Eine Sekunde dauert eine Sekunde, eine Woche eine Woche, ein Jahr ein Jahr ... in der Theorie. In der subjektiven Wahrnehmung ist es aber mit der Zeit oft ganz anders, und im Kino sowieso. In "Here" dauern mehrere Hundert Millionen Jahre nur 104 Minuten. Der Ansatz von Robert Zemeckis, basierend auf einer Graphic Novel von Richard McGuire (Drehbuch: Zemeckis, Eric Roth): Er zeigt über den gesamten Film fast ausschließlich den gleichen Flecken Erde. Anfangs rennen hier noch Dinosaurier durchs Bild, dann sieht man hier lange das Wohnzimmer eines Hauses, schließlich reicht die Erzählung sogar bis weit in die Zukunft.
Das besagte Haus wird 1902 erbaut, nach mehreren Besitzerwechseln entschleunigt Zemeckis die Geschehnisse dann (zumindest ein bisschen) ab 1945, als der Ex-Soldat Al Young (Paul Bettany) das Anwesen kauft und mit seiner Familie einzieht. Zu der gehört neben seiner Gattin Rose (Kelly Reilly) unter anderem auch Richard (Tom Hanks). Erst angehender Grafiker, später Versicherungskaufmann, übernimmt Richard das sich stetig wandelnde Haus irgendwann gemeinsam mit seiner Frau Margaret (Robin Wright). Ihre Erlebnisse, in Schlaglichtern immer aus derselben Wohnzimmer-Perspektive beobachtet, erhalten besonders viel Raum (oder eben Zeit) in der Handlung des Films.
104 Minuten, um Millionen Jahre zu erzählen – für manche Kritiker fühlte es sich wohl doch etwas länger an. Die Kritiken zu "Here" fielen nach der Premiere im Oktober beim AFI Film Festival durchwachsen aus. Der große Robert Zemeckis habe sich bei dem Projekt ein wenig verhoben, urteilten manche. Die Botschaft aber kommt klar rüber. So ein ganzes Leben, mag es auch noch so ereignisreich sein, ist je nach Betrachtung doch nicht mehr als ein Wimpernschlag im Lauf der Zeit – und jede Sekunde unendlich kostbar.
Und ganz unabhängig davon, ob man diesen Film nun kurzweilig oder langweilig findet oder ob man hinterher blind auf exakt 104 Minuten getippt haben würde: Bemerkenswert ist dieses Filmprojekt in jedem Fall, weil Kino-Legende Robert Zemeckis für die Umsetzung eine Art persönliches Dreamteam zusammenführte. Mit Drehbuchautor Eric Roth arbeitete der Star-Regisseur schon diverse Male zusammen. Zudem handelt es sich bei "Here" um den ersten Film seit Zemeckis' Meisterwerk "Forrest Gump" (1994), für den Tom Hanks und Robin Wright gemeinsam vor der Kamera standen. Dabei, beide nun als Teenager und später als Senioren zu zeigen, half unter anderem auch moderne KI-Technik.