Moderator im Interview

25 Jahre "Galileo"! Aiman Abdallah: "Die Sendung von heute ist nicht mit der Sendung vor zehn Jahren zu vergleichen"

01.12.2023, 10.13 Uhr
von Franziska Wenzlick

Am 01. Dezember feiert das ProSieben-Format "Galileo" den 25. Geburtstag. Von Anfang an stand Moderator Aiman Abdallah für das Wissensmagazin vor der Kamera. Zum großen Jubiläum gibt es 25 Stunden Sendezeit am Stück. Im Interview erklärt Aiman Abdallah das Erfolgsrezept der Sendung und wie sich das Magazin im Laufe der Zeit veränderte. 

Schlanke 17 Minuten dauerte die erste Sendung, als "Galileo" am 30. November 1998 bei ProSieben Premiere feierte. Dass die Unterhaltungswissensshow zum Dauerbrenner avancieren und ein Vierteljahrhundert später zu den langlebigsten Formaten des Senders zählen würde, hätte damals wohl kaum jemand geahnt. Heute sind aus 17 Minuten längst 50 Minuten Nettosendezeit geworden. Geblieben ist indes das Gesicht der Sendung: Aiman Abdallah. Als Moderator der ersten Stunde ist der 58-Jährige natürlich mit von der Partie, wenn bei ProSieben ab Freitag, 1. Dezember, 19.05 Uhr, 25 Stunden lang alles im Zeichen des "Galiläums" steht.

prisma: "Galileo" wird 25! Erinnern Sie sich noch an Ihren 25. Geburtstag, Herr Abdallah?

Aiman Abdallah: So wirklich weiß ich das nicht mehr – das ist schließlich schon ziemlich lange her (lacht). Beim Fernsehen fühlt sich das noch länger an. Ich sage immer: Fernsehjahre sind wie Hundejahre. Formate kommen und gehen, da sind 25 Jahre gefühlt noch viel länger.

prisma: Wie war Ihr erster Tag als "Galileo"-Moderator?

Abdallah: Daran erinnere ich mich noch gut: Wir waren alle extrem aufgeregt! "Galileo" war das erste tägliche Wissensmagazin überhaupt im deutschen Fernsehen, und dann auch noch beim damaligen Spielfilm- und Seriensender ProSieben. Damals dachte ich mir: Alles, was über ein halbes Jahr hinausgeht, ist ein Plus. Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass wir 25 Jahre später noch immer ein fester Bestandteil des Programms sind.

"Die Sendung von heute ist nicht mit der Sendung vor zehn Jahren zu vergleichen"

prisma: Was hat sich seit der ersten Sendung im Jahr 1998 verändert?

Abdallah: Wir müssen und wollen immer am Puls der Zeit sein. Das heißt, die Sendung von heute ist nicht mit der Sendung vor zehn Jahren zu vergleichen und erst recht nicht mit der Sendung vor 25 Jahren. Wir wollen unsere Zuschauerinnen und Zuschauer mit dem bedienen, was sie gerade bewegt – auch aus gesellschaftspolitischer Sicht. Wir sind zwar jung geblieben, aber wir sind auch erwachsener geworden. Wie unser Publikum.

prisma: Im Internet bekommt man es häufig mit Falschinformationen zu tun, auch wissenschaftliche Fakten werden immer wieder geleugnet. Sehen Sie es als Ihre Aufgabe, dem entgegenzuwirken?

Abdallah: Die Wissenschaft ist zwar auch ein Teil unseres Formats, grundsätzlich waren wir aber von der ersten Minute an eine Wissenssendung. Das ist ein Unterschied, und daran hat sich auch wenig geändert. Solange der Mensch lebt, ist er neugierig und möchte Dinge erfahren – von Geburt an. Im Erwachsenenalter stellen wir aber viele Fragen nicht mehr, unter anderem, weil wir uns schämen. Bei "Galileo" stellen wir alle Fragen und geben die Antworten.

prisma: Sie sind seit jeher das Gesicht der Sendung. Wie ist es für Sie, wenn Leute auf der Straße Sie ansprechen?

