Was sind das für Menschen? Die Frage stellt sich unweigerlich, wenn von Naziverbrechen in Auschwitz die Rede ist. Rudolf Höß war Lagerkommandant, ordnete ohne Gewissensbisse den Tod von Millionen an. Diese vorzügliche Filmbiographie zeichnet den Werdegang des phantasielosen Bürokraten nach. Schon im ersten Weltkrieg ist der junge Höß, hier wird er Franz Lang genannt, treuer Empfehlsempfänger. Dann, im Zivilleben, zeigt er sich als vorschriftenhöriger Muster-Arbeiter. Als die Nazis an Macht gewinnen, ist Lang der ideale Mann für ihre Zwecke: Er fragt nicht, er führt aus. Das bringt ihn nach "oben". Lang wird Lagerkommandant im Vernichtungslager Auschwitz. Als er den Befehl erhält, täglich tausend Juden zu töten, ist das für ihn ein Befehl wie jeder andere auch ...
Die bekannteste Rolle von Götz George ist und bleibt zwar sein Rüpel-Polizist Schimanski, seine besten Leistungen brachte er jedoch dann, wenn er erschreckend arglose Unmenschen spielen durfte. Neben seiner intensiven Verkörperung des Serienmörders Fritz Haarmann in "Der Totmacher" ist dies vor allem seine überragende Leistung in Kotullas KZ-Film. George spielt diesen Höß alias Lang als einen nicht einmal besonders abstoßenden Spießer, dessen Gedankenarmut und Obrigkeitstreue geradezu erschütternd ist. Darüber hinaus weist der Film exzellente Produktionswerte auf und ist mit der angemessenen kühlen Sachlichkeit inszeniert.
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