Als sie in einem Magazin als die deutsche Sharon Stone gehandelt wurde, hat ihr Vater nur gefragt: "Wer ist das?" Wen wundert es da, dass Gesine Cukrowski auf dem Teppich geblieben ist? Dabei sieht sie schon ein bisschen wie der US-Star aus, als sie zum Interview erscheint. Mit der kühlen Blonden allerdings, als die man sie neben dem viel zu früh verstorbenen Ulrich Mühe aus der Reihe "Der letzte Zeuge" (1997-2007) kennt, hat die Schauspielerin heute wenig Ähnlichkeit. Ungeschminkt, in Jeans und Turnschuhen, wie die Frau von nebenan, ist sie aus dem Büro ihrer Filmproduktionsfirma ("affect film") gleich um die Ecke gekommen.
Anfang 2000 hat sie sich selbstständig gemacht: "Es hat mich nie ausgefüllt, nur zu schauspielern. Ich möchte Filme machen, die die Menschen bewegen," erzählt sie und meint, "dem deutschen Film mangelt es an Mut, ernste Themen anzugehen. Man sieht fast nur Komödien - dabei liegen die Themen auf der Straße!" Ausländerfeindlichkeit ist so eins. Abheben ist nicht ihr Ding, Selbstüberschätzung und Schwätzen auch nicht, dafür Realitätssinn. Ein erstes Drehbuch jedenfalls hat die Jungunternehmerin bei verschiedenen Fördergremien eingereicht. Thema: Liebesgeschichte mit Thriller-Elementen. Klingt nicht sehr engagiert, aber über Inhalte wird noch nichts verraten.
Seit 1989 spielt Gesine außerdem Theater, und mehr als vier Filme im Jahr möchte sie nicht machen. Sie scheint es sich erlauben zu können: Zwischendurch spielt sie dann im "T.E.A.M. Berlin" (1999) oder in "Der Bulle von Tölz" - oder aber in einer Komödie wie ""Kilimanjaro". Dabei bleibt sogar noch Zeit für ein Hobby, so demonstrierte sie in Berlin mit Ursula Ofner ihr Gesangstalent in "Die Girls. Ein 50er Jahre Musikprogramm". Singen gehört zum "Handwerk" eines Schauspielers. Deshalb hat sie bei der renommierten Brecht-Interpretin Gisela May einen Chanson-Meisterkurs gemacht: "Ich bin zwar keine begnadete Sängerin, aber ich finde es faszinierend, neben dem Körper auch meine Stimme einzusetzen." Allein auf die "kühle Fernseh-Blonde" will sie sich nicht festlegen lassen. "Neulich hat mir ein Produzent erzählt, dass ich nicht die Frau von nebenan spielen könne. Das hat mich fürchterlich genervt. Denn ich bin die Frau von nebenan!" Gesine sagt's und eilt in ihr Büro nach nebenan. Zum arbeiten.
Weitere Filme und Serien mit Gesine Cukrowski: "Aufstand der Dinge" (1989), der TV-Film und die anschließende Serie "Und tschüss! Auf Mallorca" (1995) mit Benno Fürmann, "Und tschüss! In Amerika", "Hilfe, meine Frau heiratet" mit Axel Milberg, "Ein Kind war Zeuge", "Blutige Rache" (alle 1996) mit Uschi Glas, Hartmut Griesmayrs "Tatort - Engelchen flieg", "Die Schläfer" (beide 1998) mit Michael Mendl und Axel Milberg, "www.maedchenkiller.de - Todesfalle Internet" (1999) mit Jochen Horst, "Der Bulle von Tölz - Tödliches Dreieck" (2000), "Bel Ami - Liebling der Frauen", "Der letzte Zeuge - Gerichtsmediziner Dr. Kolmaar" (beide 2001), "Einspruch für die Liebe", "FearDotCom" (2002), "Wunschkinder und andere Zufälle", "Donna Leon - Venezianisches Finale" (beide 2003), "Judith Kemp", "Der Bestseller - Wiener Blut", "Donna Leon - Acqua Alta", "Mit deinen Augen" (alle 2004), "Die Spielerin" (2005), "Rettet die Weihnachtsgans", "Lieben und Töten", "Krieg der Frauen", "Am Ende des Schweigens", "Eine Robbe zum Verlieben", "Die Hochzeit meiner Töchter", "Das Duo - Man lebt nur zweimal" (alle 2006), "Annas Albtraum kurz nach 6", "Eine Robbe und das große Glück", "Das Papst-Attentat" (beide 2007), "Das Wunder von Berlin", "Tatort - Blinder Glaube", "Zwischen heute und morgen" (alle 2008), "Unter anderen Umständen - Auf Liebe und Tod", "Licht über dem Wasser" (beide 2009), "Die Bremer Stadtmusikanten", "Tulpen aus Amsterdam", "Das Duo - Mordbier", "Morgen musst Du sterben", "Racheengel - Ein eiskalter Plan", "Marie Brand und die letzte Fahrt", "Nemesis" (alle 2010), "Ein starkes Team - Am Abgrund" (2011), "Grenzgang" (2013).