Angst vor dem Krieg - Norddeutschland in der Zeitenwende
02.06.2025 • 22:00 - 22:45 Uhr
Info, Gesellschaft + Soziales
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General Christoph Huber verantwortet den Aufbau der Brigade Litauen. Er sagt: „Wir stehen dafür ein, dass jeder Zentimeter des NATO-Bündnisgebietes verteidigt wird. Das nimmt die Bundeswehr sehr ernst. Wir müssen bereit sein, für Frieden und Freiheit einzustehen. Und das schließt bei unseren Soldatinnen und Soldaten auch den Einsatz des eigenen Lebens mit ein.“
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Anne Will besucht die Militärsiedlung Rukla in Litauen. Einer, der Orte, an dem die Bundeswehr die Brigade Litauen aufbauen wird. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundeswehr sollen rund 5000 Soldaten und zivile Kräfte dauerhaft im Ausland stationiert werden.
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„Wir haben Angst vor Krieg“, das hört Anne Will immer wieder auf der Demonstration gegen die Münchner Sicherheitskonferenz. Im Saal hat sie erlebt, wie mit der Rede des US-amerikanischen Vizepräsidenten J. D. Vance die Gewissheit schwindet, dass die USA auf Dauer ein verlässlicher Verbündeter sind.
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Originaltitel
Angst vor Krieg - Die Deutschen in der Zeitenwende
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
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Angst vor dem Krieg - Norddeutschland in der Zeitenwende

Seit Februar 2022 herrscht Krieg in Europa. Waffenlieferungen, Aufrüstung, Sanktionen - über die richtigen Reaktionen streitet Deutschland bis heute. Klar ist nur, dass die Kriegsgefahr real ist und das Leben der Menschen in Norddeutschland verändert. Die Journalistin und frühere Talkshow-Moderatorin Anne Will kehrt ins Fernsehen zurück. Auf der Reise trifft sie den 16-Jährigen Theo, der in seiner Freizeit Orgel spielt, aber nun entschlossen ist, zur Bundeswehr zu gehen. Wie so viele Jugendliche. Rund elf Prozent der neu eingestellten Soldatinnen und Soldaten waren zuletzt unter 18 Jahre alt. Ein Rekord und vermutlich auch ein Ergebnis der intensiven Werbemaßnahmen der Bundeswehr bei Social Media, die viele kritisch sehen. Bei einem Kennenlernkurs der Truppe am Marinestützpunkt in Kiel sagt Theo: "Ich bin mir der Risiken bewusst. Aber trotzdem bin ich bereit, Soldat zu werden. Man kann nicht immer nur hoffen, dass es andere machen." Seine Mutter beschreibt bei einem Gespräch am heimischen Küchentisch, wie die Familie mit Theos Entscheidung gerungen habe. Sie sagt: "Natürlich habe ich Angst. Aber ich versuche, mich nicht durch Ängste leiten zu lassen." Nicht nur am Küchentisch zeigt sich, dass der Krieg Norddeutschland erreicht hat, ohne vollends ausgebrochen zu sein. Der Unternehmer Mario Piejde führt in einen Schutzbunker in Hamburg-Barmbek. Piejdes Zielgruppe: Menschen, die sich einen Safe Space für den Ernstfall kaufen möchten. Seine Kunden seien zahlreicher geworden, sagt er. Und sie hätten sich verändert: "Vor fünf oder zehn Jahren war das mehr so ein Männerspielzeug. Heute sind 70 Prozent der Kunden Frauen. Die sagen: Mir geht es um den Schutz der Familie vor kriegerischen Auseinandersetzungen." Und was ist mit den Menschen, die sich keinen privaten Bunker leisten können? Öffentliche Schutzräume gibt es in Deutschland kaum. Nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat Deutschland noch 579 öffentliche Bunker mit Platz für rund 0,5 Prozent der Bevölkerung. Einsatzbereit und funktionsfähig wären davon, Stand jetzt: 0. Wie gut ist Deutschland auf den Ernstfall vorbereitet? Mitarbeitende der Bundeswehr beklagen noch immer die mangelhafte Ausstattung. Munition, Luftverteidigung, einsatzfähige Panzer: Es fehle an vielem und die Aufgaben werden immer zahlreicher. Dazu gehört auch der Aufbau der Brigade Litauen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundeswehr werden Soldaten dauerhaft in einem anderen Land stationiert. 5000 Soldatinnen und Soldaten sowie Kräfte sollen es am Ende sein. Anne Will besucht die Kaserne in der Nähe der litauischen Stadt Kaunas. Auf dem matschigen Kasernengelände steht schweres Gerät; auch der Panzer Leopard 2 ist dabei, den Panzerkommandant Raphael vorführt. Brigadegeneral Christoph Huber verantwortet den Aufbau der Brigade Litauen. Im Interview betont Huber: "Wir stehen dafür ein, dass jeder Zentimeter des NATO-Bündnisgebietes verteidigt wird. Das nimmt die Bundeswehr sehr ernst. Wir müssen bereit sein, für Frieden und Freiheit einzustehen. Und das schließt bei unseren Soldatinnen und Soldaten auch den Einsatz des eigenen Lebens mit ein." Was die Soldaten an der russischen Grenze noch üben, hat Herwig Schopper schon erlebt. Als Fahnenjunker kämpft er im Zweiten Weltkrieg in der Wehrmacht, auch gegen russische Soldaten. Im Mai 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, landet Schopper bei Bad Segeberg in britischer Kriegsgefangenschaft. Damals ist er Anfang 20. Heute, mit 101 Jahren, kehrt er an den Ort zurück, wo für ihn der Zweite Weltkrieg endete. Eine Erfahrung, die ihn für sein Leben prägte. Wo Schüsse fallen und Drohnen fliegen, steigen die Gewinne der Rüstungsbranche. Das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen der Ampelregierung ist ausgegeben, meldet das Beschaffungsamt der Bundeswehr Ende 2024. Nun tritt eine neue Regierung an, die weitere Milliardenschulden für Rüstung macht. Während Deutschlands Wirtschaftslage insgesamt angespannt ist, ergeben sich im Rüstungssektor wirtschaftliche Perspektiven. Wird die Branche zu einem Wirtschaftsstreiber? Die "NDR Story" besucht einen Betrieb und spricht mit Arbeitnehmern, die dem Rüstungshype einen sicheren Arbeitsplatz verdanken. Für sie ist die Zeitenwende ein Glücksfall, ein Stück Sicherheit in unsicheren Zeiten. Zeitenwende - der Film zeigt, wie dieser Begriff für die Menschen in Norddeutschland immer mehr zur neuen Wirklichkeit wird.

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