Peinlicher Patzer: ARD-Reporter scheitert am Namen des französischen Präsidenten



Unverhofft kommt oft. Es wurde zwar nichts mit den zweiten "Sostmeier-Festspielen", weil zwei von drei deutschen Team-Reitern patzten. Ein Auftritt von Emmanuel Macron entpuppte sich als zusätzliche Herausforderung. Dafür freute sich beim Boxen eine Mama, weil sich ihr Sohn erfolgreich prügelte.
"Was, du hast dich geprügelt? Komm du mir mal nach Hause." Früher gab es Schimpfe, wenn man sich keilte. In Paris wurde Nelvie Tiafack umjubelt – auch von Mama Josephine, die auf der Tribüne mitfieberte, als ihr Sohnematz den "Italian Stallion" Diego Lenzi 5:0 nach Punkten vertrimmte. Damit steht er im Halbfinale und hat eine Medaille sicher.
Die haben Michelle Kroppen und Florian Unruh schon in Händen. Im Finale des Mixed-Wettbewerbs holten sie Silber gegen die Bogen-Supermacht Südkorea. Zuschauen bei der Siegerehrung mussten dagegen die deutschen Springreiter. Zwei Abwürfe waren einer zu viel. Und anstatt zu eskalieren, wurde Carsten Sostmeier ziemlich schweigsam.
Und, natürlich, endlich: Die Leichtathleten eroberten das Stade de France. Erster Einsatz für Claus Lufen und Experte Frank Busemann. "Nicht verkrampfen, locker bleiben", gab Lufen das Motto aus. Die ARD-Kollegen hielten sich weitgehend dran. Esther Sedlaczek surfte lässig durch das Interview mit den Surf-Stars Camilla Kemp und Tim Elter. Nur Carsten Sostmeier, letzten Dienstag noch Freudentränen-aufgelöst bei Michael Jungs Goldritt, hatte Pech. Keine Jubelarie. "Seine" Springreiter ließen ihn im Stich.
Reiter nur Fünfter: "Nicht den Kopf unter dem Sattelgurt verschnallen"
"Da kann schon Großes kommen", ordnete Kollegin Sabine Hartelt vor dem Team-Finale im Springreiten ein. Es kam dann aber nix. Mit der unerwarteten Favoritenrolle (drei fehlerlose Ritte in der Qualifikation) kamen die drei deutschen Duos aus Mensch und Tier nicht zurecht. Richard Vogel auf United Touch und Christian Kukuk auf Checker leisteten sich je einen Abwurf, sehr harmonisch übrigens am Hindernis "13b", dem vorletzten. "Deutschland kann es aus eigener Kraft nicht schaffen", konstatierte Sostmeier konsterniert. "Es ist kein Fiasko, aber auch nicht die Wunschvorstellung."
Nicht nur die Athleten, ob zwei- oder vierbeinig, zeigten Schwächen. Auch Sostmeier hat schon besser, engagierter, pointierter parliert. "Der Spannungsbogen spannt sich mehr und mehr". Na ja. Und er mag alles über die Reiter und ihre Hottehüs wissen, auch Hufeisengrößen und Namen der Kinder und Kindeskinder, aber mit dem Namen des französischen Präsidenten hat er's nicht so: "Herr Macon ist auch da." Schwamm drüber: Auch ein Carsten Sostmeier kann nicht nur Sternstunden haben.
Obwohl Philipp Weishaupt mit Zineday fehlerlos bleib, reichte es nicht. "Wir hatten weniger Glück und die anderen waren besser", sagte er, enttäuscht, aber fair. Und Sosti taute auch noch kurz auf: "Es ist wie es ist. Man sollte nicht den Kopf unter dem Sattelgurt verschnallen."
"Herr Späth, was halten sie von Spanien?" – "Alles!"