Abdallah: Ich fühle mich "Galileo" sehr verbunden. Insofern finde ich es schön, wenn das auch von außen so wahrgenommen wird. Viele unserer Zuschauerinnen und Zuschauer waren von Anfang an dabei, sind mit uns groß geworden, sind vielleicht auch mal abgesprungen und wiedergekommen. Mich hat es schon immer sehr gefreut, wenn Teenager auf mich zukommen und sagen, dass "Galileo" eine coole Sendung sei. Ich bin glücklich über jede positive Rückmeldung, finde es aber besonders schön, wenn wir junge Menschen für etwas begeistern können.

"Nie von oben herab, nie mit erhobenem Zeigefinger"

prisma: Bekommen Sie ausschließlich positives Feedback?

Abdallah: Im Internet ist die Resonanz natürlich immer sehr unterschiedlich. Es gibt die, die ohnehin überall meckern, und es gibt die, die Freude an dem haben, was wir machen. Im Großen und Ganzen bringt unser Publikum uns Wohlwollen und Wertschätzung entgegen – wohl auch, weil darauf unsere Sendung beruht. Wir respektieren unsere Zuschauerinnen und Zuschauer und werden im Gegenzug ebenfalls respektiert.

prisma: Halten Sie den gegenseitigen Respekt auch für das Erfolgsrezept des Formats?

Abdallah: Wir erklären komplizierte Dinge auf einfache, verständliche und unterhaltsame Art. Nie von oben herab, nie mit erhobenem Zeigefinger. Für uns war es schon immer wichtig, auf Augenhöhe mit dem Publikum zu sein. Das ist das Erfolgsrezept.

prisma: Sie sind von Anfang an Teil von "Galileo". Auf welche Momente blicken Sie aus heutiger Sicht am liebsten zurück?

Abdallah: Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich mit "Galileo" und durch "Galileo" so viel ausprobieren konnte. Es gab im Laufe der Jahre viele Spezialsendungen, "Galileo Mystery" zum Beispiel. So manches davon würde man aus heutiger Sicht vielleicht nicht mehr so machen, aber damals war es großartig. Zudem bin ich stolz darauf, dass wir es tatsächlich geschafft haben, uns als feste Marke zu etablieren. Wenn junge Menschen "Galileo" hören, denken sie nicht an das Satellitennavigationssystem und vermutlich auch nicht an Galileo Galilei, sondern an unsere Sendung.

"Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke"

prisma: Zum großen "Galiläum" zeigt ProSieben 25 Stunden am Stück verschiedene "Galileo"-Sonderausgaben. Wie geehrt fühlen Sie sich?

Abdallah: Ich kenne kein Format bei einem deutschen Fernsehsender, dem jemals 25 Stunden Sendezeit eingeräumt wurden. Das ist natürlich die höchste Auszeichnung. Kein Witz: Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke. Als wir 1998 angetreten sind, dauerte unsere Sendung 17 Minuten. Für mich ist es nach wie vor unfassbar, dass daraus so eine Erfolgsgeschichte wurde. Ich freue mich also auf den gesamten Tag. Wir planen das "Galiläum" schon sehr lange und haben uns natürlich auch einige neue Formate überlegt. "Galileo Kids" zum Beispiel, oder die Spielshow "Galileo Top Brain", bei der es 25.000 Euro zu gewinnen gibt. Auch das KI-Experiment, mit dem das "Galiläum" beginnt, wird spannend.

prisma: Sie haben einst Informatik studiert. Liegen Ihnen IT-Themen besonders am Herzen?

Abdallah: So klar kann ich das nicht sagen. Für mich sind immer wieder neue Themen spannend. Vieles, was mich interessiert, fließt in die Sendung ein. In unserer Redaktion kann jeder ein Thema vorschlagen, auch ich. Wir Moderatorinnen und Moderatoren sehen uns natürlich auch als Journalisten. Das war von Anfang an so.

prisma: Zu Beginn Ihrer TV-Karriere waren Sie als Sportjournalist tätig. Fragen Sie sich manchmal, wo Sie heute ohne "Galileo" ständen?

