Bei "Markus Lanz"

Assange-Stiefbruder warnt vor einer Auslieferung in die USA: "Todesurteil"

16.03.2024, 08.17 Uhr
von Natascha Wittmann

Wird WikiLeaks-Gründer Julian Assange an die USA ausgeliefert oder nicht? Diese Frage wird sich frühstens in diesem Monat klären. Wenn es dazu kommt, sei der Inhaftierte in großer Lebensgefahr, warnte sein Stiefbruder Gabriel Shipton, der unter anderem am Donnerstagabend zu Gast im ZDF-Talk von Markus Lanz war. 

Der britische Wikileaks-Gründer Julian Assange hat gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning vor knapp 15 Jahren geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht. Das US-Justizministerium will den Whistleblower nun wegen Spionagevorwürfen hinter Gittern bringen und wirft ihm vor, das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Dem aktuell in London inhaftierten 52-Jährigen droht schon bald die Auslieferung nach Amerika und bis zu 175 Jahre Haft. Bei "Markus Lanz" zeichnete sein Stiefbruder, Filmproduzent Gabriel Shipton, ein dramatisches Bild seines aktuellen Gemütszustandes.

Eine Entscheidung um Leben und Tod

Der aus Melbourne (Australien) zugeschaltete Filmproduzent erklärte im Gespräch mit Lanz: "Julian war sehr verletzlich bei meinem letzten Besuch." Er ergänzte sichtlich emotional: "Seine Gesundheit verschlechtert sich - körperlich und mental. Er steht unter sehr, sehr großem Druck." Gerade aus diesem Grund warnte Gabriel Shipton: "Wenn er ausgeliefert werden würde, dann wäre das sein Tod. Das heißt, es kommt eine Entscheidung auf ihn zu: Leben oder Tod. Die Frage ist, ob er noch eine Berufung einlegen kann."

Julian Assange jetzt in ein Flugzeug in Richtung Amerika zu setzen, wäre laut Shipton sein "Todesurteil". Der Stiefbruder des Wikileaks-Gründers weiter: "Es ist wirklich herzzerreißend. (...) Es ist wie Mord in Zeitlupe."

Markus Lanz wollte daraufhin wissen, wie die Zustände im Hochsicherheitsgefängnis in Großbritannien wirklich seien. Gabriel Shipton berichtete daraufhin von einer winzigen Sechs-Quadratmeter-Zelle, von der aus er nur minimalen Kontakt zu seiner Familie halten könne. "Das ist das schlimmste Gefängnis in Großbritannien", urteilte der Filmproduzent.

Grund genug für den ZDF-Moderator, seine übrigen Gäste zu fragen: "Was ist Julian Assange für Sie? Ein Aufklärer, ein Verräter?" Völkerrechtler Kai Ambos antwortete prompt: "Ich bin ja für die Freilassung (...) und gegen die Auslieferung aus humanitären Gründen." Assange sei laut Ambos "eigentlich schon genug bestraft worden (...) durch das, was passiert ist".

Prantl: "Es ist eigentlich ein Kommunikationsdesaster"

Daraufhin machte der Völkerrechtler deutlich, dass Wikileaks an sich keinen seriösen Journalismus darstelle: "Den Vorwurf, den viele Assange machen, ist eben, dass er äußerst fahrlässig, grob fahrlässig, Informationen veröffentlicht hat und damit Leute gefährdet." Dem Vorwurf stimmte Ambos teilweise zu und sagte: "Diese Leute müssen geschützt werden. (...) Das ist redaktionelle Arbeit."

An der Stelle platzte Autor und SZ-Journalist Heribert Prantl der Kragen: "Ich widerspreche vehement, Herr Ambos, wenn Sie sagen, das ist per se unseriöser Journalismus. Journalismus beginnt damit, dass die Wahrheit aufgedeckt wird, dass die Wahrheit gezeigt wird." Julian Assange habe laut Prantl "die Wahrheit der Weltöffentlichkeit klargemacht. Das ist eine große publizistische Leistung". Demnach verdiene der Wikileaks-Gründer ganz klar "den Schutz der Pressefreiheit". Prantl weiter: "Wenn er ausgeliefert werden würde, wäre es tatsächlich ein Gau für die Pressefreiheit."

Ähnlich hitzig ging es bei "Markus Lanz" zu, als es um die Grünen-Partei und den Wirtschaftsstandort Deutschland ging. Über die Partei von Omid Nouripour urteilte Autor Heribert Prantl: "Ich habe die Kommunikationsfähigkeit der Grünen-Partei höher eingeschätzt. (...) Die Grünen finden den Ton nicht. Sie finden den Zugang nicht." Prantl ergänzte streng: "Es ist eigentlich ein Kommunikationsdesaster."

Nouripour versuchte sich dagegen zu wehren, schaffte dies jedoch nicht ganz: "Ja, wir versuchen Dinge besser zu machen – auch in der Kommunikation. (...) Gleichzeitig sind wir diejenigen, die am lautesten sagen: 'Wir versprechen euch – wir tun nicht so, als könnte alles so bleiben, weil es nicht so bleiben kann'." Gleichzeitig beteuerte er, dass es in der Ampelkoalition "teilweise (...) hinter der Bühne deutlich besser" funktioniere "als auf der Bühne".

Grünen-Politiker: "Wenn kein Geld mehr da ist, dann können wir es nicht bezahlen!"

Markus Lanz wollte daraufhin von dem Politiker wissen, wie es sein könne, dass ein amerikanisches Elektrofahrzeug wie das Modell "Y" des US-Herstellers Tesla zum meistverkauften Auto der Welt gekürt wurde, während die Produktion in Deutschland weiter stocke. Dazu erklärte Omid Nouripour schwammig: "Es ist halt so, dass wir ganz dringend vor allem Ladeinfrastruktur in diesem Land brauchen." Der ZDF-Moderator wollte daraufhin wissen, wie viele Ladepunkte es in Deutschland geben und wie viele Elektroautos jedes Jahr auf den Markt gebracht werden müssten.

Omid Nouripour antwortete zunächst mehrmals mit "Ich weiß es nicht" und machte dann die viel zu langsamen Antragsverfahren für die Elektromobilitäts-Wüste in Deutschland verantwortlich. Lanz stichelte jedoch unbeirrt weiter: "Und warum kürzen wir dann in der Situation quasi über Nacht die Förderung und würgen das Ding endgültig ab?" Darauf antwortete Nouripour genervt: "Wenn kein Geld mehr da ist, dann können wir es nicht bezahlen!" Der Grünen-Politiker ergänzte: "Wir sind nur eine Regierungskoalition und keine Gelddruckmaschine, und wir haben klare Regeln, wie man das Geld ausgeben kann." Demnach können die Subventionen im Elektromobilitäts-Sektor "nicht endlos dauern".


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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