Die Helden des Tages kamen nicht mit Gerten und Zaumzeug, sondern mit Pfeil und Bogen. Michelle Kroppen und Florian Unruh waren im Halbfinale kälter als Schlittenhundeschnauzen, fieselten die favorisierten Amerikaner 5:3 ab – Unruh traf mit sechs von acht Pfeilen die Zehn! – und zogen ins Finale ein. Dort, gegen die Übermacht Südkorea, war das Zielwasser aufgebraucht: 0:6-Niederlage. Aber Kommentatorin Sabrina Bramowski rückte gerade: "Das war Triumphbogenschießen. Sie haben sich hinein geschossen in die Herzen der Fans. Sie haben Silber gewonnen, nicht Gold verloren." Sie war nicht so laut wie Sostmeier, aber ebenso gefühlig. Ob da auch ein Tränchen übers Augenlid schwappte?
Dann, ein Höhepunkt: Schichtwechsel. Sedlaczek gab den Moderatoren-Staffelstab an Alexander Bommes weiter und vereinnahmte den Tageserfolg gleich mal für sich: "Ich übergebe dir eine Silbermedaille." Aber Bommi hatte auch gleich was vorzuweisen: ein dramatisches 33:31 der Handballmänner über Spanien, der erste Sieg gegen die Iberer seit dem EM-Finale 2016! Held war Torwart David Späth, der die Spanier mit einem Dutzend Paraden zur Verzweiflung trieb und nach dem Schlusspfiff wie Rumpelstilzchen durch die Jubeltraube hüpfte. Da zitierte Bommes den Kasten-Helden von 2016, Andreas Wolff. Der antwortete damals auf die Frage "Was halten sie von den Spaniern?" mit einem trockenen "Alles!". Bommes: "Heute könnte man Späth die Frage stellen."
Boxen: Mutter und Sohn in Freude vereint
Die Handballer stehen im Viertelfinale. Einen Schritt weiter kämpfte sich Nelvie Tiafack. Es war ein starkes Stück, das Kommentator Eik Galley ein paar Sostmeier-eske Elogen entlockte ("Er tänzelt noch, bleibt behände und zeigt schöne Hände"), aber das war berechtigt. Tiafack hielt sich den Italiener erst vom Leib, bevor er mit ihm eng umschlungen die letzten Sekunden Richtung Schlussgong taumeltänzelte. Das bedeutet: Halbfinale. Und somit steht fest, dass Tiafack der erst sechste deutsche Boxer sein wird (und der erste seit 44 Jahren), der in der höchsten Gewichtsklasse eine Olympia-Medaille gewinnen wird. Denn beim Boxen gibt es für die in der Vorschlussrunde Unterlegenen gleich Bronze. Aber Tiafack will sowieso mehr: "Ich kann einiges reißen, wenn ich fit bin."
Auf der Tribüne freute sich Mama Josephine. Damit hatte Sohnemann noch für ein Happy End gesorgt. Denn nach dem Viertelfinalsieg hatte er noch gestehen müssen, dass er ganz vergessen hatte, der Mama Karten zu besorgen. Das hätte dann doch wieder mal Schimpfe gegeben, wenn das schiefgegangen wäre.
Bewirbt sich Deutschland um die Olympischen Spiele 2040?
Apropos schiefgehen. In Paris unterzeichnete Bundesinnenministerin Nancy Faeser gemeinsam mit dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Weikert, und dessen Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester im Namen der Bundesregierung ein sogenanntes "Memorandum of Understanding", eine gemeinsame Erklärung zu einer deutschen Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele, am liebsten die von 2040.
"Wir wollen wieder ein Heimspiel für unsere deutschen Athletinnen und Athleten", sagte Faeser. Das ist schön. Weniger hoffnungsvoll stimmte das, was folgte: "Die Bundesregierung steht geschlossen hinter einer neuen deutschen Bewerbung." Die Bundesregierung? Geschlossen? Das wäre neu. Aber es ist ja noch ein bisschen hin.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH