"Zutiefst rätselhaft, schwindelerregend, verstörend und finster", so beschreibt der Branchendienst "Screen International" den neuen Film von Giorgos Lanthimos, der das Drehbuch zusammen mit Efthymis Filippou entwickelte (die beiden arbeiteten auch schon gemeinsam an "The Lobster"). In bereits veröffentlichten Kritiken werden Vergleiche gezogen zur Arbeit von Quentin Tarantino, aber auch zu der von David Lynch. Die Deutungen gehen in unterschiedliche Richtungen, und doch ist man sich einig: Nach dem Erfolg der üppig ausgestatteten Groteske "Poor Things" (vier Oscars) ist Lanthimos auch mit "Kinds of Kindness" wieder ein großer Wurf gelungen.
Lanthimos und Filippou erzählen in "Kinds of Kindness" nicht eine Geschichte, sondern drei – alle angesiedelt im zeitgenössischen Amerika. Da ist ein Mann, der die Kontrolle über sein Leben verloren hat und mit der inneren Unruhe nicht fertig wird. Ein Polizist, dessen Partnerin erst auf See verschwindet und dann wie ausgewechselt wieder zurückkehrt. Eine Frau, die einem seltsamen Guru nachspürt. Es geht um Macht, Kontrolle, menschliche Beziehungen und wie fast immer bei Lanthimos auch um menschliche Abgründe. Verwirrendes Episodenkino auf hohem Niveau. Verwirrend auch deshalb, weil Lanthimos sich dafür entschied, fast alle Stars seines filmischen Triptychons drei verschiedene Rollen spielen zu lassen.
Angeführt wird der Cast von Emma Stone, die erst vor ein paar Monaten den Oscar als beste Hauptdarstellerin (in "Poor Things") gewann. "Kinds of Kindness" ist ihre vierte Zusammenarbeit mit Giorgos Lanthimos. Und dennoch, so gestand sie kürzlich in einem Interview, sei auch ihr im ersten Moment nicht "unbedingt klar" gewesen, wie die einzelnen Erzählstränge in diesem Film zusammenhängen. Weitere (Mehrfach-)Rollen übernahmen Willem Dafoe, Margaret Qualley, Joe Alwyn, Mamoudou Athie, Hong Chau sowie Jesse Plemons, der zum ersten Mal mit Lanthimos gedreht hat. In Cannes wurde Plemons für seine Darbietung in "Kinds of Kindness" zuletzt bereits als bester Schauspieler ausgezeichnet.