Kinderloses Glück?

Laura Storz über Kinder, Karriere und warum sie nie nach einem Plan B sucht

04.08.2025, 16.45 Uhr
Laura Storz spielt in der ZDF-Komödie "Die Kinderschwindlerin" eine Frau, die Kinder erfindet, um eine Wohnung zu ergattern. Im Interview spricht sie über ihre frühen Erfahrungen als Mutter und die Herausforderungen, die eine Karriere als Schauspielerin mit sich bringt.

Laura Storz war bislang vor allem passionierten Theaterfans bekannt. Am Mainfrankentheater in Würzburg war die gebürtige Kölnerin zuletzt unter anderem als Double der Titelheldin in der Oper "Carmen" von Georges Bizet sowie in dem Kinderstück "Was Wanda will" zu sehen. Für "Die Kinderschwindlerin" stand die 29-Jährige nach einer kleinen Rolle in der Serie "Concordia – Tödliche Utopie" nun erstmals für einen abendfüllenden Fernsehfilm vor der Kamera: In der Komödie von Tini Tüllmann (Regie) spielt sie Nina, eine junge Frau, die keine Kinder bekommen möchte. Um an eine neue Wohnung zu kommen, gibt sie dann aber ihre Nichte und ihren Neffen als ihre eigenen Kinder aus. Das ZDF zeigt den Film am Donnerstag, 7. August, um 20.15 Uhr. In der ZDFmediathek ist er bereits abrufbar.

Im Interview spricht Storz, die im Gegensatz zu ihrer Filmfigur zweifache Mutter ist, über die Vereinbarkeit von Kindern und der Karriere als Schauspielerin. Sie verrät, wie sich die Arbeitsbedingungen für Eltern am Theater gerade positiv verändern. Außerdem erklärt sie, warum man Frauen nie mit Fragen zu einer möglichen Familienplanung bedrängen sollte.

"Ich habe in Berlin eine Zeit lang in einer Genossenschaftswohnung gewohnt"

prisma: In "Die Kinderschwindlerin" spielen Sie eine Frau, die für eine neue Wohnung kurzerhand zwei Kinder erfindet. Was war das Verrückteste, das Sie einmal getan haben, um eine Wohnung zu bekommen?

Laura Storz: Ähm ... (überlegt) Bei mir war es ein bisschen anders: Ich habe nicht wirklich geschwindelt, aber ich habe in Berlin eine Zeit lang in einer Genossenschaftswohnung gewohnt. Ich war damals schwanger und habe das auch gleich gesagt: "Hör mal, ich brauche jetzt das Zimmer, das bezahlbar ist." Der Vater meiner Kinder ist dann auch mit eingezogen, während mein Mitbewohner netterweise ausgezogen ist und meinte: "Ihr braucht das Zimmer gerade mehr als ich." Wir hatten echt Glück.

prisma: Wie schwer ist es auf dem Wohnungsmarkt mit einem doch eher unsicheren Job als Schauspielerin?

Storz: Ich bin in einer anderen Position als viele Kolleginnen, weil ich eine Festanstellung am Theater habe. Das heißt, ich bin eine städtische Angestellte, was natürlich besser ist. Während des Studiums bekam ich zunächst BAföG, als ich dann ein Stipendium hatte, ging das Ganze viel leichter. Da konnte ich dann genau vorzeigen: So finanziere ich mein Leben während des Studiums. Hinzu kam, dass mein WG-Zimmer in Leipzig zu Studienzeiten wirklich einen super Preis hatte. Nach dem Studium waren wir dann zwei, drei Jahre weg aus der Stadt. Als wir dann als Familie zurück in die Stadt kamen, mussten wir feststellen, wie enorm die Mieten in der Zwischenzeit angestiegen sind.

"Meine Kindr halten mich jung, indem sie mir eine Welt voller Staunen eröffnen"

prisma: Im Film geht es nicht zuletzt um die zerrüttete Beziehung zweier höchst unterschiedlicher Schwestern ...

Storz: Das ist ganz süß, denn lustigerweise kenne ich die im Film dargestellte Beziehung von Nina zu ihrer Nichte und ihrem Neffen recht gut. Ich stamme aus einer Patchwork-Familie, meine Schwester ist 16 und mein Bruder ist 13 Jahre alt. Von daher kann ich mich noch an viele Situationen erinnern, in denen ich mit ihnen im Zimmer sitze und sie sich an mich ankuscheln und sagen: "Man, bist du eine coole große Schwester!" Ich glaube, jetzt kommen dann auch langsam so Anrufe, wenn Mama und Papa gerade nicht so cool sind. Da heißt es dann auch mal: "Kannst du mich bitte abholen?"

prisma: Sie sind selbst Mutter zweier Kinder im Alter von sieben und fünf Jahren. Was für ein Muttertyp sind Sie – eher locker wie Nina oder übervorsichtig wie Ariane?

Storz: Ich glaube, ich sehe mich in beiden Müttern. Ich habe die Rolle von Jasmin Schwiers total verstanden, weil es mit zwei kleinen Kindern auch total überfordernd sein kann. Natürlich ist es schön, viel Zeit mit den eigenen Kindern zu verbringen, wenn sie im Kleinkindalter sind. Aber diese Zeit macht auch verdammt einsam. Nicht umsonst heißt es: "Es braucht ein Dorf, um ein Kind aufzuziehen." Im Alltag als Mutter möchte ich möglichst viel übers Muttersein lesen, gleichzeitig merke ich aber auch, dass ich Ausnahmen mache. Ich hüpfe selber gerne auf dem Trampolin oder gehe mit ihnen auf die Kirmes zum Dosen werfen.

prisma: Würden Sie sagen, das ist ein Vorteil, den Sie als junge Mutter gegenüber anderen haben?

Storz: Ich weiß es nicht. Mit dem Alter ist es immer so eine schwierige Frage. Auf jeden Fall merke ich gerade, wie jung meine Kinder mich halten, indem sie mir eine Welt voller Staunen eröffnen.

"Wir müssen wir aufpassen, dass wir uns als Gesellschaft nicht wieder zurückentwickeln"

prisma: Ninas vehemente Weigerung, Kinder zu bekommen, stößt im Film auf Unverständnis. Auch im echten Leben wird die Entscheidung, ob man als Frau Kinder möchte oder nicht, oft ungefragt kommentiert ...

Storz: Die Frage, ob ich Kinder möchte, wurde mir persönlich nicht gestellt, weil ich schon sehr jung Mutter wurde. Für mich ist das eine super private Frage. Das geht niemanden etwas an und sollte nicht mehr einfach so auf Familienfesten gestellt werden. Man weiß nie, was dahintersteckt: Für manche Frauen ist der Kinderwunsch nicht erfüllbar, andere sagen: "Nein, ich möchte wirklich keine Kinder." Auch meine eigenen Kinder werde ich niemals dazu drängen, Kinder kriegen zu wollen. Entweder es ergibt sich und sie haben Lust, dann berate ich sie gerne und bin gerne dabei als Oma, aber wenn nicht, dann ist das auch okay. Diese Entscheidung bleibt jeder Frau selbst überlassen. Meiner Meinung nach wird allgemein zu viel über den Körper der Frau oder die Bestimmung der Frau gesprochen.

prisma: Hat sich an der Situation von Frauen bei diesem Thema in den letzten Jahren etwas verändert?

Storz: Natürlich bekommt das Thema Selbstbestimmung mehr Aufmerksamkeit, was gut ist. Was ich bei unserem Drehbuch interessant fand, war die Tatsache, dass Nina nicht nur keine Kinder möchte, weil sie Karriere macht, sondern einfach nur so ein Leben ohne Kinder führen will. In ihrem Fall gibt es kein "entweder Kind oder Karriere". Das ist eine Sichtweise auf das Thema, die noch nicht so oft erzählt wurde. Allgemein müssen wir echt aufpassen, dass wir uns als Gesellschaft nicht wieder zurückentwickeln, gerade wenn man sich anschaut, wie es derzeit weltpolitisch aussieht. Deshalb glaube ich, ist es am besten, wenn wir alle, auch die Männer, weiter über das Thema sprechen und Filme dazu machen.

"Generell sind die Rechte für Theaterschaffende im Moment noch gering"

prisma: Sie arbeiten hauptsächlich am Theater, einem Ort also, der nicht unbedingt für seine familienfreundlichen Arbeitszeiten bekannt ist. Wie meistern Sie den Alltag?

