Film im BR

"Das Boot – Director's Cut": ein Bericht aus der Hölle

09.07.2022, 11.01 Uhr
von Jasmin Herzog

Wolfgang Petersens Meisterwerk brachte sein Meisterwerk 1997 noch einmal als Director's Cut ins Kino. Der Wahnsinn des Krieges, dargestellt auf wenigen Quadratmetern.

BR
Das Boot – Director's Cut
Kriegsfilm • 09.07.2022 • 22:00 Uhr

Dieser Film war Wolfgang Petersens Eintrittskarte für Hollywood. Nach seinem Meilenstein "Das Boot" (1981) drehte der deutsche Regisseur Großprojekte mit Stars wie George Clooney ("Der Sturm"), Brad Pitt ("Troja") oder Kurt Russell ("Poseidon"). Doch natürlich ist das Weltkriegsepos vor allem ein Stück jüngerer deutscher Kulturgeschichte geworden. Ein so bedeutendes, dass es regelmäßig im Spätprogramm auftaucht. Das BR-Fernsehen wiederholt nun "Das Boot – Director's Cut" – also jene Version, die der Regisseur 1997 als überarbeitete Fassung des Originals ins Kino brachte.

In der Neubearbeitung pfeifen die Wasserbomben noch eindringlicher als in der Original-Kinoversion. Wolfgang Petersen verbrachte Monate im Schneideraum und im Tonstudio, um Schnitt und Sound an die 90er-Jahre anzupassen. Der Standard von damals ist immer noch sehr hoch. Man hört's. Das Knirschen der Rohre im schwimmenden Sarg vergisst keiner so schnell. So wird auch die wiederholte Fahrt in der beängstigenden Enge von U-96 mit durch die Atlantikschlacht des Jahres 1941 erneut zu einer Tour de Force.

Das wahrhaft "amphibische" Original war 1981 (32 Millionen Mark) der teuerste Film, der bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland gedreht wurde. Der Aufwand lohnte sich: Verkauft wurde er in beinahe alle Länder der Erde. "Das Boot" war der wohl erste Blockbuster made in Germany und mit sechs Oscar-Nominierungen auch einer der erfolgreichsten. Dazu ebnete der Kriegsfilm Schauspielern wie Jürgen Prochnow, Uwe Ochsenknecht und Sänger Herbert Grönemeyer, der in jungen Jahren in einer Hauptrolle als Kriegsberichterstatter mit im "Boot" saß, den Weg zur großen Karriere.

Anti-Helden in unmenschlichen Situationen

Die Geschichte, die auf Lothar-Günther Buchheims persönlichen Erfahrungen als Kriegsberichtserstatter basiert, blieb unangetastet. Nachdem an Land ausgelassen gefeiert wurde, sticht das deutsche U-Boot U-96 unter dem Kommando des "Alten" (Jürgen Prochnow) 1941 wieder in See. Die Mission lautet, feindliche Transportschiffe zu versenken. Dabei macht der Mannschaft die Enge an Bord, die Langeweile und alsbald auch britische Zerstörer zu schaffen. Dann trifft eine weitere Hiobsbotschaft ein: Vom Atlantik wird das Boot ins Mittelmeer beordert, die Meerenge von Gibraltar, die unter Kontrolle der Briten steht, ist der einzige Weg.

Trotz gegenteiliger Behauptungen des Bestseller-Autors Lothar-Günther Buchheim hielt sich Wolfgang Petersen sehr genau an die Vorlage. Es fehlen lediglich die bei Buchheim penibel geschilderten technischen Details, die ein Drittel des Buches bestimmten. Petersen zeigt Anti-Helden, die unmenschlichen Situationen ausgesetzt sind. Ein Bericht aus der Hölle, in dem sich alles um den Wahnsinn des Krieges dreht.

Dass in dem Weltkriegsstoff noch immer Potenzial steckt, auch so viele Jahre später, glaubte man auch beim Medienkonzern Sky Deutschland, der in Koproduktion mit der Bavaria Fernsehproduktion und Sonar Entertainment seit einigen Jahren eine Serienadaption des Bestsellers produziert. 2018 lief die erste Staffel "Das Boot", die nach den Ereignissen von Petersens Film spielt, erstmals im Pay-TV sowie auf Skys VoD-Plattformen. Im Mai 2022 wurde die zehn Episoden starke dritte Staffel ausgestrahlt.

Das Boot – Director's Cut – Sa. 09.07. – BR: 22.00 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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