Als die Amis nach Garmisch-Partenkirchen kamen
25.05.2025 • 23:25 - 00:10 Uhr
Natur + Reisen, Land + Leute
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Amerikanische Siegesparade in Garmisch-Partenkirchen im Mai 1945.
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Karl Ruf.
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Veronika Ruf.
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Manfred Karlinger im Frühjahr 1945.
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Originaltitel
Als die Amis nach Garmisch-Partenkirchen kamen
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Natur + Reisen, Land + Leute

Als die Amis nach Garmisch-Partenkirchen kamen

An einem Nachmittag im April 1945 findet der elf Jahre alte Karl Bischoff auf einem Acker bei Garmisch-Partenkirchen ein abgeworfenes Flugblatt der Amerikaner. "Garmisch wollen wir schonen, wir wollen darin wohnen", steht darauf. Karl Bischoff ahnt nicht, dass er die Zukunft in den Händen hält. Bereits wenige Tage später nähern sich amerikanische Panzer aus Richtung Oberammergau der Marktgemeinde. Nur dem Verhandlungsgeschick einiger Wehrmachtsleute ist es zu verdanken, dass der Ort friedlich übergeben wird. Niemand stirbt. Die Nationalsozialisten haben das Rathaus bereits verlassen, nun zieht die amerikanische Militärregierung unter Major H. Snapp ein und übernimmt das Kommando im Ort. "Eine gewaltige Aufgabe, die mich schlaflos macht. Einzig der Blick auf die Zugspitze macht mich hoffnungsvoll", schreibt er am 2. Mai seiner Frau in Ohio. Als Erstes muss Snapp sicherstellen, dass die Menschen zu essen haben und die Wasserversorgung steht. Vor dem Krieg hatte Garmisch-Partenkirchen 18.000 Einwohner, nun drängen sich 36.000 in der Marktgemeinde: Einheimische, Flüchtlinge, Kriegsgefangene, ehemalige KZ-Häftlinge, Displaced Persons, nationalsozialistische Verbrecher, Schieber und Gangster. In keinem Ort in Deutschland prallen diese Lebenswelten auf so engem Raum aufeinander und kaum irgendwo ist die Gefahr von Unruhen und Racheakten so groß wie in Garmisch-Partenkirchen. Die Dokumentation zeigt unbekanntes Filmmaterial aus den ersten Tagen nach dem Krieg, Tagebucheinträge, Briefe und Fotos von Major H. Snapp und lebhafte Erinnerungen von Zeitzeugen aus Garmisch-Partenkirchen. Dies sind spannende und unterhaltsame Einblicke in eine Zeit, in der das Alte noch nicht vorüber war und das Neue erst noch gefunden werden musste. "Gestern marschierten noch Gebirgsjäger zu Marschmusik durch Garmisch-Partenkirchen, nun erklang Jazzmusik aus den beschlagnahmten Wohnungen", erzählt Karl Bischoff. Binnen weniger Tage wird die Welt auf den Kopf gestellt. Plötzlich tauchen KZ-Häftlinge in gestreifter Kleidung mitten im Ort auf. Aus Wehrmachtssoldaten werden Kriegsgefangene, die mit gesenktem Haupt zum Lager ziehen. Hitlerporträts und Naziflaggen verschwinden und die weiß-blaue Fahne darf wieder wehen. Und plötzlich dreht sich die Welt der Kinder in Garmisch um Orangen, Bananen und Chewinggum. Ein ganz besonderes Schlaglicht auf die Zeit im Frühsommer 1945 ermöglicht das Garmisch-Partenkirchener Tagblatt. Es ist die einzige Zeitung in Deutschland, die nach Kriegsende weiter erscheint. Eine einzigartige Quelle, denn unmittelbar nach dem Krieg sind die Artikel ohne Selbstzensur geschrieben und zeigen, dass das Leben nicht so dunkel und düster war wie später von vielen beschrieben. Hochzeitsanzeigen, Stellengesuche, Kochrezepte und Kurzgeschichten sprühen vor Lebensfreude und Tatkraft. Schien bei Kriegsende der Tourismus für immer vorbei zu sein, wird rasch klar, dass die Besatzer diesen ausbauen wollen. Bereits 1945 kommen 5.000 GIs zur Erholung nach Garmisch-Partenkirchen. 1946 wird das "Garmisch Rest Center" das Hauptquartier für Erholung und Wintersport für die gesamte US-Besatzungstruppe Europas. Über eine Million GIs kommen im Laufe der Jahrzehnte nach Garmisch-Partenkirchen. Mit den Erinnerungen, Fotos und Filmen, die sie mitnehmen, wird Garmisch-Partenkirchen in den USA zu einem Synonym für Deutschland.

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