Sieben Wochen lang demonstrierten Studenten in Peking auf dem Tian'anmen Platz für eine demokratische Reform des kommunistischen Systems. Was als friedlicher Protest begann, endete in einem Massaker in der Nacht des 4. Juni 1989. ARTE widmet dem blutigen Geschehen exakt 30 Jahre später einen Themenabend.
Das Bild ging um die Welt. Es zeigt einen einzelnen Mann. Er hält in jeder Hand eine Einkaufstüte. Als ein Konvoi chinesischer Panzer des Typs 59 auf ihn zurollt, stellt er sich ihnen in den Weg. Dem Mann im weißen Hemd und schwarzer Hose gelingt es, eine gewaltige militärische Macht zu stoppen. Zumindest für einige Minuten. Ganz allein steht er vor schwerem Militärgerät. Als der erste Panzer versucht vorbeizufahren, stellt sich der Mann abermals in den Weg. Schließlich steigt er sogar auf die Kriegsmaschine und redet mit dem Fahrer.
Die heute immer noch beeindruckende Szene ereignete sich am Donnerstagmorgen des 5. Juni 1989 auf der Chang'an Avenue in Peking. Im "1989, Platz des Himmlischen Friedens" betitelten, zweiteiligen Film von Regisseur Ian MacMillan ist sie ebenso zu sehen, wie die schlimmen Ereignisse nur wenige Stunden zuvor. Die breite Avenue liegt in unmittelbarer Nähe des Tian'anmen-Platzes. Auf diesem geschah in der Nacht zuvor ein blutiges Massaker. Chinesische Einheiten schossen die bereits seit Wochen andauernden Studentenproteste auf dem "Platz des himmlischen Friedens" nieder.
Wie viele Tote es damals vor 30 Jahren im protestierenden Peking gab, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Auch die Identität des "Tank Man" blieb unbekannt. Jedoch sorgte die Niederschlagung der Demokratiebewegung auch dafür, dass ein autoritär geführtes kommunistisches China der späten 1980er-Jahre den Weg zur aufstrebenden wirtschaftlichen Weltmacht gefunden hat. All das führte auch zu einem Umdenken innerhalb der damals starren Elite Chinas. In der gut recherchierten Geschichtsdokumentation belegen dies die Geheimdokumente der Tian'anmen-Akten. Sie und Berichte von Zeitzeugen zeigen auf, dass einige Machthaber durchaus noch härter gegen die protestierenden Studenten durchgreifen wollten.
Der Nobelpreisträger Liu Xiaobo
ARTE nimmt den Jahrestag des Tian'anmen-Massakers zum Anlass für einen Themenabend. Die zweiteilige Dokumentation "1989, Platz des Himmlischen Friedens" rekonstruiert zunächst die entscheidende Phase jüngerer chinesischer Geschichte. Ab 22 Uhr erinnert eine französische Dokumentation von Pierre Haski an Liu Xiaobo. Er galt als Held der Studentenproteste und erhielt 2010 den Friedensnobelpreis. Vor seinem Tod am 13. Juli 2017 mit nur 61 Jahren gab er noch ein langes Interview, das als sein persönliches und politisches Testament gilt. Dieses nun wieder aufgetaucht und dient als Ausgangspunkt für den Film "Liu Xiaobo – Der Mann, der Peking die Stirn bot"
Abschließend ab 23.05 Uhr zeichnet die Dokumentation "Für Demokratie und Freiheit" den künstlerischen Aufbruch im China des 80er-Jahre nach. Zu sehen im Film von Yang Yang ist unter anderem das Schaffen der Avantgarde-Gruppe The Stars. Die unabhängigen Künstler um Wang Keping waren die ersten, die eine chinesische Kunst nach staatlicher Leitlinie ablehnten.