Charles - Schicksalsjahre eines Königs
01.05.2023 • 20:15 - 21:30 Uhr
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Originaltitel
Charles - Schicksalsjahre eines Königs
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
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"Die Unterstellung, er würde seine Kinder nicht lieben, war sehr verletzend": Doku zeigt Charles III. ungewohnt

Von Elisa Eberle

Knapp eine Woche vor der Krönung von Charles III. erzählt Filmemacherin Claire Walding die Geschichte des "ewigen Thronfolgers" aus einer ungewohnten Perspektive: seiner eigenen.

Viel wurde berichtet über den damaligen Prinzen Charles und seine gescheiterte Ehe mit Diana, über die öffentliche Kritik an seinem politischen Engagement und über das zerrüttete Verhältnis mit seinem Sohn Prinz Harry. Doch was in den zahlreichen Dokumentationen, Reportagen und Porträts zu kurz kam, war Charles' persönliche Sicht auf die Dinge. Knapp eine Woche bevor der einstige Prinz von Wales offiziell zum König gekrönt wird, holt Claire Walding dieses Versäumnis nach: "Charles – Schicksalsjahre eines Königs" heißt die dreiteilige Dokumentation, die nach der Online-Verwertung in der ARD Mediathek nun an einem Stück im Ersten zu sehen ist.

Sie habe versucht, "ein frisches, lebendiges und abgerundetes Bild von Charles zu zeichnen", sagt Claire Walding, die bereits für die Doku "Die Queen – Schicksalsjahre einer Königin" im vergangenen Jahr kurz vor dem Platinjubiläum der Monarchin verantwortlich war: "Dabei ist es nicht meine Absicht, ihn zu verteidigen." Ziel war vielmehr ein Porträt, "das das bisherige Bild von ihm hinterfragt und hilft, den Mann, der jetzt König ist, besser zu verstehen". Das ist ihr zweifellos gelungen.

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Der Tod der Queen als Zeitenwende

Der Film beginnt am 8. September 2022, dem Tag, an dem Queen Elizabeth II. im Alter von 96 Jahren starb: "Das war ein ganz seltsamer Tag", erinnert sich die ARD-Korrespondentin Annette Dittert, die als eine von vielen Expertinnen und Experten zu Wort kommt. Alle Journalisten hätten sich schon lange darauf vorbereitet. "Aber dennoch: Als die Nachricht dann wirklich kam, war es ein Schock!" Sie sei berührt gewesen und habe "gespürt, dass da jetzt eine echte Zeitwende kommen wird". Denn mit dem Tod der Queen wurde ihr damals 73 Jahre alter Sohn zum König einer nach Brexit und wirtschaftlicher Krise tief zerrütteten Nation.

Wie wird er die Herausforderungen der Zeit meistern? Wird es ihm gelingen, die Ärmsten weiterhin zu unterstützen, ohne das Neutralitätsgebot seines Amts zu brechen? Fragen wie diese lassen sich ein halbes Jahr nach der Proklamation nur schwer beantworten. Stattdessen konzentriert sich Walding auf den Blick zurück auf ein Leben, das von der verzweifelten Suche nach Liebe geprägt war: Als Queen Elizabeth II. am 6. Februar 1952 den Thorn bestieg, war Charles gerade einmal drei Jahre alt. Auf die viel beschäftigte Mutter musste der kleine Prinz in den folgenden Jahren häufig verzichten. Das Verhältnis zum Vater, Prinz Philip, galt als angespannt. Trost spendete seine enge Beziehung zur Großmutter, der Queen Mom.

Charles als sorgenvoller Vater

Spannend ist auch die Erzählung von seiner Ehe mit Diana: Wurde Charles in der Vergangenheit häufig als herzloser Ehebrecher dargestellt, präsentiert diese Doku ihn nun in einem anderen Licht: Prinz Philip, heißt es, habe Charles zum Antrag gedrängt. Dass Diana annahm, habe Charles überrascht. "Er machte sich extreme Sorgen, dass der Druck, der auf dieser jungen Frau lastete, für sie zu hoch sein würde", erklärt der Biograf Jonathan Dimbleby. Nach dem frühen Unfalltod Dianas galt seine größte Sorge den Söhnen William und Harry: "Die grausame Behauptung, er sei in irgendeiner Form mit schuld an ihrem Tod, war ziemlich schwierig", erinnert sich Dimbleby: "Und die Unterstellung, er würde seine Kinder nicht lieben, war ebenfalls sehr verletzend und schmerzhaft."

Und wie steht er zu der vieldiskutierten Ehe von Harry und Meghan? Auch hier, so heißt es im Film, sei er besorgt gewesen, dass sein "ungestümer Sohn" Meghan ein falsches Bild vom Windsor-Clan vermittelt hat. Der plötzliche Umzug des Paares habe ihn schwer getroffen. Es besteht noch immer Hoffnung auf eine Versöhnung.

Kein Ende der Monarchie in Sicht

Schwieriger sieht die Lage bei der gesellschaftlichen Anerkennung der Monarchie aus: Seit dem Tod der Queen hagelt es scharfe Kritik an der nie aufgearbeiteten Vergangenheit des British Empires mit Sklavenhandel und Rassismus. In vielen Commonwealth-Staaten wächst der Wunsch nach einer Unabhängigkeit der Krone. Und auch in Großbritannien schwindet die Unterstützung einer Institution, die britische Steuerzahler jährlich rund 90 Millionen Pfund kostet. Es ist sicher, dass Charles III. diese Ausgaben künftig reduzieren wird. Wo genau er den Rotstift ansetzt, bleibt abzuwarten.

Und so heißt es am Ende von "Charles – Schicksalsjahre eines Königs": "Wer auf ein Ende der britischen Monarchie hofft, muss sich wohl noch gedulden. Seit dem Brexit kämpft das Vereinigte Königreich damit, sich neu zu definieren, und Charles wird für viele, wie seine Mutter einst, zu einer Figur der Beständigkeit in unsicheren und stürmischen Zeiten."

Charles – Schicksalsjahre eines Königs – Mo. 01.05. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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