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"ARD Wissen: Drama Klimaschutz": Warum gibt es kein Umdenken in Sachen Klimawandel?

04.12.2023, 09.51 Uhr
von Maximilian Haase

Dass der Klimawandel das Leben auf der Erde bedroht, dürfte den meisten Menschen klar sein. Trotzdem scheinen wissenschaftliche Fakten und Proteste zu keinem Umdenken zu führen. Wie kann das sein? Die ARD-Doku beleuchtet die Kluft zwischen Wissen und Handeln.

ARD
ARD Wissen: Drama Klimaschutz
Dokumentation • 04.12.2023 • 22:50 Uhr

Es ist eines der dringlichsten Themen unserer Zeit – und zugleich eines, das von vielen Menschen und Institutionen scheinbar noch immer nicht ganz ernst genommen wird. Der Klimawandel gilt als wissenschaftlicher Fakt, und doch kommt der Klimaschutz nur außerordentlich zögerlich voran.

Lobby-Organisationen gegen wissenschaftliche Fakten

Trotz Jahrzehnten intensiver Forschung und deutlicher Warnungen steht die Menschheit vor einem Paradox, das nun von der ARD-Dokumentation "Drama Klimaschutz" aufgegriffen wird: Das umfassende Wissen um die klimatischen Herausforderungen, so zeigt es der Film mit dem Untertitel "Warum Wissenschaft und Proteste scheitern", habe nicht im erforderlichen Maß zu konkreten Handlungen geführt.

Der Film von Tom Ockers begleitet den renommierten Klimaforscher Mojib Latif, der die Komplexität eines globalen Problems zu entwirren versucht. "Wissen führt zu handeln!" – so lautete eine alte Devise im wissenschaftlichen Betrieb. "Zumindest in meinem Fachgebiet hat sich dieser Grundsatz als falsch herausgestellt", gibt sich Latif ernüchtert. Auf seiner Reise besucht er die Orte, die Zeugnis vom Klimawandel ablegen: vom Waldbrandgebiet in Mecklenburg-Vorpommern bis zum walisischen Küstendorf Fairbourne, das evakuiert werden musste. Anhand dieser eindrücklichen Bilder zeigt der Forscher auf, was lange vorhergesagt wurde und nun Realität ist: eine Zunahme von Extremwetterereignissen als direkte Folge der Erderwärmung.

Latif und weitere Expertinnen und Experten erörtern in der Dokumentation, wie die Wissenschaft jahrzehntelang um Anerkennung und Gehör rang. Sie beleuchten auch die systematischen Anstrengungen, die Forschungsergebnisse in Zweifel zu ziehen und dadurch notwendige politische Entscheidungen zu verzögern oder zu verhindern: "Statt auf uns zu hören, wurden von den Profiteuren mit Millionensummen Lobby-Organisationen gegründet, die unsere Arbeit mit Lügen und Falschmeldungen in Frage stellten", sagt Latif.

Wie die Gesellschaft erreichen?

Die Dokumentation beschäftigt sich ebenso mit den aktuellen Bemühungen der jungen Generation, die sich in Bewegungen wie "Fridays for Future" und "Letzte Generation" organisiert und vehement einen wirklichen Wandel fordert. Angesicht schwindender Zustimmungswerte nach Straßenblockaden und Farbattacken hinterfragt die Doku auch den Nutzen der Protestformen. Schließlich sorgen die Aktivisten derzeit für viel Unverständnis und Wut. Kann es andere Wege geben, um die Gesellschaft umfassend für die Klimakrise zu mobilisieren?

Kritisch widmet sich der Film zudem der Frage, warum die Menschheit bislang nicht in der Lage zu sein scheint, den Klimawandel effektiv anzugehen. Einen innovativen Ansatz liefert der Neurowissenschaftler Henning Beck, der aufzeigt, warum sich das menschliche Gehirn schwertut, langfristige Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Seine Erkenntnisse könnten den Filmautoren zufolge einen Beitrag dazu leisten, Verhaltensweisen zu ändern und neue Wege zu beschreiten: "Wir wissen jetzt, warum der Mensch solche Schwierigkeiten hat, langfristig vernünftig zu handeln", so der Forscher. "Und wir haben einige Ideen, wie man damit umgehen könnte".

Zu Wort kommen Expertinnen wie die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert und der Protestforscher Professor Dieter Rucht, aber auch Aktivistinnen wie die Gründerin der "Letzten Generation" Lea Bonasera sowie Clara Duvigneau von "Fridays for Future". Sie allesamt zeigen aus unterschiedlichen Perspektiven auf, vor welchen wirtschaftlichen, politischen und insbesondere menschlichen Herausforderungen der Klimaschutz steht.

ARD Wissen: Drama Klimaschutz – Mo. 04.12. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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