Es ist schon ein wenig paradox: Stephen King wird seit Jahrzehnten als Großmeister der Horror-Literatur gefeiert. Als die besten Stephen-King-Verfilmungen gelten jedoch vor allem diejenigen, die mit klassischem Horror nichts zu tun haben – "Die Verurteilten" und "The Green Mile" zum Beispiel. Aber immerhin, das lässt auch für die neueste Stephen-King-Adaption auf Großes hoffen: "The Life of Chuck", die rückwärts erzählte Geschichte eines Buchhalters, die sich in ihrer "Tonalität" laut Produktion stark an "Die Verurteilten" und "The Green Mile" orientiert haben soll.
Solche größtmöglichen Film-Vorbilder wie eben "Die Verurteilten" zu nennen, das ist in Teilen sicher auch ein Marketing-Kniff. Allerdings: Die große Mehrheit der bisherigen Kritiken (in den USA startete das Drama schon im Juni) fällt positiv aus, beim internationalen Film-Festival in Toronto wurde "The Life of Chuck" mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Im Hintergrund zog mit Regisseur und Autor Mike Flanagan ein echter Stephen-King-Experte die Fäden (Flanagan verfilmte schon "Das Spiel" und "Doctor Sleeps Erwachen"). Vor der Kamera ist Tom Hiddleston in der Titelrolle zu sehen, mit Stars wie Chiwetel Ejiofor und Mark Hamill sind auch die Nebenrollen prominent besetzt. Als Vorlage diente eine Kurzgeschichte, die Stephen King 2020 veröffentlichte.
Das Besondere in der Erzählung liegt darin, dass "The Life of Chuck" quasi mit dem Ende beginnt. Charles "Chuck" Krantz (Hiddleston) stirbt mit 39 Jahren an einem Hirntumor. Eine Tragödie also, aber Flanagan findet wie auch Stephen King in der literarischen Vorlage erstaunlich viel Positives darin. Vom Ableben des Protagonisten ausgehend, wird das Leben von Chuck chronologisch rückwärts rekonstruiert, bis hin zu seiner Kindheit. Und auf dem Weg warten ein paar schöne, lebensbejahende Botschaften, die man so eher nicht gewohnt ist von Stephen-King-Stoffen. "Das Leben ist ein Geschenk" zum Beispiel, und: "Mit jedem Jahr, das du lebst, wird deine Welt größer und heller."