Krimi aus Kiel

"Tatort" aus Wacken: Kommissar Klaus Borowski und das Wacken-Festival

27.11.2023, 07.55 Uhr
von Eric Leimann

Der letzte "Tatort"-Fall führte den Kieler Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) auf das berühmte Wacken-Festival. Wie verlief der Dreh zwischen den Metal-Freunden und trifft die Musik den Geschmack des Schauspielers?

Ob Klaus Borowski beziehungsweise sein Schauspieler Axel Milberg Metal mögen? Die Antwort, weiter unten zu finden, könnte überraschen. Dass das Kreativteam vom "Tatort: Borowski und das unschuldige Kind von Wacken" viel mit Metal anfangen konnte, darf indes bezweifelt werden.

Denn warum sonst hat man viele "Atmo-Chancen" liegengelassen und kaum Szenen auf dem Festivalgelände gedreht? Haben andere Filme das kultisch verehrte Event besser getroffen? Welche Mega-Metal-Events gibt es sonst auf der Welt – und wie geht es zu Ende mit dem 2025 scheidenden Borowski?

Worum ging es im "Tatort"?

Auf einem Parkplatz bei Kiel wurde ein getöteter Säugling gefunden. Die Spur eines Eintrittsbändchens wies gen Wacken. Also reisten Borowski (Axel Milberg) und Sahin (Almila Bagriacik) in die 2.000-Seelen-Gemeinde, wo man sich wenige Tage vor Festivalbeginn auf einen Besucheransturm vorbereitete.

Viele Dörfler benahmen sich verdächtig: Das Gastro-Ehepaar Sarah (Anja Schneider) und Kurt Stindt (Andreas Döhler), das bald ein Baby erwartete, Metal-Podcaster Lenny (Nicolas Dinkel) oder Jan (Marven Gabriel Suarez-Brinkert), Sohn von Bestatterin Meike Thomsen (Bärbel Schwarz). Die größten Probleme hatte allerdings eine junge Frau, die offenbar in Wacken gefangen gehalten wurde: die Osteuropäerin Christina Chorol (Irina Potapenko).

Was steckt dahinter?

Seien wir ehrlich – dieser Krimi hätte auch in jedem anderen deutschen Dorf spielen können. Das bisschen behauptete Metal-Attitüde und ein paar anreisende Fan-Grüppchen, die wie hastig kostümierte Statisten aussahen, hätte es nicht gebraucht.

Die österreichische Drehbuchautorin Agnes Pluch hat am Film vor allem das Thema Mutterschaft und die Frage interessiert, wie weit wir für unser Glück gehen würden: "Heute wird gerne der Eindruck vermittelt, die Erfüllung unserer Wünsche wäre nicht nur jederzeit möglich, sondern steht uns auch zu. Doch fast immer geschieht dies auf Kosten anderer und geht mit der Ausbeutung Dritter einher", sagt sie über ihren Film.

Wie verlief der Dreh in Wacken?

"Wir waren einen Tag auf dem Gelände, als noch aufgebaut wurde. Und dann einen Tag während des Festival-Betriebes", erzählt Axel Milberg über den Dreh Anfang August 2022. Übrigens: Regisseur Lars Jessen hat dort gleichzeitig seine Serie "Legend of Wacken" (bei RTL+) gedreht, welche die Geschichte des Festivals von 1990 bis heute erzählt. Charly Hübner und Aurel Manthei spielen darin die ältere Version der Festivalgründer Holger Hübner und Thomas Jensen.

Der echte Thomas Jensen hat nun im "Tatort" eine Sprechrolle, als er den Ermittlern auf dem Festivalgelände den Weg weist. In der einzigen "Tatort"-Szene während des laufenden Festivalbetriebs lauscht Klaus Borowski am Ende übrigens einem Konzert der schwedischen Band The Halo Effect. Es seien Verträge mit der Band nötig gewesen, um deren Musik im "Tatort" nutzen zu können, erklärt Schauspieler Axel Milberg.

Ist das Axel Milbergs Musikgeschmack?

"Ich höre gerne das, was auch Profimusiker gerne auf diese Frage antworten: Gute Musik!", antwortet der Kult-Schauspieler auf diese Frage. "Ob das nun David Bowie, Paul McCartney, Klassik oder Heavy Metal ist – ich bin für alles zu haben, wofür sich mein Herz im Moment des Zuhörens entscheidet." Sofern aus Milbergs Boxen härterer Sound dröhnt, vertraut der Schauspieler gerne auf Slipknot: "Gruselige Performance und auch die Biografie der Band legt nahe, dass ihr Leben eher ein Überleben und vielleicht ein bisschen drastischer war."

Welche anderen Filme gibt es über Wacken?

Noch bis zum 1. Juli 2024 steht der anderthalbstündige Film "Wacken – Der Film" von 2014 in der ZDF-Mediathek zum Streamen bereit. Es ist eine sehenswerte Collage aus Festivalausschnitten und vielen Fanstimmen, welche die Stimmung des Events ziemlich gut treffen. Die Fiction-Serie "Legend of Wacken" (2023) erzählt bei RTL+ charmant von jenen einheimischen Querköpfen, die das Festival im Jahr 1990 (mit 800 Besuchern) aus der Taufe hoben.

Und schließlich ist da noch die Kultdoku "Full Metal Village" von 2008, die damals etliche Filmpreise gewann. Die koreanische Filmstudentin Cho Sung-hyung drehte in den Jahren 2005 und 2006 auf dem Festival sowie im Dorf Wacken und erzählt das Festival als Clash-of-cultures-Kulturphänomen.

Welche sind die größten Metal-Festivals der Welt?

Man streitet sich darüber, ob Wacken das größte Metal-Festival der Welt ist, aber die Mehrheit der Quellen behauptet: Ja, Wacken ist nicht zu schlagen. Insgesamt mehr Tickets verkauft jedoch das "Hellfest" in Clisson bei Nantes, Frankreich – das sich allerdings über mehr Tage erstreckt. 2022 waren es sieben, für die insgesamt 420.000 Tickets verkauft wurden (60.000 pro Tag).

Außerdem gibt es noch das "Download Festival", welches ursprünglich aus Großbritannien kommt, und das mittlerweile auch in Australien, Japan, Spanien und Deutschland stattfindet. 2023 fielen die deutsche Variante auf dem Hockenheimring allerdings aus logistischen Gründen aus. Außerdem noch im Rennen der großen Festivals mit hartem Sound: Das "Graspop Metal Meeting" (Belgien), das "Sweden Rock Festival" (bei Sölvesborg, Südwest-Schweden), das "Bloodstock Open Air" (UK), das finnische "Tuska Open Air" bei Helsinki und das "Brutal Assault" in Josefov, Tschechien.

Wie geht es mit dem Borowski-"Tatort" weiter?

Wie schon länger verkündet, hängt der mittlerweile 67-jährige Axel Milberg seiner Ermittler-Marke 2025 an den Nagel. Dann ist der letzte Borowski-"Tatort" im Ersten zu sehen. Seine Partnerin Almila Bagriacik macht jedoch mit neuem Partner oder Partnerin (noch unbekannt) weiter. Insgesamt folgen noch vier Filme: "Borowski und das hungrige Herz", "Borowski und der Wiedergänger", "Borowski und das zweite Leben" (Dreharbeiten laufen) sowie "Borowski und das Haupt der Medusa" (Dreharbeiten im Januar 2024).


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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