15.01.2024 Finanz-Tipps

Börse: Der richtige Zeitpunkt spielt keine Rolle

Von Matthias von Arnim
Kursentwicklung in Punkten (hier in US-Dollar) des MSCI World seit Dezember 1969: Langfristig hat der Weltindex deutlich zugelegt.
Kursentwicklung in Punkten (hier in US-Dollar) des MSCI World seit Dezember 1969: Langfristig hat der Weltindex deutlich zugelegt. Fotoquelle: www.msci-world.de

Wer Aktien oder Fonds kauft oder verkauft, sucht oft nach dem perfekten Zeitpunkt dafür. Doch den treffen selbst Finanzprofis nur ganz selten. Es gibt bessere Anlagestrategien.

Es gibt immer Gründe, jetzt gerade nicht zu investieren. Ein Grund: Die Kurse sind gestiegen. Deshalb erscheinen Aktien zu teuer. Ein anderer Grund: Die Kurse sind gefallen. Deshalb scheuen viele das Risiko. Die Wahrheit ist: Es spielt keine Rolle, wann man anfängt, an der Börse zu investieren. Hauptsache, man tut es.

Das Geschehen am Kapitalmarkt erscheint zuweilen paradox. Warum zum Beispiel stiegen ab Mitte März 2020 die Aktienkurse fast wie an der Schnur gezogen, obwohl der Welthandel wegen der Corona-Pandemie eingebrochen war? Warum notierten die Indizes rund drei Jahre später weltweit auf Höchstständen, trotz Ukraine-Krieg und obwohl die Wirtschaft immer noch mit Problemen zu kämpfen hatte? Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen – bis zu den entscheidenden Fragen, die sich Investoren grundsätzlich stellen: Wie lange geht das noch so weiter? Was muss ich jetzt tun? Ist es schon zu spät zum Einstieg? Oder zu früh? Droht der nächste Crash? Soll ich alles verkaufen? Oder genau jetzt kaufen?

Die schlechte Nachricht zuerst: Der nächste Crash kommt garantiert. Um dies vorauszusagen, muss man kein Prophet sein. Es liegt einfach in der Natur der Börse. Hier werden nicht aktuelle Werte, sondern Hoffnungen und Ängste gehandelt. Und so wiederholt sich ein Kreislauf immer wieder: Die Hoffnung treibt die Kurse auf Höchststände. Irgendwann kippt die Stimmung. Aus „himmelhochjauchzend“ wird schnell „zu Tode betrübt“. Dass Ängste bei uns Menschen einen stärkeren Handlungsdruck auslösen als Euphorie, lässt sich dann gut beobachten: Crash-Phasen beschleunigen schnell, während die Phasen steigender Kurse länger andauern.

Langfristig steigen die Kurse

Die gute Nachricht lautet: Kurzfristig kommt es zwar immer wieder zu Kurseinbrüchen. Langfristig steigen an den Aktienmärkten jedoch die Kurse. Immer. Die Börsencrashs, die vielen Anlegern in den Momenten starker Kursrückgänge so brutal kapitalvernichtend vorkommen, sind nur Stolpersteine auf dem Weg zum nächsten Gipfel. Dies wird in der Rückbetrachtung umso deutlicher, je größer man die Zeiträume historischer Börsen-Charts von Indizes wie MSCI World, DAX oder S&P 500 zieht. Unter dem Strich bringen Aktieninvestments rund acht Prozent Rendite jährlich. Keine andere Anlageklasse kann da mithalten.

Erstaunlich ist, dass in Deutschland trotzdem viele Anleger Aktien für zu riskant halten, um darin zu investieren. Immer noch gelten hierzulande Kapitallebensversicherungen und Sparbücher als verlässlichere Anlagen. Diese Annahme beruht auf einem Denkfehler: Leider wird der Begriff „hohe Sicherheit“ oft mit „wenig Kursschwankungen“ gleichgesetzt. Die langfristige Rendite, also das, was am Ende herauskommt, wird bei der Risikobewertung von Anlageklassen oft vergessen. Richtig ist: Stärkere Kursschwankungen bedeuten auch eine höhere Chance für Wertsteigerungen.

Regelmäßig investieren, statt übereilt handeln

Wie können Anleger davon profitieren? Der ultimative Rat lautet: Investiere regelmäßig in Aktien, am besten mit einem Fonds- oder ETF-Sparplan. Höre damit nicht auf. Auch dann nicht, wenn die Kurse fallen. Langfristig sind Aktien das beste Investment. Auch wenn sich das kurzfristig ganz anders anfühlen kann. Dann heißt es: Nerven behalten und weitermachen. Es gibt keinen falschen Zeitpunkt, um mit dem Aktiensparen zu beginnen. Es ist deshalb ein Fehler, auf den besten Zeitpunkt dafür zu warten.

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