Abdallah: Nein, dafür bräuchte ich wohl seherische Fähigkeiten (lacht). Die Branche hat mich schon früh in den Bann gezogen. Ich denke also, ich wäre auf jeden Fall in irgendeiner Art und Weise im TV tätig. Fernsehen ist ein tolles Medium. Früher hätte ich nie gedacht, dass ich mal vor der Kamera landen würde. Es macht aber unglaublichen Spaß, die Brücke vom Studio hin zu den Zuschauerinnen und Zuschauern zu Hause zu sein.

"Ich brenne für 'Galileo'"

prisma: Sie werden im Januar 59 Jahre alt – ein Alter, in dem sich so mancher Arbeitnehmer den Ruhestand herbeisehnt. Denken auch Sie manchmal ans Aufhören?

Abdallah: Nein! Ich brenne für "Galileo". Ich habe totalen Spaß an meiner Arbeit, und beruflich ist die Sendung seit 25 Jahren mein Lebensinhalt. Wenn der Zeitpunkt kommt, dann wird er kommen. Vielleicht arbeite ich irgendwann auch nur noch hinter der Kamera mit. Momentan denke ich jedoch definitiv noch nicht ans Aufhören. Mein Beruf hält mich jung. Zum einen, weil ich mit vielen jungen Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeite. Zum anderen, weil wir inhaltlich immer up to date bleiben. Das würde ich aktuell nicht missen wollen.

prisma: Wie viel von dem, was Sie im Laufe der Jahre durch "Galileo" gelernt haben, wissen Sie noch?

Abdallah: Leider bei weitem nicht mehr alles (lacht). Einiges ist natürlich trotzdem hängen geblieben. Vor allem habe ich durch die Sendung gelernt, komplizierte Dinge einfach zu erklären. Zudem habe ich mir dank "Galileo" den kindlichen Blick auf die Welt bewahrt.

prisma: Wie meinen Sie das?

Abdallah: Für einen Erwachsenen ist eine Baustelle eine Baustelle. Für ein Kind ist eine Baustelle ein Kran, ein Gabelstapler, ein Bauarbeiter und noch so viel mehr. Jeder noch so kleine Teil eines Themas kann spannend sein.

"Neugierde wird es immer geben"

prisma: Sollten Sie "Galileo" irgendwann den Rücken kehren: Was erwarten Sie von Ihren Nachfolgern?

Abdallah: Man sollte für die Sache brennen. Im Vordergrund steht nicht die Persönlichkeit. Das mag bei anderen Formaten der Fall sein, aber nicht bei "Galileo". Wir sind Vermittler und präsentieren Inhalte, nicht uns selbst, daran hat sich seit 25 Jahren wenig geändert.

prisma: Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der Sendung?

Abdallah: Neugierde wird es immer geben, und die Welt verändert sich, insofern gehen uns die Themen sicher nie aus. Die größte Challenge sehe ich darin, am Ball zu bleiben – auch dann, wenn sich der Schwerpunkt vom linearen Fernsehen hin zu anderen Medien verlagern sollte.

prisma: Könnten Sie sich vorstellen, dass "Galileo" irgendwann auch als reines Streaming-Format funktionieren würde?

Abdallah: Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass es das lineare Fernsehen nicht mehr gibt. Grundsätzlich sind jedoch die Inhalte das A und O. Da ist es egal, auf welcher Plattform wir unterwegs sind. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wollen Qualität. Die bekommen sie bei uns – ob linear oder nonlinear. Dafür spricht auch die Langlebigkeit der Sendung. Ich rechne "Galileo"also auch weiterhin große Erfolgschancen aus, auch, wenn sich die Branche weiterentwickelt und verändert. "Galileo" ist so vielseitig. Wir sind die letzten 25 Jahre nicht langweilig geworden, und ich gehe davon aus, dass wir auch in Zukunft nicht langweilig werden.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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