04.12.2023 Große Chance?

Smartphone-Banken locken mit Innovationen

Von Anja Kühner
Neobanken gewinnen zunehmend an Popularität.
Neobanken gewinnen zunehmend an Popularität. Fotoquelle: picture alliance / FotoMedienService | Ulrich Zillmann

Reine Smartphone-Banken sind auf dem Vormarsch. Sie bieten günstige Konditionen und innovative Services – aber auch einige Nachteile.

Fast zwei Drittel aller Nutzer von Online-Banking erledigen ihre Bankgeschäfte inzwischen per Smartphone. Sogenannte Neobanken, die auch als Challenger-Banken oder Smartphone-Banken bezeichnet werden, wollen diese Nutzer gerne als Kunden gewinnen. Der deutsche Marktführer N26 aus Berlin hat eine kometenhafte Wachstumskurve hingelegt und inzwischen rund acht Millionen Kunden. Nicht alle von ihnen leben in Deutschland, denn das 2013 gegründete FinTech – ein auf Finanz-Technologie spezialisiertes Start-up – ist aktuell in 24 Ländern tätig.

Neobanken bieten ihre Bankdienstleistungen ausschließlich über eine App an. Wer kein modernes Smartphone oder Tablet hat, kann diese Art des Online-Bankings nicht nutzen. Die Apps von Neobanken gelten als enorm einfach und komfortabel in der Handhabung. Und vor allem als günstig. Da die Digitalbanken kein teures Filialnetz unterhalten müssen und nicht von alten IT-Systemen ausgebremst werden, sind sie schlank aufgestellt. Diesen Kostenvorteil geben sie in Form von günstigen Preisen und Konditionen an ihre Kunden weiter.

Spezialisierung auf Reisen oder Cashback

Der Kern aller Neobanken ist ein Girokonto. Sie unterscheiden sich allerdings in ihren Zusatzangeboten voneinander. Während N26 der Allrounder ist, bietet C24 überdurchschnittliche Zinsen aufs Guthaben auf allen kostenlosen Unterkonten. Tomorrow fokussiert sich auf nachhaltiges Banking, Vivid Money bietet ein Cashback-System, Bunq ist grenzüberschreitend mit mehreren IBANs und etlichen Währungen unterwegs, ebenso wie die explizit auf internationale Reisende zielende Revolut. Über sie kann auch in Kryptowährungen investiert werden. Bei Openbank, der digitalen Tochter der Santander Bank, ist ein Zugang zu einem Tagesgeldkonto integriert. Andere Banken-Fintechs wie Kontist, Qonto oder Penta wollen mit Buchungs-Tools und Rechnungs-Integration Freiberufler für sich gewinnen. „Jeder Interessierte muss sich genau überlegen, welches Angebot für ihn relevant ist“, empfiehlt Bianca Baulig, Chefredakteurin des Bankmagazins.

Allen gemeinsam ist das junge Durchschnittsalter ihrer Kunden. Bei der N26 ist beispielsweise weit mehr als jeder zweite Kunde jünger als 35 Jahre.

Einfache Kontoeröffnung

Neobanken punkten damit, dass sie den oftmals langwierigen Prozess der Kontoeröffnung radikal vereinfacht haben. Mittels Video-Identifizierung wird man in wenigen Minuten Kunde. Allerdings existieren grundsätzliche rechtliche Bedenken, ob dieses Video-Ident-Verfahren überhaupt zulässig ist. Datenschützer raten dazu, bei Fernidentifizierung auf das Post-Ident-Verfahren zurückzugreifen, auch wenn dies umständlicher ist.

Das größte Risiko einer Neobank ist, dass sie – wie jedes Start-up – trotz innovativer Idee auch wieder vom Markt verschwinden kann. Bitwala zum Beispiel, das auf den Handel mit den Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum spezialisiert ist, wurde zu Nuri, dann insolvent, und startet gerade in mehreren Ländern unter seinem ursprünglichen Namen neu. Deutschland war Ende September noch nicht dabei. Auch Rubarb, die Startup-Bank der Neffen von Bundeskanzler Scholz, meldete im vergangenen Jahr Insolvenz an. Obwohl nicht alle Neobanken eine eigene Banklizenz haben, können alle Kunden auf die Einlagensicherung bis 100 000 Euro vertrauen. Denn viele arbeiten im Hintergrund mit Banken zusammen, nutzen zum Beispiel die Berliner Solarisbank als kontoführendes Institut. Ebenso gesichert sind die Einlagen bei einer Banklizenz eines anderen EU-Staates. Bunq beispielsweise sitzt in den Niederlanden und Revolut führt sein EU-Geschäft seit dem Brexit aus Litauen.

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