Sophie Pfennigstorf spielt in „Stralsund – Kaltes Herz“, das in der ZDF-Mediathek abrufbar ist, Kommissarin Jule Zabek. prisma hat mit der Schauspielerin über ihre Rolle und die Stralsund-Krimis gesprochen.
Frau Pfennigstorf, Sie sind seit 2023 im „Stralsund“-Krimi zu sehen und haben nach 13 Jahren Katharina Wackernagel als Kommissarin abgelöst. Mit welchen Gefühlen haben Sie sich dieser Aufgabe gestellt? Sind Sie happy mit Ihrem neuen Job?
Sophie Pfennigstorf: Ja, bin ich sehr. Für mich bestand die Aufgabe von Anfang an darin, Jule Zabek und dem Buch gerecht zu werden. Darauf habe ich mich gefreut und mich in die Arbeit gestürzt. Ich wurde sehr herzlich und wohlwollend in das Team aufgenommen und habe einfach angefangen.
Aus den Erzählungen Ihrer Vorgängerin wissen wir, dass es während der Dreharbeiten manchmal ziemlich kalt ist. Hat sich das gebessert oder frieren Sie oft bei der Arbeit?
Sophie Pfennigstorf: Wir frieren immer noch! Besonders die Zeit in Stralsund, wenn wir viel außen drehen, kann manchmal richtig hart sein. Aber es gehört dazu und wir werden am Set zwischen den Takes gut von den Garderobieren mit Wärmeutensilien versorgt. Und – Bewegung hilft!
Was hat Sie eigentlich an der Figur Jule Zabek überzeugt? Wieviel von Jule Zabek steckt in Ihnen?
Sophie Pfennigstorf: Ich hatte von Anfang an einen Zugang zu Jule und das Gefühl, sie gut zu verstehen. Geliebt habe ich, dass sie unkonventionell und nicht angepasst ist. Sie hat eine gute Intuition und kämpft um die Dinge. Diese Facetten trage ich auch in meinem Charakter. Nur in völlig anderen Ausprägungen. Die Emotionen, die Jule hat, sind meine, also Sophies. Allerdings habe ich diese Emotionen in anderen Situationen. Als Schauspielerin übertrage ich sie und setze so einen Charakter komplett neu zusammen. Wir sind beispielsweise beide mutig. Jule ist aber viel waghalsiger, unüberlegter und reagiert nur im Moment. In meinem Wertesystem ist sie fast schon selbstzerstörerisch und fahrlässig. Die Quelle, vor Hindernissen nicht zurückzuschrecken, ist aber die gleiche.
Wovon handelt ihr dritter Fall in „Stralsund“?
Sophie Pfennigstorf: In Jules drittem Fall geht es um die Entführung einer schwangeren jungen Frau, eingebettet in einem deutsch-russischen Familienkonflikt. Innerhalb der Familie gibt es Schwierigkeiten auf Grund der Sanktionen gegen Russland. Die Kripo Stralsund bekommt Besuch von einer Expertin für Wirtschaftskriminalität. Mehr verrate ich erst einmal nicht.
Was macht die „Stralsund"-Reihe für Sie außergewöhnlich?
Sophie Pfennigstorf: In erster Linie ist es für mich die Figur der Jule Zabek. Da habe ich richtig etwas zu spielen und ich glaube, einen Fall aus der Perspektive so einer Figur zu erleben, ist eine echte Bereicherung in der Krimilandschaft. Dann ist es für mich die Arbeit mit dem gesamten Stralsund-Team. Alle stehen sehr hinter dem Format. Ich denke, dass man dies sieht und fühlt.
Jule Zabek ist ein sehr physischer, sportlicher Typ. Welchen Stellenwert hat Sport in Ihrem Leben? Welche Sportarten betreiben Sie in Ihrer Freizeit?
Sophie Pfennigstorf: Ich würde sagen, Jule schont sich nicht. Dadurch wirkt sie körperlich. Als einen sportlichen Menschen würde ich sie gar nicht so sehr beschreiben. Sie lebt relativ ungesund und steckt dies noch weg, da sie jung ist. Und rastlos. Sie selbst macht keinen Sport und hat auch keine Hobbys. Ich selbst bin da viel ausgeglichener. Ich fahre gern Ski und Snowboard, surfe, entdecke gerade Yoga. Ich liebe Ausdauersportarten und betreibe die meisten der gängigen Sportarten von Zeit zu Zeit und ganz solide. Ich wechsle gern durch und liebe es, mich zu bewegen.
Machen Sie Ihre Stunts eigentlich selbst?
Sophie Pfennigstorf: Wenn man mich lässt. Tatsächlich hat das, was ich machen darf, seine Grenzen. Sobald eine Bewegung Stunt genannt wird, ist immer ein Stunt-Koordinator am Set, um das Sicherheitsrisiko zu minimieren. Die Bewegungen werden choreographiert, besprochen und geprobt. Das ist auch gut so! Bei schwierigeren Dingen ist ein Double dabei. Dann wird geschaut, wieviel ich selbst machen kann und wieviel gedoubelt wird. Ich denke, dass meine körperliche Fitness mir auf jeden Fall hilft, Jules Körperlichkeit organisch zu gestalten. Die Schwierigkeit liegt oft nicht in der einen Bewegung, sondern in der Wiederholung dieser und der Glaubwürdigkeit.
Sie wurden in Leipzig geboren, haben in Rostock Schauspiel studiert und sind nun für die Dreharbeiten oft in Stralsund. Was macht für Sie den besonderen Reiz Ostdeutschlands aus? Was mögen Sie an der Hansestadt und an der Mentalität der Menschen dort?
Sophie Pfennigstorf: Ich muss dazu sagen, in allen drei Städten hatte ich nicht wirklich die Wahl. Aber es stimmt, es gibt eine gewisse Verbundenheit. Ich erinnere mich, als ich aus Wien nach Rostock gezogen bin. Ich hatte das Gefühl, ich konnte mich in einer Oststadt anderes fallen lassen. Der soziale Code war vertraut, die Menschen sehr offen, ein anderes Miteinander. Ich fühle mich wohl in den alternativen linken Szenen des Ostens, ich mag das Bunte, die Hilfsbereitschaft. Später habe ich auch in der Hansestadt Lübeck Theater gespielt. Ich dachte, es ist bestimmt ähnlich. Meinem Gefühl nach ist das Wetter im Osten an der Ostsee tatsächlich angenehmer. Es regnet weniger. Dafür ist der Winter in Stralsund dann richtig schön kalt.
Im Januar 2024 durften Sie sich zusammen mit Ihrem Schauspielkollegen Alexander Held in das Goldene Buch der Stadt Stralsund eintragen. Das hat man ja nicht alle Tage. Wie erinnern Sie sich daran?
Sophie Pfennigstorf: Wir haben bis kurz vor der Eintragung gedreht und noch ein Fotoshooting gehabt. Es war zeitlich knapp. Ich erinnere mich daran, dass ich mich im Rathaus schnell umziehen musste und mir im Gehen die Haare gemacht habe (lacht). Dann wurden wir sehr herzlich von den Stralsundern empfangen. Wie immer! Der Support, den wir von der Stadt Stralsund und den Stralsundern bekommen, ist wirklich außergewöhnlich. Anschließend war es auch für mich toll, einen kleinen Ausschnitt aus der Folge 24 „Der letzte Sieg“ zu sehen.