Wenig Licht, in jeder Einstellung fast nur Braun- und Grautöne – und dann noch diese tragische Geschichte von zwei ohnehin schon gestraften Zwillingen, die gegen ihren Willen auseinandergerissen werden: Was Adam Elliot dem Publikum da präsentiert, ist über weite Strecken alles andere als vergnüglich oder erbaulich. Aber wer den australischen Animator, Produzent, Autor und Regisseur kennt, weiß: Bei ihm lohnt sich das Durchhalten. Das gilt auch für sein neues Werk, die kunstvoll inszenierte Stop-Motion-Perle "Memoiren einer Schnecke".
Fans von erwachsener Trickfilm-Unterhaltung erinnern sich bestimmt noch an Elliots letzten Knet-Spielfilm, alleine schon aufgrund des sehr eigenwilligen Titels. "Mary & Max – oder: Schrumpfen Schafe, wenn es regnet?" (2009) erzählte von einem vernachlässigten achtjährigen Mädchen und ihrer Freundschaft zu einem übergewichtigen autistischen Goldfischliebhaber. Es war ein gleichermaßen trauriges und rührendes Stück Trickfilm-Kunst, mit dem Elliot sein Können nach dem Oscar-Gewinn für den Kurzfilm "Harvie Krumpet" (2003) erneut eindrucksvoll unter Beweis stellte. Traurig und rührend ist nun auch sein zweiter Langfilm "Memoiren einer Schnecke", der zuletzt ebenfalls für einen Oscar (in der Kategorie "Bester animierter Spielfilm") nominiert war.
"Ich habe schon immer an halbvolle Gläser und Silberstreifen am Horizont geglaubt. Bis mein Glas zerbrach ...", erzählt Grace Pudel rückblickend. Ihre Geschichte: Nach dem frühen Tod der Mutter leben sie und ihr Zwillingsbruder Gilbert alleine bei ihrem querschnittsgelähmten, alkoholkranken Vater. Dann der Moment, in dem das Glas zerbricht: Grace und Gilbert werden vom Jugendamt getrennt und in unterschiedliche Pflegefamilien geschickt. Jetzt bleibt Grace nur noch eine große und immer größer werdende Schneckensammlung. Die Sehnsucht nach ihrem Bruder plagt sie sehr ...