"Friesland – Gegenströmung": Ein "Wilsberg"-Kommissar in Leer
Der Münsteraner Kommissar Overbeck will in Leer eine Jacht kaufen, um Apothekerin Insa Scherzinger zu beeindrucken. Das hat den Leeranern gerade noch gefehlt.
Darauf hatten die Leeraner gerade noch gewartet, dass der stets nervige Kommissar Overbeck aus Münster von dort noch einmal zurückkehren würde zu ihnen. Overbeck (Roland Jankowsky), erneut als Crossover aus "Wilsberg" in den "Friesland"-Krimi eingebaut und diesen durchaus bereichernd, will mit einer Schnäppchen-Jacht seine Angebetete, die örtliche Apothekerin und Amateur-Kriminalistin Insa Scherzinger (Theresa Underberg), für sich gewinnen. Doch dann gerät er mitten in einen verzwickten Kriminalfall hinein: Der Sicherheitschef des nahen Sperrwerks, das den Ablauf der Gezeiten reguliert, wurde auf seiner eigenen Jacht ermordet. "Gegenströmung" (2020) ist der elfte Krimi aus der "Friesland"-Reihe überschrieben, nun wird er im ZDF wiederholt.
Warum ausgerechnet die junge Frau, die der Streifenpolizist Henk Cassens (Maxim Mehmet), am Kopf verletzt und ohne jedes Erinnerungsvermögen, beim Joggen am Wegesrand vorfindet, den Sicherheitschef ermordet haben soll? Es ist der Ausgangspunkt eines nicht unkomplizierten Puzzles. Nicht zuletzt Overbeck, der fahndungserfahrene Mann aus Münster, trägt mit seinem Wissen zu der Erkenntnis bei, dass es sich bei der Aufgelesenen um eine gemeingefährliche Ökoaktivistin handelt.
Witzige Dialoge, eine hanebüchene Krimi-Handlung
Als dann die Aktivistin (Sophie Pfennigstorf) die Flucht ergreift, ist für den stets im eigenen Saft schmorenden Revierleiter Brockhorst (Felix Vörtler) die Sache klar – zumal Overbeck und der Apothekerin bei eigenmächtigen Recherchen im Hafen die Leiche des vermissten Sicherheitschefs entgegenfällt: Kerstin Wittmar wollte einen Anschlag auf das Sperrwerk vorbereiten und wurde dabei überrascht.
Aus alldem entwickelt sich ein über weite Strecken recht witziges Waterkant-Dialogstück. Der kleine Hafen gibt mit seinen Segelbooten dabei eine illustre Kulisse ab, in der sich prächtig ermitteln und kalauern lässt. Ein El Dorado für das gesamte Ostfriesen-Ensemble und seinen Gast.
Doch wie das so ist, wenn sich Krimi und Komödie kreuzen: Des einen Trumpf geht auf Kosten des anderen. Der Krimiplot selbst wirkt hier eher an den Haaren herbeigezogen. Dass es idealistische Umweltschützer ausgerechnet auf das optisch beeindruckende "Sperrwerk" abgesehen haben sollten, erscheint so sperrig wie der Name des Gezeitenbändiger-Bauwerks selbst. Die Story macht denn auch alsbald einen rasanten Bogen – führt sie doch in frühere Zeiten zurück und entpuppt sich dabei als raffiniert angedachter Racheakt. Kein Wunder, dass dieser Film (Drehbuch: Stefan Rogall, Regie: Marc Rensing) seine Stärken vor allem in seinen komischen Momenten hat.
Friesland – Gegenströmung – Sa. 09.07. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH