ARD-Reihe

"Dennstein & Schwarz – Rufmord": knapp an der Politsatire vorbei

von Hans Czerny

Ein Politiker mit großen Ambitionen wird in der Öffentlichkeit als Grapscher beschuldigt. Das Anwaltsgespann Paula Dennstein und Therese Schwarz will seine Unschuld beweisen. Doch ist der Mann wirklich so brav, wie sie glauben?

ARD
Dennstein & Schwarz – Rufmord
Komödie • 03.07.2020 • 20:15 Uhr

Es gibt Gutes zu berichten: Die Erbstreitereien im Hause der Dennsteins sind fürs Erste passé. Die Fesseln des Folgen übergreifenden horizontalen Erzählens sind abgelegt, die Anwältinnen Paula Dennstein und Therese Schwarz sind endlich frei für die Fälle ihrer Mandanten. In ihrem dritten Fall wollen "Dennstein & Schwarz" als "Frauenpower für die Männerseite" einen Grazer Politiker heraushauen, der von früheren Mitarbeiterinnen des Grapschens bezichtigt wird und daher auf schmerzvolle Weise die Karriereleiter hinunterzufallen droht.

Der Politiker, der in der Episode "Rufmord" Konrad Wagner heißt, wird vom an sich großartigen Sänger, Kabarettisten und Schauspieler Manuel Rubey ("Falco – Verdammt, wir leben noch") gespielt. Leider dient er nun als Beleg dafür, dass Nettigkeit und Charme nicht vor den neuerlich im Gesetz festgelegten sexuellen Straftaten schützen können.

Die Anschuldigungen der vormaligen Mitarbeiterinnen wirken zunächst unglaubwürdig, das sehr juristisch geformte Drehbuch erscheint recht verquält, zumal der Fall von einem Chefredakteur in der örtlichen Presse nur mit anonymen Zeuginnen hochgezogen wird. Das hätte trotzdem witzig werden können, wenn man das Politiker-Image zur Satire ausgeweitet hätte – bei Straches nun gerichtsnotorischen Ibiza-Eskapaden allerdings gar kein so leichtes Unterfangen mehr.

Wagners Bravheit im Amt zu beweisen, das wird hier zur einfach scheinenden Aufgabe für die Anwältinnen aus der Steiermark, die Maria Happel (Paula Dennstein) und Martina Ebm (Therese Schwarz) mit gleichbleibend konträrer Ausrichtung spielen – Happel als die Erfahrene, mit allen Wassern Gewaschene, Ebm als die Lernwillige, die (noch) an das Gute glaubt. Auf den smarten Politiker fallen sie, kein Wunder, zunächst beide herein. Weil Paula aber mit dem vermeintlichen MeToo-Missetäter einst befreundet war (!), fällt das Mandat Therese zu, deren Instinkt dann auch Unerwartetes zutage fördert.

Um nicht ganz im juristischen Dschungel des neueren österreichischen Sexualstrafrechts zu versacken, wird der Grapscher-Fall durch ein Haschisch-Delikt aus der jüngeren Generation aufgeweicht. Auch eine junge Liebe am steirischen See will gerettet sein. Da ist Paulas ganze mütterliche Erfahrung gefordert – und ein gnädiger Staatsanwalt, der die Bestrafung wegen Drogendeals verhindert, obendrein.

Die Bonmots zwischen den sich beharrlich siezenden Anwältinnen wollen kein Ende nehmen, ohne je ganz witzig zu sein. Einmal – ja, einmal dann doch – bricht sich allerdings österreichisches Komödiantentum Bahn. Frech und hintersinnig spielt Wolfgang Hübsch, mittlerweile 80, den dementen Vater des übergriffigen Politikers. "Man darf alles", behauptet der, "man darf sich nur nicht erwischen lassen!" Und fordert dann im selben Atemzug seine Lieblingsspeise ein, einen Kaiserschmarrn. Der Großvater genießt seine Narrenfreiheit und löst dabei alles ein, was sich unsereins von einer Austria-Koproduktion erwartet. Von einer unerlaubten Berührung "in der Nähe unmittelbarer Geschlechtszonen", wie sie im Gesetzbuch steht, hat der Alte garantiert noch nie etwas gehört.

Man hätte sich von dieser Unbeschwertheit im Film statt der gesetzlichen Belehrungen doch ein wenig mehr gewünscht. Doch der Satz: "Nein heißt Nein!" besitzt offensichtlich auch, was den Humor anbelangt, in dieser juristisch geprägten Freitagsserie seine Gültigkeit.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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