Action-Western bei VOX

"Lone Ranger": Das Herz des Wilden Westens schlägt nicht in Disneyland

von Jens Szameit

Der vielleicht blasseste Western-Held aller Zeiten und ein seltsam lustlos wirkender Johnny Depp: Mehr als seichtes Popcornkino mit Pferden und Revolvern ist bei "Lone Ranger" leider nicht drin.

VOX
Lone Ranger
Western • 04.07.2020 • 20:15 Uhr

Die gute Nachricht: Der Western hat auch Jerry Bruckheimer überlebt. Das so oft totgesagte Genre hat schon ganz andere Krisen überstanden. Da war es zu verkraften, dass 2013 der "Fluch der Karibik"-Produzent mit dem "Fluch der Karibik"-Regisseur Gore Verbinski und dem "Fluch der Karibik"-Star Johnny Depp Popcornkino mit Pferden und Revolvern machte. Umgekehrt gereichte das Ergebnis aber dem erfolgsverwöhnten Triumvirat sehr zum Nachteil. Auch an den Kinokassen enttäuschte die sündteure Disney-Produktion, eine launige Kostümparty für Halbwüchsige. "Lone Ranger" – jetzt bei VOX als Wiederholung zu sehen – platzt vor Ideenreichtum, nur wirken die Einfälle allesamt seltsam verbraucht.

Was weniger daran liegt, dass der Stoff auf der gleichnamigen 50er-Jahre-Serie (hierzulande bekannt als "Die Texas Rangers") basiert. Vielmehr sieht das Ganze aus wie eine recht lieblose Reproduktion der einstmals so bahnbrechend erfolgreichen "Fluch der Karibik"-DNA: aberwitzige Action-Stunts im Stakkato, etwas Hokuspokus, viel Situationskomik, ein bisschen Freak-Show, eine verhinderte Liebesgeschichte sowie ein schöner und ein seltsamer Held in einer unfreiwilligen Allianz.

Die Hauptlast (und einen toten Vogel auf dem Kopf) trägt dabei Johnny Depp: Sehr viel Lust an der Arbeit strahlt seine Darstellung des verschrobenen Indianers Tonto nicht aus. Daneben: Armie Hammer ("Spieglein Spieglein") in der Titelrolle als John Reid, wie der "Lone Ranger" eigentlich heißt, und als wahrscheinlich blassester Westernheld aller Zeiten. Er überlebt als Einziger einen fatalen Hinterhalt. Tonto wählt den adretten Idealisten einer vermeintlichen Vorsehung wegen als Gefährten für die Jagd nach dem sadistischen Superschurken Butch Cavendish (William Fichtner) aus.

Reid will Gerechtigkeit für den Tod des Bruders, Tonto ein viele Jahre zurückliegendes Verbrechen an seinem Stamm rächen. Klingt nach tragischer Fallhöhe, gestaltet sich aber über weite Strecken als actionbefeuerter Klamauk auf dürftigem Humorniveau: Das Herz des Wilden Westens schlägt nicht in Disneyland.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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