Das Weiße Haus am Rhein
03.10.2022 • 20:15 - 21:45 Uhr
Spielfilm, Historienfilm
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Originaltitel
Das weisse Haus am Rhein
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2021
Spielfilm, Historienfilm

Wo Hitler sich am wohlsten fühlte

Von Franziska Wenzlick

Bis heute zählt das Rheinhotel Dreesen zu den bekanntesten Gasthäusern Bonns. Das Erste erzählt die geschichtsträchtige Vergangenheit der Familie Dreesen nun in einem bewegenden Zweiteiler nach.

"Pass in nächster Zeit auf deinen Sohn auf", warnt Jupp Pützer (Peter Nottmeier) seinen einstigen Vorgesetzten Fritz Dreesen (Benjamin Sadler). Mehr, flüstert der entlassene Hotelkoch, könne er Dreesen nicht verraten. Als Zuschauer weiß man natürlich längst, weshalb der Sohn des Hoteliers in Gefahr schwebt: Emil (Jonathan Berlin) hat als Soldat während des Ersten Weltkrieges seinen Vorgesetzten erschossen – und wird nun, zurück in der Heimat, von einem früheren Frontkameraden (Hendrik Heutmann) erpresst.

Es ist eine beklemmende Hintergrundgeschichte, die sich wie ein roter Faden durch den historischen Event-Zweiteiler "Das Weiße Haus am Rhein" zieht. Immer wieder wird Emil, der stetig ambivalente Protagonist beider Filme, von seinen Taten im Krieg eingeholt. Jeder Schreckmoment erinnert ihn an seine schwere Schuld, die – so zeigen die zahlreichen Rückblenden – letztlich doch nur Selbstverteidigung war. Überhaupt: Emil versucht stets, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Eigentlich. So schmerzt es beim bloßen Zusehen, wie der von Jonathan Berlin brillant verkörperte Juniorchef des "Rheinhotel Dreesen" zunehmend seine eigenen Prinzipien aufgibt.

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Was ist Fiktion, was Wirklichkeit?

"Emils Wandel im Verlauf des Films, die Entscheidung, seine Ideale für das Überleben des Hotels zu verraten, ist der tragischste wie schuldhafteste Punkt der Figur und zeigt einmal mehr, wie fatal es ist, repressiven politischen Kräften nicht in jederlei Hinsicht eine Abfuhr zu erteilen", resümiert auch der gerade einmal 28-jährige Hauptdarsteller Jonathan Berlin. Seine Rolle ist es, die die zu weiten Teilen wahre Geschichte der Hotelierdynastie in der rheinischen Provinz zum mitreißenden Drama werden lässt. So mag es kaum überraschen, dass ebenjener Emil Dreesen so wohl nicht existiert hat – im Gegensatz zu Maria (Katharina Schüttler) und Fritz Dreesen, Emils Eltern im Film.

Wie Geschichtsinteressierte in der Dokumentation "Rheinhotel Dreesen" erfahren können, beruhen Letztgenannte nämlich auf den tatsächlichen Großeltern des heutigen Hotelbetreibers, dem 70-jährigen Fritz Dreesen. Das Erste zeigt den rund 30-minütigen und durchaus informativen Film von Martin Herzog – nach einer kurzen Unterbrechung durch die "Tagesthemen" – am Montag, 3. Oktober, 23.35 Uhr, im Anschluss an den fiktionalen Zweiteiler. Die Doku macht deutlich: "Das Weiße Haus am Rhein" mag die wahren Geschehnisse zwar deutlich komprimiert und den ein oder anderen Konflikt zu Unterhaltungszwecken hinzugedichtet haben. Dass das geschichtsträchtige Hotel und seine Betreiber eine tragende Rolle bei zahlreichen historischen Wendepunkten spielten, ist jedoch unbestreitbar.

So geht Historiendrama!

"Es ist schon irre, was in diesem Haus alles passiert ist", sagt Anna-Maria Dreesen, die das Hotel in Kürze in fünfter Generation übernehmen soll, in der Dokumentation. Auch die mit Darstellern wie Schüttler, Sadler und Nicole Heesters hochkarätig besetzten 90-Minüter, die Regisseur Thorsten M. Schmidt nach einem Drehbuch von Dirk Kämper inszeniert hat, zeigen: Allein das, was sich laut den Spielfilmen zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Vorabend des Zweiten im Rheinhotel zugetragen haben soll, darf getrost als "irre" bezeichnet werden. So stimmt es zwar nicht, dass Charlie Chaplin (im Film verkörpert von Stephen Multari) und Adolf Hitler (Max Gertsch) im Hotel unwissentlich Tür an Tür gelebt haben. Wahr ist jedoch, dass Chaplin 1921 zu Gast war und das Haus der Dreesens ab 1926 "als Lieblingshotel des Führers" galt.

Den Einfluss, den Hitler auf sein erklärtes Lieblingshotel hatte, zeichnen die Filmemacher ebenso eindrücklich nach wie die Tatsache, dass der Diktator ein freundschaftliches Verhältnis zu den Dreesens pflegte – und das, obwohl Fritz Dreesen im Sinne der Nazi-Ideologie als "Halbjude" galt. Diese Widersprüchlichkeit, die exemplarisch ist für die Jahre zwischen den Weltkriegen, fangen Schmidt und Kämper in ihren Filmen ohne Pathos, dafür aber mit viel erzählerischem Geschick ein. Hut ab!

Das Weiße Haus am Rhein – Mo. 03.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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