Zehn Jahre lang war Schimanski im deutschen Fernsehen ein Publikumsliebling, dann schwebte er 1991 mit seinem Lieblingswort "Scheiße" auf den Lippen mit dem Drachenflieger in "Tatort - Der Fall Schimanski" weg. Aus war's mit der beliebten Reihe, Götz George hatte keine Lust mehr, ihm gefielen die Geschichten nicht mehr und er wollte nicht zum "Derrick" werden. Der 'Abflug' hat ihm gut getan, in Komödien wie "Das Schwein - Eine deutsche Karriere" oder "Tote sterben niemals aus" und Krimis wie "Der Sandmann" und "Tor des Feuers" spielte er danach ganz unterschiedliche Charaktere. Schließlich erntete er in der Rolle des berühmt berüchtigten Kindermörders Fritz Haarmann in Romuald Karmakars "Der Totmacher" internationalen Ruhm.
Sechs Jahre nach dem letzten Schimanski-Tatort kehrte George in der Fernsehrrolle wieder auf den Bildschirm zurück - mit großem Erfolg. Doch für Götz George, Sohn des großen Charakterdarstellers Heinrich George (in dessen Rolle er 2013 so brillant in "George" schlüpfte) und seiner Frau, der Schauspielerin Berta Drews, war das bereits die dritte Karriere nach den frühen Bühnenerfolgen in Göttingen. Schon die frühe Kinorolle an der Seite von Johanna von Koczian in Wolfgang Liebeneiners "Jacqueline" machte ihn zum Publikumsliebling. Er erhielt den Bundesfilmpreis und den Preis der Filmkritik. Der Erfolg reißt nicht ab, anspruchsvolle Filme wie Wolfgang Staudtes "Kirmes" (1960) und "Herrenpartie", die sich mit deutscher Vergangenheitsbewältigung befassen, wechseln ab mit Abenteuerfilmen, Krimis und Komödien.
Und als Götz George 1962 erstmals neben Lex Barker und Pierre Brice in dem erfolgreichen Karl-May-Western "Der Schatz im Silbersee" auftrat, wurde er mit dem Bambi-Filmpreis ausgezeichnet. Schon damals machte es ihm Spaß, gefährliche Stunt-Szenen ohne Double zu übernehmen, was er als Schimanski später perfektionierte. Da der Autorenfilm der 60er Jahre für Schauspieler wie Götz George keine Verwendung hatte, arbeitete er auf der Bühne, übernahm Gastspiele, ging auf Tourneen und begann sich allmählich im Fernsehen zu etablieren, übernahm 1970 und ein Jahr später sogar die Hauptrollen in den Mini-Serien "Ein Jahr ohne Sonntag" und "Diamentendetektiv Dick Donald", sowie in den beiden Drei-Teilern "11 Uhr 20" und "Der Illegale". Mit der Rolle des Auschwitz-Kommandanzen Rudolf Höß in Theodor Kotullas "Aus einem deutschen Leben" kehrte er 1977 auf die Leinwand zurück.
Aber erst sieben Jahre später war er dort wieder regelmäßig präsent in Filmen wie Carl Schenkels "Abwärts" (1984), Dominik Grafs "" (1987), Frank Beyers "Der Bruch", sowie in den beiden erfolgreichen Schimanski-Kinofilmen "Zahn um Zahn" und "Zabou". Vor allem aber in Helmut Dietls Filmen "Schtonk" (1991) und "Rossini - Oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1996).
Götz George war ein unermüdlicher Arbeiter, der sich und den anderen keine Ruhe gönnte. Oft drehte er zwei Fernsehfolgen hintereinander und begann zwischendurch noch einen Kinofilm. Seit Anfang 1997 drehte er unermüdlich für Kino und Fernsehen, so Hermine Huntgeburths "Das Trio", mehr als zehn Schimanski-Folgen (ab 1997), den TV-Zweiteiler "Die Bubi-Scholz-Story" und Nico Hofmanns "Solo für Klarinette". Danach sah man Götz George in dem Thriller "Nichts als die Wahrheit" (1998) in der Rolle des "Todesengels von Auschwitz", Josef Mengele, in dem Thriller "Die Entführung" (1999) als verzweifelten Vater, der seine verschleppte Tochter sucht, sowie in "Die Spur meiner Tochter" (2000) und der belanglosen Komödie "Viktor Vogel - Commerical Man" (2001).
