"Das Wichtigste bei einem Solokonzert ist die erste Note, die ich spiele, oder die ersten vier Noten. Wenn sie genug Spannung haben, folgt der Rest des Konzerts daraus fast selbstverständlich", wird Keith Jarrett vom Schweizer Kulturjournalisten Peter Rüedi zitiert. Jarrett gilt als ein Meister der Jazz-Improvisation. Aber "selbstverständlich" war bei seinem legendären "Köln Concert" im Januar 1975 nichts, und ohne die heldenhaften Anstrengungen einer damals blutjungen Veranstalterin wäre es gar nicht erst zur so wichtigen ersten Note gekommen. Jetzt erzählt Regisseur und Autor Ido Fluk die verrückte Geschichte hinter diesem Gig, der Musikgeschichte schreiben sollte, in einem Kinofilm nach.
Premiere feierte "Köln 75" vor wenigen Wochen bei der Berlinale – ein durchaus aufsehenerregendes Projekt, für das der israelische Filmemacher Ido Fluk ("The Ticket") einige große Namen gewinnen konnte. Unter anderem stehen Alexander Scheer, Ulrich Tukur, Jördis Triebel sowie Susanne Wolff auf der Besetzungsliste der deutsch-polnisch-belgischen Produktion. US-Schauspieler John Magaro verkörpert Keith Jarrett, und Mala Emde spielt die besagte Veranstalterin Vera Brandes.
Vera Brandes begann schon als 15-jähriges Mädchen, Konzerte und kleine Touren zu organisieren. Als die Geschichte von "Köln 75" einsetzt, ist sie gerade einmal 16. Eine junge Rebellin, deren Herz ganz für die Musik schlägt und die sich mal wieder etwas Großes in den Kopf gesetzt hat: ein Konzert des amerikanischen Pianisten Keith Jarrett im Kölner Opernhaus. Ein verwegener Plan mit vielen Risiken und Unwägbarkeiten. Bei der Vorbereitung geht so ungefähr alles schief, was schiefgehen kann. Aber am Ende findet da doch ein Konzert statt, das bei Jazz-Liebhabern auf der ganzen Welt bis heute nachklingt: Der Live-Mitschnitt "The Köln Concert", der an jenem Abend entstand, wurde zur meistverkauften Jazz-Soloplatte aller Zeiten.