Der ganz normale Weihnachtswahnsinn im TV: Regisseur Jan Georg Schütte setzt seine Impro-Serie "Das Begräbnis" samt seines fantastischen Ensembles fort. In "Das Fest der Liebe" zerstreitet sich die Unternehmerfamilie beim Festessen im Schwäbischen.
Alle Jahre wieder zofft sich die bucklige Verwandtschaft beim chaotischen Weihnachtsessen: Noch immer erfreut sich dieser beliebte Topos in Film und Serie zu den Advents- und Feiertagen großer Beliebtheit. Und warum auch nicht – schließlich dürften Familienstreits beim Gänsebraten auch so manchen Zuschauerinnen und Zuschauern überaus bekannt vorkommen. Wenn sich dann noch ein Profi wie Regisseur Jan Georg Schütte des Themas annimmt, kann eigentlich nichts mehr – respektive in der Handlung: alles – schiefgehen. "Das Fest der Liebe" heißt seine neue Improvisations-Serie, in der die Geschichte der zerstrittenen Unternehmerfamilie aus dem TV-Erfolg "Das Begräbnis" fortgesetzt wird. Diesmal verschlägt es das großartige Ensemble um Charly Hübner, Devid Striesow, Luise von Finckh und Claudia Michelsen vom Leichenschmaus in Mecklenburg zum Festmahl nach Schwaben.
Nachdem Grimmepreisträger Schütte ("Für immer Sommer 90", "Kranitz") seine Darsteller im vergangenen Jahr den alten Familienpatriarchen im äußersten Nordosten der Republik zu Grabe tragen ließ, begeben sich die Meurers diesmal weit in den Südwesten des Landes. Dorthin, ins Schwäbische nämlich, haben zur Weihnachtszeit die Streubles geladen – der westdeutsche Teil des Unternehmerclans, der mit Oliver Wnuk, Andrea Sawatzki, Nicole Heesters und Wolf-Dietrich Sprenger nun prominenten Zuwachs erhält.
In vier Episoden versucht sich die Sippe an einer Ost-West-Zusammenführung der besonderen Art, die schnell zu einem unterhaltsamen Potpourri aus Geheimnissen und Konflikten gerät. Erzählt wird das Ganze von Regisseur Schütte wie gewohnt ohne detailliertes Drehbuch – und dafür voller Stegreif-Momente.
Und so improvisieren sich die acht Hauptdarsteller in vier Episoden von je 45 Minuten durch eine zunächst kammerspielartige Handlung, die vor allem zwischen Küche, Wohnzimmer und Esstisch der großzügigen Streuble-Villa stattfindet. Charly Hübner, der in so gut wie jedem Schütte-Werk eine Hauptrolle übernimmt, verfolgt in der Rolle des Mario das Ziel, beide Familienteile in trauter Harmonie zusammenzubringen. Sein Bruder Thorsten (Devid Striesow) sieht das etwas anders – und in der enorm wohlhabenden Westverwandtschaft vor allem potenzielle Geldgeber. Kann er den Alten, Karl-Eduard Straub (Wolf-Dietrich Sprenger), unterm Weihnachtsbaum zu Investitionen überreden?
Derweil steht der von Oliver Wnuk gespielte Schwager Alexander als höchst gestresster Küchenchef und Gastgeber kurz vor dem Nervenzusammenbruch: Die Gans brennt an, und die Gattin lässt auf sich warten. Als wäre das nicht genug, spitzt sich die Lage am Tisch zu: Das neueste Produkt der Straubs – eine Super-Muffe – entpuppt sich als Erfindung von Mario. Während sich herausstellt, dass Sabine (Claudia Michelsen) ihren eigenen Bruder bestohlen hat, eskaliert die Lage vollends – mit einer absurden Wendung, die das Herz jedes Improvisationsfreundes höher schlagen lässt. Jan Georg Schüttes prämiertes Konzept funktioniert dank eines herrlichen Ensembles – inklusive einer wunderbar schwäbelnden Andrea Sawatzi – auch in der (mal mehr, mal weniger) besinnlichen Zeit.
Das Fest der Liebe – Sa. 23.12. – ARD: 17.15 Uhr