Götz George als Horst Schimanski: in den "Tatort"-Folgen "Tatort - Duisburg-Ruhrort", "Tatort - Grenzgänger" (beide 1981), "Tatort - Der unsichtbare Gegner", "Tatort - Das Mädchen auf der Treppe", "Tatort - Kuscheltiere" (alle 1982), "Tatort - Miriam" (1983), "Tatort - Kielwasser", "Tatort - Zweierlei Blut", "Tatort - Rechnung ohne Wirt", "Tatort - Das Haus im Wald" (alle 1984), "Doppelspiel", "Tatort - Zahn um Zahn" (alle 1985), "Tatort - Der Tausch", "Tatort - Schwarzes Wochenende", "Tatort - Freunde" (alle 1986), "Tatort - Spielverderber" (1987), "Tatort - Der Pott", "Tatort - Einzelhaft", "Tatort - Gebrochene Blüten", "Tatort - Moltke" (alle 1988), "Blutspur", "Tatort - Katjas Schweigen" (beide 1989), "Tatort - Zabou", "Tatort - Unter Brüdern", "Tatort - Medizinmänner", "Tatort - Schimanskis Waffe" (alle 1990), "Tatort - Bis zum Hals im Dreck", "Kinderlieb" und "Tatort - Der Fall Schimanski" (alle 1991) und in den "Schimanski"-Krimis "Schimanski - Die Schwadron", "Schimanski - Blutsbrüder", "Schimanski - Hart am Limit" (alle 1997), "Geschwister", "Muttertag", "Rattennest" (alle 1998), "Sehnsucht" (1999) "Schimanski muss leiden" (2000), "Tödliche Liebe", "Schimanski - Kinder der Hölle" (beide 2001), "Schimanski - Asyl" (2002), "Das Geheimnis des Golem" (2004), "Sünde" (2005), "Schimanski - Tod in der Siedlung" (2007), "Schimanski - Schicht im Schacht" (2008), "Schimanski - Schuld und Sühne" (2011), "Schimanski - Loverboy" (2013).
Weitere Filme mit Götz George: "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" (1953), "Ihr große Prüfung" (1954), "Alter Kahn und junge Liebe" (1956), "Kolportage" (1957), "Solange das Herz schlägt" (1958), "Die Fastnachtsbeichte", "Der Teufel spielte Balalaika" (beide 1960), "Mörderspiel", "Ihr schönster Tag", "Alle meine Söhne" - NDR (alle 1961), "Das Mädchen und der Staatsanwalt", "Nur tote Zeugen schweigen" (beide 1962), "Die Flucht", "Liebe will gelernt sein" (beide 1963), "Wartezimmer zum Jenseits", "Unter Geiern", "Wenn der Eismann kommt" (alle 1964), "Ferien mit Piroschka", "Sie nannten ihn Gringo", "Alle meine Söhne" - ZDF-Theater-Mitschnitt - (alle 1965), "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" (1966), "Ich spreng' euch alle in die Luft", "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" (beide 1967), "Match", "Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu", "Himmelfahrtskommando El Alamein" (beide 1968), "Ostwind", "Spion unter der Haube" (beide 1969), "Tatort - Blechschaden" (1971), "Tatort - Rattennest" (1972), "Die Gräfin von Rathenow" (1973), "Madragola" (Theater-Mitschnitt, 1974),"Die Diamanten des Präsidenten", "Tatort - Transit ins Jenseits" (beide 1976), "Der Regenmacher", "Der König und sein Narr" (beide 1980), "Überfall in Glasgow", "Dantons Tod" (beide 1981), "Das schöne Ende dieser Welt" (1983), "Abgehört" (1984), "Blauäugig" (1989), "Schulz & Schulz 1 - 5" (1989 - 1993), "Morlock 1 - 4" (1992 - 93), "Der König von Dulsberg" (1994), "Der Mann auf der Bettkante", "Die Sturzflieger", "Ich und Christine" (alle 1995), "Racheengel - Die Stimme aus dem Dunkeln" (1999), "Bargeld lacht" (2000), "Liebe. Macht. Blind." (2001) , "Mein Vater", "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?", "Liebe ist die halbe Miete", "Der Anwalt und sein Gast", "Gott ist tot" (alle 2002), "Familienkreise", "Alpenglühen", "Blatt & Blüte - Die Erbschaft", "Verliebte Diebe" (alle 2003), "Einmal so wie ich will" (2004), "Kein Himmel über Afrika","Liebe versetzt Berge - Alpenglühen 2", "Kabale und Liebe", "Als der Fremde kam", "Maria an Callas" (alle 2005), "Die Sturmflut", "Der Novembermann", "Commissario Laurenti - Die Toten vom Karst" (alle 2006), "Meine fremde Tochter", "Die Katze", "Mein Kampf", "Schokolade für den Chef" (alle 2008), "Zivilcourage" (2009), "Lüg weiter, Liebling", "Papa allein zu Haus" (beide 2010), "Nacht ohne Morgen", "Nachtschicht - Reise in den Tod" (beide 2011), "Zettl", "Deckname Luna", "Tod einer Polizistin" (alle 2012), "George" (2013).
Darüber hinaus hatte Götz George Gastauftritte in den TV-Serien "Hamburg Transit" (1970), dreimal in "Der Kommissar" (1970 - 73), "Zwischen den Flügen" (1973), "Cafe Hungaria" (1976), "Derrick" (1978), zweimal in "Der Alte" (1978/79) und "Die Sonnenpferde" (1980). Außerdem fungierte er als Co-Produzent zu Carl Schenkels Melodram "Zwei Frauen" (1989).
Am 19. Juni 2016 verstarb Götz George im Alter von 77 Jahren und wurde in Hamburg beerdigt.