Storz: Ich hatte in Leipzig das Glück, dass ich eine inzwischen wirklich gute Freundin kennengelernt habe, die Bestatterin ist und vier Kinder hat. Sie musste viel arbeiten, ich musste viel arbeiten, also haben wir uns zusammengeschlossen. Das heißt, entweder hatte ich sechs Kinder in meiner Wohnung oder sie bei sich oben. Dieses Netzwerk hat total geholfen. In Würzburg ist es jetzt perfekt: Da gibt es das Programm "FLEXI24". Die Stadt zahlt den Menschen, die in Schicht arbeiten, die Betreuung. Da falle ich rein, weil ich abends Proben oder Vorstellungen habe. Das ist ein großer Vorteil im Vergleich zu anderen Förderprogrammen, wo das Theater selbst einen Betreuungszuschuss gibt. Denn in diesen Fällen könnte das Theater irgendwann sagen: "Eltern sind uns einfach zu teuer." Über das Thema und was das im Einzelfall bedeutet, habe ich auch meine Masterarbeit geschrieben.

prisma: Was müsste sich in Ihrer Branche im Hinblick auf die Vereinbarung von Job und Familie darüber hinaus noch ändern?

Storz: Generell sind die Rechte für Theaterschaffende im Moment noch gering. Da ist in den letzten Jahren aber auch schon viel passiert. Ansonsten bin ich am Theater ein großer Fan von langen Proben: Normalerweise probt man von 10 bis 14 und von 18 bis 22 Uhr. Neuerdings legen viele Häuser ihre Proben auf 10 bis 16 Uhr und danach hat jeder Feierabend. Ich habe das Gefühl, dass das allen Beteiligten gut tut. Von der früheren Auffassung, dass Kunst aus Leiden entsteht, halte ich überhaupt nichts.

prisma: Welchen Ratschlag geben Sie gerade jungen Müttern unter 30?

Storz: Ich habe relativ spät angefangen, zu sagen, was ich brauche als junge Mutter. Das würde ich inzwischen anders machen. Zum Beispiel liebe ich es, abends zu Hause zu sein und mit meinen Kindern vor dem Schlafen gehen den Tag Revue passieren zu lassen.

prisma: Zeigen Ihre Kinder eigentlich auch schon Interesse an der Schauspielerei?

Storz: Lange gar nicht. Gerade mein Sohn war eher zurückhaltend. Wenn ich zu Hause meinen Text lerne, verdreht er auch schon mal die Augen. Aber kürzlich hatte er seine erste eigene Theateraufführung und war im Vorfeld total aufgeregt. (lacht)

"Diese zarten Kameramomente vermisse ich jetzt auch schon ein bisschen"

prisma: Bislang standen Sie hauptsächlich im Theater auf der Bühne anstatt vor der Kamera: Wie groß war die Umstellung?

Storz: Am Anfang war ich total aufgeregt! Ich wusste nicht, wie ich mich vorbereiten soll, weil es im Gegensatz zum Theater bei den Dreharbeiten ja keine Proben gab. Vor Ort haben die Regisseurin Tini Tüllmann und die Kamerafrau Claire Jahn dann aber so ein schönes Umfeld geschaffen, dass ich wirklich schnell ein Gefühl für die Arbeit bekommen habe. Im Vergleich zum Theater, wo ich bis zur letzten Reihe spielen muss, hat es mir wirklich gut gefallen, vor der Kamera auch mal richtig fein zu spielen. Diese zarten Kameramomente vermisse ich jetzt auch schon ein bisschen.

prisma: Werden wir Sie künftig häufiger auch im Fernsehen sehen?

Storz: Auf jeden Fall! Ich habe richtig Blut geleckt. Ich hatte so eine schöne Zeit. Wenn es irgendwie geht, möchte ich die Theaterarbeit künftig mit der Filmarbeit verbinden.

"Mein tatsächliches Alter spielt gar keine so große Rolle mehr für mich"

prisma: 2025 feiern Sie Ihren 30. Geburtstag. Hat diese Zahl für Sie eine besondere Bedeutung?

Storz: Ich habe lange gedacht: ja. Aber dadurch, dass ich in meinem Leben inzwischen schon viele Phasen durchlaufen habe, denke ich mir so: Manchmal fühle ich mich wie 22, dann habe ich das Gefühl, ich sei schon viel, viel älter, weil ich mit zwei Kindern natürlich eine ganz andere Verantwortung trage. Deshalb spielt mein tatsächliches Alter gar keine so große Rolle mehr für mich.

prisma: Werden Sie dennoch feiern?

Storz: Ja. Ich habe meine Geburtstage bislang nie groß gefeiert. Doch dieses Mal möchte ich feiern! Einen genauen Plan habe ich noch nicht. Vielleicht erfülle ich mir einen Traum und miete mir ein Hausboot mit den engsten Freunden.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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