"Geheimkommando Familie": Regelfanatiker trifft auf Kunsttherapeutin
In "Geheimkommando Familie" geht es um einen ehemaligen, melancholischen Marineoffizier, der plötzlich einen Anruf bekommt, der alles verändert. "Bist du mein Opa?", fragt die Stimme am Telefon.
Marineoffizier Klaus Gremme (Alexander Held) fristet ein trostloses Dasein. Seine Stirn ist in hundert Falten gelegt. In trauriger Einsamkeit genießt er sein morgendliches Frühstücksbrötchen an einem wackeligen Klapptisch. Ein trister Anblick – bis das Telefon klingelt und ihn aus einer Art Trance zu reißen scheint. "Bist du mein Opa?", tönt eine niedliche Kinderstimme aus dem Hörer. Ein Flüstern, das die Tristesse durchdringt und für den ersten Gänsehautmoment dieses Freitagfilms sorgt, obwohl bis dahin weder Handlung noch Charaktere näher bekannt sind.
Der Ruhestand war der Anfang vom Ende
Doch die stimmungsvolle, fast melancholische Klaviermusik (Musik: Martina Eisenreich) im Hintergrund und die traurige Erscheinung des Offiziers wecken Mitgefühl. Klaus scheint keinen Kontakt zu seiner Familie zu haben. Was muss im Leben dieses Mannes passiert sein, dass es so weit kommen konnte? Unter der Regie von Christina Adler taucht der Betrachter in ein berührendes Familiendrama ein. Dreh- und Angelpunkt des ARD-Films "Geheimkommando Familie": Chancen und Bedeutung der Familie im Leben. Das Erste zeigt den Film in der Primetime.
Was passiert, wenn man jemandem das Einzige nimmt, das ihn morgens aufstehen hat lassen? "Schon als Kampfschwimmer durch außergewöhnliche Leistung im Gedächtnis geblieben, werden wir Korvettenkapitän Klaus Gremme, einen strengen, aber stets gerechten Ausbilder, vermissen", verabschieden seine Kameraden den Klaus ehrenvoll in den Ruhestand. Der Anfang vom Ende – so kommt es ihm jedenfalls zunächst vor.
Frisch pensioniert, steht der ehemalige Offizier vor einem Berg von Freizeit. Geplagt von nächtlichen Schlafstörungen und tagsüber gähnender Leere im Haus fasst er sich eines Tages ein Herz und zieht – um geografisch näher bei seinem Sohn zu sein – in eine WG mit der antimilitaristischen Kunsttherapeutin Mona Tauber (Lisa Hagmeister), einer zerstreuten Mutter zweier Teenager. Damit hat nun wirklich niemand gerechnet ... – und Mona hält nicht viel von "Druck und autoritärer Erziehung". Da ist sie bei Klaus wirklich an der falschen Adresse. Denn: Er spricht zwar nicht von Druck, aber eben von Führung. Na, wenn das kein Konfliktpotenzial birgt? Lisa Hagmeister beeindruckt als Single-Mom, die durchs Leben stolpert – wie schon in "Isi & Ossi" (2020).
Familienbande muss nicht immer an Blutsverwandtschaft gebunden sein
Das Drehbuch von Simon X. Rost erzählt die Geschichte eines vom Leben gezeichneten Mannes. Ein harter Kerl könnte man sagen. Ob der Regelfanatiker Klaus auch einen weichen Kern hat? Den können nur die quirlige Claire Tauber (Amelie Gerdes) mit Down-Syndrom und der zurückhaltende Linus Tauber (Xari Wimbauer) herauskitzeln – auf ihre ganz eigene, ebenso sensible wie direkte Art. Klaus' liebevolle Strenge scheint genau das zu sein, was Monas Familie fehlt. Und im Laufe des Films wird klar, dass Familienbande nicht immer an Blutsverwandtschaft gebunden sind.
Ganz der kauzige Alte macht er sich in all dem für ihn neuen Alltagschaos daran, den Kontakt zu seinem Sohn wieder aufzunehmen – etwas unbeholfen zwar, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Seine Stalker-Allüren aus Angst, abgewiesen zu werden, sorgen für Heiterkeit. Eine gesunde Portion Humor darf am Freitagabend im Ersten eben nicht fehlen. Wird Klaus einen Weg finden, sich mit seinen Lieben zu versöhnen und eine Bindung zu seiner Enkelin aufzubauen? Immerhin hat er einen – in seinen Augen – ausgeklügelten Plan geschmiedet ...
"Geheimkommando Familie" – Fr. 01.12. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH