Luisa Neubauer platzt der Kragen: "Herr Lanz, jetzt machen wir uns hier nicht lächerlich!"
In der Talkrunde von Markus Lanz gab es eine erbitterte Diskussion über politische "Realitäten" zwischen Luisa Neubauer und FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle. Nach dem wiederholten Sticheln des ZDF-Moderators, platzte der "Fridays for Future"-Sprecherin der Kragen.
Rund zwei Jahre nach dem Amtsantritt der Ampelkoalition macht sich bei vielen Klimaaktivisten ein Gefühl der Ernüchterung und Wut breit. War die Hoffnung auf eine wirksame Klimapolitik zunächst groß, stellt etwa "Fridays for Future"-Sprecherin Luisa Neubauer der Regierung mittlerweile ein miserables Zeugnis aus. Kurz vor dem globalen Klimastreik am 15. September wetterte Neubauer am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" gegen die Ampel und legte sich dabei mit FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle an – sowie dem Moderator.
"Ich will dafür keine Dankbarkeit, aber ich will zumindest eine Anerkennung der Realität"
Wütend macht die "Fridays for Future"-Aktivistin, dass es in der Ampelregierung offenbar "keinen parteiübergreifenden Konsens darüber" gebe, wie man sich "gemeinschaftlich dafür einsetzt, dass wir das Pariser Klimaabkommen einhalten". Neubauer kritisierte mit Blick auf Konstantin Kuhle, dass die Bundesregierung in den vergangenen zwei Jahren das Koalitionsklima stets vor das Weltklima gestellt habe: "Die Bilanz ist verheerend!"
Ein Vorwurf, den der FDP-Politiker nicht akzeptieren wollte. Er konterte aufgebracht: "Wir haben gerade das Gebäudeenergiegesetz beschlossen, wir haben das Energieeffizienzgesetz beschlossen, wir haben das Deutschlandticket eingeführt (...). Ich will dafür keine Dankbarkeit, aber ich will zumindest eine Anerkennung der Realität."
Ampel würde "Lust an jeder Art von Fortschritt" nehme
Kuhle erklärte zudem, dass sich die Koalition zum Klimaschutz bekenne, obwohl "in den letzten zwei Jahren ein Krieg in Europa stattgefunden hat" und "wir eine Situation haben, in der die Leute wirklich voller Wut, Frustration und Entfremdung von der Demokratie unterwegs sind." Der FDP-Fraktionsvize kritsierte deshalb, dass es "mit der Realität in unserem Land nichts zu tun" habe, wenn man wie Luisa Neubauer fehlende Klimapolitik bemängle.
In den Augen Kuhles bekommen viele Bürger im Land beim Wort Klimaschutz mittlerweile "die Krise". Das Ganze sei ein "ein Hassthema geworden". Für die "Fridays for Future"-Aktivistin liegt das jedoch vor allem an der Kommunikation der Ampel, die den Menschen "die Lust an jeder Art von Fortschritt" nehme.
Dem stimmte Journalist Marc Widman zu, der die Hauptursache dafür im "verkorksten Heizungsgesetz" sieht: "Das ist genau der Punkt, wie man Klimapolitik nicht machen sollte." Kuhle erwiderte leidenschaftlich: "Wir machen 24/7 Klimaschutz! Die FDP erreicht für den Klimaschutz mehr als mancher Aktivist, weil wir ja wirklich da sitzen und ernsthaft diese Gesetze verhandeln." Der stellvertretende Fraktionschef im Bundestag fügte hinzu: "Ich teile die These nicht, dass der Streit in der Ampel der Hauptgrund für die Verunsicherung beim Klimaschutz oder in der Gesellschaft ist."
Luisa Neubauer: "Mobilität muss neu gedacht werden"
Dies brachte Markus Lanz auf die vielen Protestaktionen rund um die Automobilmesse IAA. Luisa Neubauer stellte sich im Gespräch mit dem ZDF-Moderator entschieden hinter die Großdemonstrationen. Es sei ihrer Auffassung nach "völlig in Ordnung" "zu sagen, das skandalisiert man".
Der Grund? Neubauer bemängelte, dass die Regierung prinzipiell auf die Zufriedenheit der Automobilkonzerne, aber nicht die der Gesellschaft fokussiert sei. "Mobilität muss neu gedacht werden", forderte Neubauer und erklärte, dass es weniger Autos, aber dafür mehr öffentliche Nahverkehrsmöglichkeiten geben sollte. "Als Verkehrsminister müsste man, salopp gesagt, die Eier in der Hose haben, auch mal diesen Konzernen eine Ansage zu machen", erklärte Neubauer mit Blick auf den Automarkt.
Laut Neubauer solle die Regierung darüber nachdenken, wie Mobilität aussehe, "die nicht auf immer mehr Autos setzt". Eine Aussage, die Markus Lanz nicht nachvollziehen konnte, denn: "Die allermeisten Menschen in diesem Land sind nach wie vor auf das Auto angewiesen." Zudem machte der ZDF-Moderator auf die vielen Arbeitsplätze aufmerksam, die in Gefahr wären, folgte man Neubauers Forderungen.
Die Klimaaktivistin entgegnete genervt: "Stumpf zu sagen, wir halten den Status quo, und jeder, der das in Frage stellt, hat ein Problem mit Arbeitsplätzen, das geht so nicht auf." Als Lanz immer weiter stichelte und Luisa Neubauer vorwarf, "das Ende dieser Industrie" herbeizuschwören, platzte der "Fridays for Future"-Sprecherin schließlich der Kragen und sie dementierte sichtlich sauer, dass sie das "nicht gesagt" habe: "Herr Lanz, jetzt machen wir uns nicht hier lächerlich!"
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH