ZDF-Miniserie

"Die zweite Welle": Als der Traum zum Albtraum wurde

27.11.2023, 08.00 Uhr
von Elisa Eberle

"Die zweite Welle" ist zweifellos ein berührendes und gleichsam spannendes Drama. Die ZDF-Miniserie erzählt vom Tsunami 2004 in Thailand. Karoline Schuch und Johann von Bülow sind Teil der Geschichte, die nicht ohne Klischees auskommt. 

ZDF
Die zweite Welle
Serie • 27.12.2023 • 22:30 Uhr

Das Weihnachtsfest in Thailand

Der Tsunami, der sich am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 in Thailand ereignete, zählt zu den verheerendsten Naturkatastrophen der Geschichte: Mehr als 230.000 Menschen kamen durch die Monsterwelle zu Tode, darunter über 500 Deutsche. Die Frage, was die Katastrophe für die überlebenden Angehörigen bedeutet, behandelt die multiperspektivisch erzählte Miniserie "Die zweite Welle" von Sarah Schnier (Buch). Die ersten drei Episoden (Regie: André Erkau, Friederike Heß) sind am Mittwoch, 27. Dezember, ab 22.15 Uhr, im ZDF zu sehen. Drei weitere Episoden folgen am Donnerstag, 28. Dezember, zur selben Uhrzeit. Alle Folgen sind bereits jetzt in der ZDFmediathek abrufbar.

Die Geschichte beginnt in der thailändischen Urlaubsregion Khao Lak im Dezember 2004: Julia (Luise Bähr) und ihr Ehemann Harry (Johann von Bülow) wollen hier gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Noa (Summer Morgan) und ihren Freunden (Ursula Strauss, Tim Bergmann, Katrin Röver und Özgür Karadeniz) das Weihnachtsfest verbringen.

Doch es sind nicht nur die Sonne und der Strand, die sie aus dem winterlichen Bonn gelockt haben: Julia hofft vor allem, wieder in Kontakt mit ihrer Schwester zu treten: Alexandra (Karoline Schuch) ist vor Jahren nach Thailand ausgewandert. Dort verliebte sie sich in Joe (Adam Earnshaw) und bekam mit ihm Tochter Lucy (Mia Minoret).

Das Wiedersehen an Heiligabend eskaliert

Zu verschieden sind die Welten, die aufeinanderprallen. Als sich Julia und Alex zwei Tage später aussprechen wollen, ist es zu spät: Der Tsunami zerstört das Urlaubsparadies, und Julia stirbt in den Wassermassen. Harry und Noa überleben zutiefst traumatisiert.

Als es 15 Jahre später plötzlich an ihrer Haustür in Bonn klingelt, traut Harry seinen Augen nicht: Vor ihm steht Alex! Auch sie hat, entgegen seiner Vermutung überlebt. Während die inzwischen jugendliche Noa (Meira Durand) begeistert davon ist, endlich eine Verwandte ihrer verstorbenen Mutter kennenzulernen, wächst in Harry das Unbehagen: Was will Alex nach all den Jahren – und vor allem: Was passiert, wenn sie herausfindet, was damals wirklich in Thailand geschah?

Die schiere Vorstellung des Leids, das ausnahmslos alle Figuren im Leben ertragen mussten, macht betroffen. Karoline Schuch in der Rolle einer verzweifelten Frau, die alles in ihrem Leben verloren hat, ist eine Wucht!

Leider rutscht die zum Teil vorhersehbare Geschichte an manchen Stellen zu tief ins Klischeehafte ab: Schon die erste Folge porträtiert die Deutschen als weltfremde Pauschal-Touristen, die sich gar nicht erst die Mühe machen, alternativen Lebenskonzepten vorurteilsfrei zu begegnen. Alex wiederum wird als zunächst unterkühlte, später maßlos verbitterte Frau vorgestellt. Eine Identifikation mit einzelnen Figuren fällt dadurch eher schwer.

Stunts mit Kleinkindern

Für Karoline Schuch gehörte die Serie nach eigenen Angaben nach zu den herausforderndsten Rollen ihrer Karriere: "Ich habe circa zwei Monate vor Drehstart mit einer Ernährungsumstellung und mit Fitnesstraining begonnen, beides Dinge die mich vorher nicht besonders stark interessiert haben", berichtet sie. Besonders die Stunt-Szenen mit der damals zweieinhalbjährigen Mia Minoret in einem Wasserbecken beschreibt die Mutter zweier Töchter als einen "der intensivsten und aufreibendsten Momente" ihrer bisherigen schauspielerischen Arbeit.

Die Dreharbeiten fanden in den Corona-Jahren 2021 und 2022 in Belgien, Deutschland und Thailand unter teils strengen Auflagen statt. Somit ist die Mini-Serie trotz der erwähnten Schnitzer eine beeindruckende Leistung.

Die zweite Welle – Mi. 27.12. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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