderator angefragt und wusste erst einmal nicht so recht etwas damit anzufangen. Ich habe es mir angeschaut und war hingerissen. Es ist wirklich eine große Freude, jetzt wieder dabei zu sein.
Was war damals Ihr erster Eindruck?
Es ist ein sehr schräges, skurriles Stück mit sensationeller Musik. Viele sitzen kostümiert im Publikum, es wird mit Wasserpistolen gespritzt und Konfetti geworfen. Die Leute kommen, um Spaß zu haben. Es ist einfach ein Happening! Ich habe in Zeitungen dann auch gelesen, wie das alles entstanden ist: Alles begann, als der dazugehörige Film im Kino lief und eine feste Gruppe Abend für Abend immer wieder kam, um gemeinsam zu tanzen und Dinge zu werfen – im positiven Sinne natürlich! Man verabredete, was gerufen wird, und feierte zusammen eine Party. Das ist auch das Besondere an dem Musical: Die Grenze zwischen Bühne und Publikum, die vierte Wand, wie man sie aus dem Theater kennt, wird aufgehoben. Die Zuschauer gehen völlig mit.
Sie sind nun schon seit 2011 als Sprecher bei der „Rocky Horror Show“ dabei. Mussten Sie mit der Rolle des Erzählers erst warm werden?
Definitiv. Man muss sich schon ein dickes Fell zulegen, denn bevor man überhaupt einen Satz gesagt hat, kommen schon die ersten Buhrufe. Die Kunst besteht darin, richtig zu reagieren. Ich weiß noch, dass ich mal vor 2500 Leuten stand und eine Frau von hinten laut gerufen hat „du Mont, geh doch nach Hause“. Ich habe einfach „zu dir oder zu mir?“ gefragt. Es kommt aber seltener vor, dass man solche Zwischenrufe hat. In Deutschland wird meistens einfach „boring“ bei den Aufführungen gerufen.
Müssen Sie das Publikum mitreißen oder reißt das Publikum eher Sie mit?
Ich würde sagen weder noch. Die Leute wissen, was sie erwartet, und kommen, um einen spaßigen Abend zu haben. Die Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne spielen ihre Rollen, und meine Aufgabe besteht darin, den Kontakt zwischen Bühne und Publikum herzustellen. Ich mache einfach das, was mir gerade so einfällt, muss mich aber trotzdem an den vorgegebenen Text halten.
Bei dem Musical darf mitgemacht werden. Trauen sich die Zuschauer immer auf Anhieb oder muss man da manchmal auch nachhelfen?
Es ist bekannt, dass bei dem Stück mitgemacht wird. Es gibt bei den Shows ein festes Publikum, das immer wiederkommt. Viele kenne ich schon, da sie nach dem Ende auf mich warten und Fotos mit mir machen wollen.
Haben Sie nicht Angst, dass es Ihnen irgendwann zu langweilig wird beziehungsweise sich die Shows zu sehr ähneln?
Nein, jedes Mal ist es ein bisschen anders. Es gibt verschiedene Reaktionen des Publikums auf das, was auf der Bühne geschieht, und auf mich. Ich erinnere mich noch daran, wie ich bei einem Auftritt meine Brille nach oben geschoben habe – mit meinem Mittelfinger. Die Leute haben das natürlich ganz anders gedeutet und geschrien vor Lachen. Ich kann auch gar nicht genau beschreiben, was da auf der Bühne passiert. Ich bin Schauspieler, ich arbeite mit dem, was mir angeboten wird.
Die Show ist in englischer Sprache, Sie führen auf Deutsch durch die Geschichte. Kann man der Handlung auch folgen, wenn man in Englisch nicht so sicher ist?
Ich würde sagen ja. Das Stück ist sehr skurril, ein Fantasie-Gebilde. Es handelt von Außerirdischen, die in ihre Welt zurückwollen, und einem künstlichen Menschenwesen. Man muss weniger den Text verstehen, als dem Geschehen auf der Bühne folgen. Und die Musik holt einen definitiv ab! Ich glaube, sie ist auch größtenteils für den Erfolg des Musicals verantwortlich. Glauben Sie mir: Wenn ich hinter Bühne bin, wippe ich immer noch mit meinem Bein mit!
Für wen ist das Musical am besten geeignet? Gibt es so etwas wie eine Zielgruppe?
Das Musical hat keine bestimmte Zielgruppe. Im Publikum sitzen junge Leute, alte Leute … Und wer das Stück einmal gesehen hat, der geht auch ein zweites Mal rein. Ich kenne keinen, dem es nicht gefallen hat. Bei Instagram wurde ich beispielsweise schon länger gefragt, wann es endlich wieder losgeht. Meine Familie und Freunde sind auch ganz begeistert. Sogar meinen Kindern hat das Musical richtig gut gefallen.
Haben Sie einen persönlichen Lieblings-Moment im Musical?
Ja, ganz am Anfang das Lied, als Magenta allein im Lichtkegel auf der Bühne steht. Ich bin generell ein Fan der etwas ernsteren Lieder. Fünf bis sechs Hits aus dem Stück würde ich als meine Lieblingslieder bezeichnen.
Sie kehren als Sprecher auf die Musical-Bühne zurück – mussten Sie sich da erst einmal wieder einfinden?
Ja klar, das Musical wurde vom Regisseur Sam Buntrock überarbeitet, und es sind zum Beispiel neue Gänge für mich. Außerdem spiele ich zum ersten Mal 100 Shows. Das ist etwas Besonderes!
Mehr Infos zum Musical und Tickets unter: www.rocky-horror-show.de