Jugendliche, die sich nicht mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren und Hormone erhalten, um die geschlechtliche Entwicklung ihres Körpers zu ändern – in den Kliniken Europas ist das bereits Realität. In der Wissenschaft tobt jedoch eine Debatte, ob diese Hormontherapie den Betroffenen wirklich hilft.
Die Professorin für Psychotherapie Celine Masson warnt, dass junge Menschen einen so frühen Eingriff später bereuen könnten. Vielleicht würden sich einige später doch mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren. Die Eingriffe in die körperliche Entwicklung – durch Pubertätsblocker und gegengeschlechtliche Hormone – ließen sich dann aber nicht mehr rückgängig machen.
Die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Sabine Maur dagegen hält sie für unverzichtbar, um das Leiden der Jugendlichen zu lindern. Denn das sei in vielen Fällen groß und gehe häufig bis hin zu Selbstmordgedanken. Mit der Pubertät beginnen sich die geschlechtsspezifischen Körpermerkmale stärker auszubilden. Lehnen Jugendliche diese an sich ab, wollen sie diese Entwicklung meist so früh wie möglich stoppen – denn nach Durchlaufen der Pubertät kann der Körper nur noch chirurgisch verändert werden.
Maur ist sich sicher: Eine frühe Therapie kann Betroffenen helfen, später glücklicher zu leben. Psychologieprofessor Bertolt Meyer stellt sich der Debatte mit den beiden Positionen und versucht, sich eine eigene Meinung zu bilden. Und die fällt überraschend eindeutig aus.