Der Verfall des menschlichen Körpers lässt sich nicht aufhalten und die Zeit schon gar nicht. Aber versuchen kann man es ja doch, immer wieder. Von Oscar Wildes "Bildnis des Dorian Gray" über "Schneewittchen" bis "Der seltsame Fall des Benjamin Button": Der Traum von ewiger Jugend (oder vom ewigen Leben) ist uralt, wird in Kunst und Kultur aber immer wieder neu erzählt. Ein ganz aktueller Beitrag ist der Kinofilm "The Substance". In der Hauptrolle, ausgerechnet: die zuletzt schon halb vergessene 90er-Ikone Demi Moore.
Demi Moore gehörte einmal zur absoluten A-Prominenz in Hollywood. Für "Ghost – Nachricht von Sam" (1990) erhielt sie eine Golden-Globe-Nominierung, mit "Striptease" (1996) wurde sie zur ersten Frau überhaupt, die über zehn Millionen Dollar mit einem einzigen Film verdiente. Das war die goldene Zeit für Demi Moore, damals, als sie noch "jung" war. Als dann die ersten Fältchen kamen (und ein paar misslungene Schönheits-OPs), ließ die Traumfabrik sie fallen. Die inzwischen 61-Jährige, die in den letzten 15 Jahren kaum noch nennenswerte Kino-Rollen ergatterte, dürfte also ziemlich gut nachvollziehen können, wie ihre Figur in "The Substance" sich fühlt.
Elisabeth Sparkle (Moore) war einmal ein weltweit gefeierter Star. Ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag eröffnet ihr dann ein Manager (gespielt von Dennis Quaid), dass es vorbei ist. Sie erhält keine lukrativen Rollen-Angebote mehr, dann scheitert auch der Versuch, sich mit sexy Aerobic-Shows ein neues Standbein aufzubauen. Es geht rasant bergab für Elisabeth – bis sie auf ein Wundermittel mit dem schlichten Namen "The Substance" stößt.
"Hast du jemals von einer besseren Version von dir geträumt? Jünger. Schöner. Perfekter." Ja, ja, ja! Elisabeth, die sich selbst für "alt, fett und abstoßend" hält, springt sofort auf die Versprechen dieser innovativen neuen Zellvermehrungs-Medizin an. Eine einzige Injektion später entsteigt ihr also ein zweites Ich, jünger, schöner, perfekter. Doch die Sache erweist sich, wie so oft bei solchen Geschichten, als fauler Deal: Elisabeth muss sich beim Umgang mit ihrem Alter Ego Sue (Margaret Qualley) an sehr strenge Regeln halten, sonst drohen fürchterliche Konsequenzen.
"The Substance", vermarktet als "feministischer Body-Horror", ist nach "Revenge" (2017) die zweite Kino-Produktion der französischen Autorin und Regisseurin Coralie Fargeat und erntete zuletzt schon eine Menge Lob. Die Besetzung der Hauptrolle mit Demi Moore wird in vielen Kritiken als großer Coup hervorgehoben. In Cannes, wo das satirisch-abgedrehte Drama Premiere feierte, wurde Coralie Fargeat für das beste Drehbuch ausgezeichnet.